Zwei Frauen haben mit einer ungewöhnlichen Protestaktion einen Bürgerdialog im Finanzministerium gestört. Halbnackt wollten sie auf Femizide aufmerksam machen.

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"Frauen sterben, weil du deinen Job nicht machst", schleudern zwei Frauen Finanzminister Christian Lindner (FDP) entgegen. Sie sind halbnackt, die Brüste entblößt. Auf ihren Oberkörpern steht "Keine mehr" und "Stop Femicide", davon berichten "Focus" und "Bild" übereinstimmend.

Was ist ein Femizid?

Die Veranstaltung, die die beiden Frauen für ihren Protest nutzen: ein Bürgerdialog im Finanzministerium am Sonntagabend. Auf dem Rücken der beiden Frauen ist die Forderung zu lesen, die Istanbul-Konvention umzusetzen. Das 2014 verabschiedete Abkommen des Europarats soll Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt bekämpfen. Deutschland hat die Konvention 2017 ratifiziert.

Lindner: Schutz von Frauen ist Sache der Länder

Lindner wollte konkrete Argumente für den Vorwurf hören, die Bundesregierung tue zu wenig. "Zu wenig Geld für den Schutz von Frauen", die Antwort der Protestlerinnen, ehe sie abgeführt werden. Das Finanzministerium, erklärt Lindner seinem Publikum, sei nicht der richtige Ort für solche Forderungen. Denn die Finanzierung von Frauenhäusern oder Fragen der Gewaltprävention würden in den Ländern und Gemeinden geregelt.

Lindner machte laut "Bild" den beiden Frauen den Vorwurf, "Szenen für Social Media" zu inszenieren, statt wirklichen Austausch zu suchen.

Familienministerin Paus will Gewalthilfegesetz zum Schutz von Frauen

"Unser Land hat ein massives Gewaltproblem gegen Frauen. Das muss aufhören", sagte Familienministerin Lisa Paus (Grüne) in Reaktion auf zwei Femizide, die sich Ende August innerhalb einer Woche in Berlin ereignet hatten.

Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler.

Trotz schwacher Umfragewerte: Scholz erwartet zweite Amtszeit

Der Bundeskanzler will es noch mal wissen und rechnet mit einer zweiten Amtszeit – miesen Umfragen und Wahlergebnissen zum Trotz. Doch der Druck auf Scholz könnte in zwei Wochen stark zunehmen ... (Foto: picture alliance/Thomas Koehler)

"Wir brauchen nicht nur ein Sicherheitspaket gegen terroristische Messerstecher, sondern auch für die Prävention und den Schutz von Frauen vor Gewalt." Sie bereite ein sogenanntes Gewalthilfegesetz vor, das allen Betroffenen einen Schutzanspruch auf Hilfe einräumen solle, sagte Paus.

Neben der Störaktion ging es bei dem Dialog-Format vor allem um Themen wie den Bundeshaushalt, Deutschlands Wirtschaft, den Krieg in der Ukraine und Migration. Lindner sprach sich in diesem Zusammenhang für ein hartes Vorgehen aus. Nur mit konsequenter Kontrolle bei der Einwanderung könne Deutschland ein tolerantes und liberales Land bleiben, sagte er. (ras)

Verwendete Quellen

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