Der Krieg im Sudan hat sich zur größten humanitären Katastrophe der Gegenwart entwickelt. Heute berät Deutschland mit anderen Ländern über die Lage. Doch die Konfliktparteien fehlen.
13 Millionen Vertriebene, bis zu 150.000 Tote und 25 Millionen Menschen, die von akutem Hunger bedroht sind - das ist die bittere Bilanz nach zwei Jahren Bürgerkrieg im Sudan.
Weiterhin stehen sich dort Regierungstruppen und die paramilitärische Miliz RSF unversöhnlich gegenüber und sorgen damit laut Helfern für die aktuell größte humanitäre Krise weltweit.
Sudan-Konferenz ohne Konfliktparteien
Auf den Tag genau zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs im Sudan beginnt am Dienstag in London eine internationale Konferenz zur Lage in dem nordafrikanischen Land. Ausrichter des Treffens von 17 Ländern und fünf internationalen Organisationen sind Großbritannien, Deutschland, Frankreich, die EU und die Afrikanischen Union.
Das Problem: Weder die sudanesische Armee noch die gegen sie kämpfende RSF-Miliz waren nach Angaben des Auswärtigen Amtes bereit, sich an einen Tisch zu setzen.
Krieg im Sudan: Den Waffenhahn zudrehen
Deshalb hat die Konferenz vor allem den Zweck, die Unterstützer der jeweiligen Seiten zu einem Waffenstopp zu bewegen. So unterstützen aktuell vor allem arabische Staaten – insbesondere Ägypten - die Armee. Die Miliz RSF erhält dagegen Waffen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, berichtet die Nachrichtenagentur afp.
Doch die Lage ist unübersichtlich: Die Emirate bestreiten, dass sie die Miliz militärisch unterstützen. UN-Experten konnten Ihnen das in einer Untersuchung auch nicht nachweisen. Demnach gelangten aber Waffen aus Libyen in den Sudan.
Zudem seien Kämpfer in Nachbarländern wie dem Tschad, Libyen und der Zentralafrikanischen Republik rekrutiert und in den Südsudan geschickt worden, erklärten die UN-Experten. Auch gebe es glaubwürdige Anschuldigungen, dass kolumbianische Söldner auf der Seite der Miliz kämpften.
So benannte UN-Generalsekretär António Guterres am Montag auch keine konkreten Waffenlieferanten, als er einen Stopp der Waffenlieferungen forderte. Er appellierte an diejenigen mit dem "größten Einfluss" auf die Kriegsparteien, diesen zu "nutzen, um das Leben der Menschen im Sudan zu verbessern - und nicht, um diese Katastrophe fortzusetzen".
Armee und Miliz eskalieren den Konflikt weiter
Constantin Grund von der Friedrich-Ebert-Stiftung hat am Montag die militärische Lage analysiert. Er kommt zu dem Schluss, dass die RSF zunehmend unter Druck gerät: "Die sich verschlechternde militärische Lage der RSF könnte dazu führen, dass deren Unterstützer ihre bisherige Haltung überdenken."
Entschieden sei der Konflikt aber noch nicht. Die RSF halte im Westen des Landes weiterhin Gebiete von der Größe Spaniens.
Laut der Denkfabrik ICG eskalieren sowohl die RSF als auch die Armee den Konflikt weiter. Die Armee hat im März die Hauptstadt Khartum zurückerobert. Statt den Fortschritt bei der Kontrolle der Hauptstadt "für den Frieden zu nutzen, scheint die Armee auf einen totalen Sieg zu drängen, während die RSF den Krieg auf neue Gebiete ausweiten will", heißt es im jüngsten ICG-Bericht.

Ausweitung des Konflikts befürchtet
Auch das ist wohl ein Ziel der Konferenz heute: Ein Ausgreifen des Konflikts auf Nachbarstaaten wie Ägypten, Äthiopien oder Tschad zu verhindern. Diese Länder tragen schon jetzt eine große Last, da viele Flüchtlinge aus dem Sudan zu Ihnen kommen. Langfristig könnte der Bürgerkrieg im Sudan so auch diese Länder destabilisieren, befürchten Beobachter.
Am heikelsten ist die Lage im Südsudan. Dort droht wegen des Konflikts zwischen Präsident und Vizepräsident ein Bürgerkrieg.
Baerbock: "Dieser Krieg muss enden"
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock berichtete in London von einem Besuch in einem Flüchtlingslager im Sudan, bei dem sie "schreckliche Berichte von vergewaltigten Frauen und Kindern" und von Hungertoten gehört habe.
Es müsse sichergestellt werden, dass die humanitäre Hilfe bei den Betroffenen ankomme, sagte die Außenministerin weiter auf Englisch. "Aber ich will auch klarmachen: Keine humanitäre Hilfe reicht aus, wenn dieser Krieg weitergeht. Dieser Krieg muss enden."
Um der laut Afrikanischer Union größten humanitären Katastrophe der Welt zu begegnen, sind die vielen Vertriebenen auf Hilfe von außen angewiesen.
Zumindest in diesem Punkt vermeldete die EU-Kommission heute Mittag Fortschritte. Anlässlich der internationalen Konferenz zur Lage im Sudan wurden Hilfen in Höhe von 522 Millionen Euro angekündigt. Zusammen mit Hilfen von anderen Staaten wie Großbritannien kommen insgesamt mehr als 800 Millionen Euro zusammen.
Wie die EU-Kommission am Dienstag mitteilte, kommen 282 Millionen Euro von der Kommission selbst, der Rest von Mitgliedsstaaten, unter anderem Deutschland, Polen und Spanien. Die EU werde dringend benötigte Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Wasser und Hygiene sowie Bildung bereitstellen, hieß es weiter.