Israel sieht die Bedingungen für eine Waffenruhe noch nicht erfüllt. Ministerpräsident Netanjahu behält sich das Recht vor, den Krieg wieder aufzunehmen.

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Nach der Vereinbarung einer Waffenruhe im Gazastreifen wirft Israel der Terrororganisation Hamas vor, die Bedingungen dafür noch nicht geschaffen zu haben. Laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu legte die Hamas noch keine Liste mit den Namen der drei Geiseln vor, die am Sonntag planmäßig freigelassen werden sollen.

Hamas schuldet Israel noch Namen der Geiseln, die Sonntag freigelassen werden

"Wir werden das Abkommen nicht umsetzen, bis wir, wie vereinbart, eine Liste der Geiseln erhalten, die freigelassen werden", erklärte Netanjahu am Samstagabend (18. Januar). Einer seiner Sprecher erklärte auf Nachfrage von AFP, Netanjahus Forderung beziehe sich auf die Geiseln, die am Sonntag freigelassen werden sollen.

Netanjahu pocht darauf, im Falle eines Scheiterns des Gaza-Deals, die Kämpfe weiterführen zu können. Israel behalte sich das Recht vor, bei Bedarf in den Krieg zurückzukehren, sagte er in einer Ansprache. Er sprach von einer "vorübergehenden Waffenruhe". Die erste Phase der Vereinbarung soll zunächst sechs Wochen dauern.

Netanjahu will bei Scheitern des Gaza-Deals Krieg fortsetzen

Falls die in Kürze geplanten Verhandlungen über eine zweite Phase des Abkommens ergebnislos blieben, unterstützten sowohl US-Präsident Joe Biden als auch dessen designierter Nachfolger Donald Trump Israels Recht, die Kämpfe im Gazastreifen wieder aufzunehmen, behauptete Netanjahu. "Wenn wir zum Kampf zurückkehren müssen, werden wir dies auf neue Arten und mit großer Macht tun", sagte er - ohne weitere Details zu nennen.

Nach Angaben beider Seiten dürfte der erste Austausch von Gefangenen nicht vor 15.30 Uhr MEZ erfolgen und damit sechs Stunden nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe.

Erste Phase des Abkommens: 33 israelische Geiseln gegen Hunderte inhaftierte Palästinenser

Im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens sollen in einer ersten Phase 33 der von der Hamas im Gazastreifen gehaltenen Geiseln freikommen. Israel soll im Gegenzug innerhalb der sechs Wochen hunderte Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen. Israel nannte am Freitag die Zahl von 737 freikommenden Häftlingen, Ägypten am Samstag die Zahl von mehr als 1890.

Zu den Geiseln hieß es aus dem Hamas-Umfeld, als Erstes sollten drei israelische Frauen freigelassen werden. Das Rote Kreuz werde die ersten Geiseln am Sonntag gemeinsam mit ägyptischen und katarischen Teams in Empfang nehmen. Sie würden dann nach Ägypten gebracht und dort der israelischen Seite übergeben.

Das israelische Justizministerium hatte eine Liste von 95 palästinensischen Häftlingen veröffentlicht, die am Sonntag freigelassen werden sollten, die Mehrheit von ihnen Frauen. (afp/dpa/bearbeitet von mt)

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