Die Debatte über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters geht weiter. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sprach sich in den Funke-Zeitungen vom Montag für "differenzierte Lösungen" in dieser Frage aus. Er reagierte damit auf die Forderung der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm, das gesetzliche Renteneintrittsalter generell an die Lebenserwartung zu koppeln.

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"Man kann nicht pauschal das Rentenalter erhöhen", sagte dazu Linnemann. "Es gibt Menschen, die bei steigender Lebenserwartung länger arbeiten können. Es gibt aber auch sehr viele, die schon mit 60 aus körperlichen Gründen nicht mehr können - ob etwa in der Pflege oder im Handwerk."

Die Idee für eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung war im Frühjahr aus den Reihen der CDU ins Gespräch gebracht worden. Die Partei erarbeitet gerade ein neues Grundsatzprogramm. Linnemann, der seit Mitte Juli CDU-Generalsekretär ist, hatte sich in diesem Zusammenhang früher klar für eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung ausgesprochen.

Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober, sagte den Funke-Zeitungen, eine Erhöhung komme "allenfalls mit längeren Übergangsfristen in Betracht, denn Menschen planen ihre Rentenphase langfristig". Er forderte, das freiwillige Arbeiten jenseits der Altersgrenze müsse attraktiver und unbürokratischer werden. SPD und Grüne müssten mit der FDP pragmatische Lösungen auf den Weg bringen, so Kober.

Die Wirtschaftsweise Grimm hatte den Funke-Zeitungen gesagt: "Man sollte die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt an die Lebenserwartung koppeln." Die Ökonomin fügte hinzu: "Es ist fraglos notwendig, das gesetzliche Rentenalter weiter anzuheben."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt derartige Überlegungen hingegen ab. Unterstützung erhielt er von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Die Situation der Rentensysteme habe sich aufgrund der starken wirtschaftlichen Entwicklung "deutlich positiver entwickelt, als man es noch vor zehn Jahren gedacht hätte. Das System funktioniert", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Unabhängig davon müsse man das Rentensystem aber dahingehend weiterentwickeln, "dass es angesichts des Fachkräftemangels mehr Anreize für diejenigen setzt, die auch im Rentenalter noch weiterarbeiten wollen", sagte allerdings auch Weil. Als Beispiel verwies er auf den Lehrermangel. "Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass pensionierte Lehrerinnen und Lehrer darüber nachdenken, ob sie nicht in Teilzeit in die Schule zurückkehren und Unterricht machen wollen", sagte der Ministerpräsident. Dafür sollten stärkere Anreize gesetzt werden.

Strikt gegen eine Anpassung des Renteneintrittsalters an eine steigende Lebenserwartung wandte sich die Linkspartei. Dies führe "zu einer Rentenkürzung durch die Hintertür", sagte Bundesgeschäftsführer Tobias Bank in Berlin. Er forderte stattdessen eine Rentenversicherung für alle, "in die auch Beamte, Politiker und Selbstständige einzahlen".  © AFP

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