Linke-Chef Martin Schirdewan lässt weiter offen, ob er beim anstehenden Parteitag erneut als Vorsitzender kandidieren möchte. Co-Chefin Janine Wissler und er würden "natürlich auch Klarheit schaffen, ob wir nochmal antreten oder nicht", sagte er auf entsprechende Nachfragen bei einer Pressekonferenz in Berlin.

Mehr aktuelle News

Er verwies aber zugleich auf einen am Wochenende in der Partei vereinbarten Fahrplan für die kommenden Monate, auch was die Klärung personeller Fragen angeht.

Bei einer Klausur des Vorstands und der Landesvorsitzenden der Linken in Berlin war am Sonntag vereinbart worden, dass eine Arbeitsgruppe einen Fahrplan für eine inhaltliche, strategische und personelle Aufstellung mit Blick auf den Bundesparteitag im Oktober in Halle erarbeiten soll. Bei dem Treffen sollen Schirdewan und Wissler sehr deutlich gemacht haben, dass sie nicht an ihren Stühlen klebten, hieß es anschließend aus Parteikreisen.

Lange Beratungen und klebende Stühle

Darauf angesprochen, blieb Schirdewan am Montag im Ungefähren. Es sei am Sonntag eine sehr lange Sitzung an einem Sommertag gewesen, im Raum sei es immer wärmer geworden und die Stühle hätten angefangen zu kleben. "Und da habe ich gesagt, ich muss nicht an diesem Stuhl kleben." Er finde das Bild, an einem Stuhl zu kleben auch nicht besonders attraktiv. "Es ist schon ein bisschen unbequem, also Beinfreiheit in der Politik braucht man ja auch. Von daher, an Stühlen kleben ist da eher selten ratsam." Man werde klug miteinander den Parteitag vorbereiten.

Druck aus der Partei

Die Linke wird seit 2022 von Wissler und Schirdewan geführt. Die Partei verbuchte seither eine Serie von Wahlschlappen. Nach dem schlechten Abschneiden bei der Europawahl (2,7 Prozent) hatte Schirdewan angedeutet, dass er über einen Rückzug beim Parteitag nachdenke.

In der vergangenen Woche hatten die früheren Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi und Dietmar Bartsch eine "strukturelle, politische und personelle Erneuerung" gefordert. Die sachsen-anhaltische Fraktionschefin Eva von Angern drängte Wissler und Schirdewan, beim Parteitag nicht mehr anzutreten.

Bei der Sitzung am Wochenende habe es selbstkritische Töne der Parteivorsitzenden und der Landesvorstände gegeben, dass programmatische Klärungsprozesse liegengeblieben seien, hieß es danach. Doch sei auch kritisiert worden, dass Bartsch und seine Anhänger in der Öffentlichkeit eine Personaldebatte angefeuert hätten.

Die Linke hatte nach jahrelangem Richtungsstreit im Oktober 2023 mit Sahra Wagenknecht eine ihrer bekanntesten Politikerinnen verloren. Sie gründete ihre eigene Partei, das Bündnis Sahra Wagenknecht, und erreichte bei der Europawahl aus dem Stand 6,2 Prozent. Ein Großteil der Stimmen kam von früheren Linken-Wählern.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.