- Karl Lauterbach und Jens Spahn warnen auf der Bundespressekonferenz vor zu hohen Erwartungen hinsichtlich Lockerungen.
- Spahn rechnet damit, dass aktuelle Öffnungsschritte vielleicht zurückgenommen werden müssen.
- Lauterbach geht noch einen Schritt weiter: Er fordert offen eine Rückkehr in den Lockdown.
SPD-Gesundheitsexperte
Es ergebe keinen Sinn zu warten. Je früher man reagiere, desto kürzer müsse der Lockdown sein, um wieder auf eine beherrschbare Fallzahl zu kommen.
Lauterbach spricht vom Beginn einer "fulminanten dritten Welle". Seinen Angaben nach ist durch die stattfindende Verdrängung der alten Virusvariante durch neue Varianten Mitte April mit einer deutschlandweiten Inzidenzzahl von 200 zu rechnen. Wenn die Fallzahlen nicht abgebremst würden, sei eine Überlastung der Intensivstationen in wenigen Wochen zu erwarten.
Lauterbach begrüßte zugleich die für diesen Freitag geplante Fortsetzung der Impfung mit Astrazeneca. Es handele sich dabei um einen sehr wirksamen Impfstoff, der bei den älteren Menschen die Krankenhauseinweisungen und den Tod sehr sicher verhindern könne.
"Daher ist der Impfstoff sicher, und der Nutzen ist gewährleistet, und ich begrüße ausdrücklich, dass in Deutschland die Impfung wieder begonnen hat." Er würde diesen Impfstoff jederzeit nehmen, sagte Lauterbach.
Spahn: Befinden uns in der dritten Welle
Ein ähnliches Bild zeichnet Gesundheitsminister
"Zur ehrlichen Lageanalyse gehört: Es gibt in Europa noch nicht genügend Impfstoff, um die dritte Welle allein durch Impfen zu stoppen", sagte Spahn. "Selbst wenn die Lieferungen aus EU-Bestellungen nun zuverlässig kommen, wird es noch einige Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind." Erst dann könne man auch über breitere Öffnungen reden. "Wir werden also noch einen langen Atem brauchen."
Die steigenden Infektionszahlen könnten bedeuten, dass es vielleicht keine weiteren Öffnungsschritte geben könne - sondern "sogar Schritte rückwärts" nötig würden. An diesem Montag wollen die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die weiteren Schritte bei den Beschränkungen beraten.
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Spahn: Russischen Corona-Impfstoff notfalls im Alleingang bestellen
Mit Blick auf den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V sprach sich Spahn für zügige Vereinbarungen zum möglichen Erwerb ausgesprochen - notfalls auch im nationalen Alleingang ohne europäische Partner. Er könne sich "vorstellen, dass wir Verträge zügig abschließen", sagte Spahn.
Sein Ministerium sei "in engem Austausch" mit den russischen Stellen, dabei gehe es auch um ein sogenanntes Memorandum of Understanding, also eine vorvertragliche Absichtserklärung.
Bei dem möglichen Erwerb von Sputnik V wolle Deutschland nicht unbedingt auf eine Entscheidung auf EU-Ebene warten, sagte Spahn. "Ich bin tatsächlich sehr dafür, dass wenn die Europäische Union dann nichts macht, wir das auch national machen."
Voraussetzung eines Einsatzes von Sputnik V in Deutschland ist für Spahn die Zulassung in der EU
Voraussetzung sei, dass das russische Präparat in der EU zur Verimpfung zugelassen werde. Dazu müsse die russische Seite noch Daten liefern: "Sobald ausreichend Datenpakete da sind, ist eine ordentliche Zulassung schnell möglich", sagte Spahn.
Mit der russischen Seite werde derzeit unter anderem über mögliche Liefermengen verhandelt, sagte Spahn. Deutschland unterstütze Russland dabei, für die Produktion des Impfstoffs Kooperationspartner in Deutschland und Europa zu finden.
In den vergangenen Tagen hatten sich mehrere Ministerpräsidenten für die Verwendung von Sputnik V ausgesprochen und gefordert, bereits vor der Zulassung über Lieferungen zu verhandeln. Das Präparat aus Russland soll dabei helfen, die Impfstoffknappheit in Deutschland zu lindern. (dpa/ank)
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