An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es zu schweren Auseinandersetzungen. Auf beiden Seiten gibt es bereits Opfer zu beklagen. Die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts wächst. Der Tag im Überblick.
Wachsende Spannungen zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon erhöhen die Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Bei einem Angriff Israels auf einen libanesischen Grenzort wurden Medienberichten zufolge in der Nacht zum Mittwoch drei Menschen getötet. Die mit dem Iran verbündete Hisbollah reklamierte neue Raketenangriffe auf Israel für sich. Im Gazastreifen stieg die Zahl der Todesopfer unterdessen weiter an. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bezeichnete den Gaza-Krieg als "Vernichtungskrieg" und machte den USA schwere Vorwürfe.
Offensive im Norden rückt näher
Das israelische Militär zeigt sich zunehmend bereit, den Kampf gegen die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon entscheidend auszuweiten. "Heute haben wir eine Reihe von Plänen für die Zukunft gebilligt, und wir müssen, wenn nötig, für eine Offensive bereit sein", sagte Generalstabschef Herzi Halevi am Mittwoch bei einem Besuch des Armeekommandos in der nordisraelischen Stadt Safed. «Die israelischen Streitkräfte und ihr Nord-Kommando sind auf einem sehr hohen Niveau der Bereitschaft», fügte er hinzu.
Seit dem Überfall der aus dem Gazastreifen operierenden islamistischen Hamas auf das Grenzgebiet im Süden Israels am 7. Oktober liefert sich das israelische Militär ständige Kämpfe mit Hisbollah-Einheiten im Südlibanon.
Die Hisbollah beschoss am Mittwoch die israelische Grenzstadt Kiriat Schmona mit Raketen. Mehrere Gebäude seien beschädigt worden, teilte die israelische Polizei mit. Menschen wurden demnach nicht verletzt. Die Behörden hatten zu Beginn des Gaza-Kriegs Zehntausende Bewohner der Nordregion aus Sicherheitsgründen ins Landesinnere gebracht. Bei israelischen Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon starben am Mittwoch drei Menschen, unter ihnen ein Hisbollah-Kämpfer, wie die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete.
Die Kämpfe seit Anfang Oktober stellen an diesem Schauplatz die schwerste militärische Konfrontation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006 dar. Experten zufolge folgen sie aber immer noch gewissen unausgesprochenen Regeln. Beide Seiten vermeiden bislang eine weitere Eskalation. Die vom Iran ausgerüstete Hisbollah kontrolliert im Prinzip die Regierung im Libanon und verfügt über ein für Israel bedrohliches Raketenarsenal. Der jüdische Staat ist wiederum militärisch dazu fähig, dem Libanon unermesslichen Schaden zuzufügen.
Hamas-Behörde: Zahl der Toten im Gaza-Krieg steigt auf 21.100
Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in dem Küstenstreifen 21 110 Menschen getötet. Mehr als 55 200 Palästinenser seien verletzt worden. Allein innerhalb von 24 Stunden seien bei israelischen Angriffen im Gazastreifen 195 Menschen getötet worden, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht. Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.
Bericht über zahlreiche Tote bei Angriff nahe Klinik in Chan Junis
Bei einem mutmaßlichen israelischen Angriff auf ein Gebäude in der Nähe eines Krankenhauses in Chan Junis im südlichen Gazastreifen soll es am Mittwoch viele Tote gegeben haben. Ein Sprecher der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sprach von 20 Toten und Dutzenden Verletzten. Auch der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond schrieb auf der Plattform X, bei einem Angriff auf ein Wohngebäude nahe dem Al-Amal-Krankenhaus habe es Dutzende Tote und Verletzte gegeben. Alle Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Abbas: Krieg in Gaza ist "mehr als ein Vernichtungskrieg"
Der Gaza-Krieg ist nach Worten von Palästinenserpräsident Abbas "mehr als ein Vernichtungskrieg". In einem Interview mit dem ägyptischen Fernsehsender ON am Dienstagabend sagte er: "Unser Volk hat noch nie einen solchen Krieg erlebt, nicht einmal bei der Nakba-Katastrophe von 1948." Der Begriff Nakba (Katastrophe) bezieht sich auf die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im ersten Nahost-Krieg 1948. Gleichzeitig machte Abbas die USA für die Fortsetzung des Kriegs verantwortlich: "Immer wenn die Welt, der (UN)-Sicherheitsrat und die Generalversammlung den Krieg stoppen wollen, legen die USA ihr Veto ein und weigern sich, den Krieg zu beenden." Wenn die USA wollten, könnten sie Israel dazu bewegen, den Krieg zu beenden. Alles, was derzeit passiere, passiere mit der Unterstützung der USA.
Irans Verteidigungsminister droht Israel nach Tötung von General
Irans Verteidigungsminister drohte nach der Tötung eines hochrangigen Generals in Syrien mit Vergeltung. "Zur rechten Zeit am rechten Ort werden wir dem schwachen zionistischen Feind (Israel) eine mächtige Antwort geben", sagte Mohammed-Resa Aschtiani laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim am Mittwoch.
Am Montag war der iranische General Sejed-Rasi Mussawi, ein ranghohes Mitglied der iranischen Revolutionswächter (IRGC), in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus durch einen mutmaßlich israelischen Luftangriff getötet worden. (dpa/cgo)
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