Seit Wochen wurde ein großer Angriff der Hisbollah auf Israel befürchtet. Nun hat die Miliz nach eigenen Angaben Hunderte Raketen abgefeuert.

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Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs nach eigenen Angaben vorerst beendet. "Unser Militäreinsatz für heute ist abgeschlossen", teilte die vom Iran unterstützte Miliz mit. Alle Geschosse seien wie geplant auf israelische Ziele abgefeuert worden.

Der Angriff der Hisbollah sei die Antwort auf die Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der Hauptstadt Beirut, teilte die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz mit. Schukr war vor knapp einem Monat bei einem israelischen Angriff getötet worden.

Hisbollah: 320 Raketen abgefeuert

Nach Angaben der schiitischen Miliz wurden mehr als 320 Raketen des Typs Katjuscha unter anderem auf israelische Militärstützpunkte abgefeuert. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Nach israelischen Medienberichten wurden 200 Raketen und rund 20 Drohnen vom Libanon aus auf Israel abgefeuert und zu einem großen Teil abgefangen. Der Beschuss sei "Teil eines größeren geplanten Angriffs" gewesen, "den wir heute Morgen zu einem großen Teil vereiteln konnten", sagte der israelische Armeesprecher Nadav Schoschani am Sonntag laut Nachrichtenagentur AFP.

Die Hisbollah kündigte eine erneute Rede ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah an. Er werde dabei auch eingehen auf Israels Behauptung, eine Attacke der Hisbollah mit eigenen Angriffen im Libanon vereitelt zu haben.

Bei den Angriffen wurden dem libanesischen Gesundheitsministerium zufolge drei Menschen getötet. Beim gegenseitigen Beschuss der Hisbollah und Israels kamen in den vergangenen Monaten Dutzende Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze ums Leben.

Nahostkonflikt - Libanon
Hisbollah-Chef Nasrallah hatte schon vor Wochen Vergeltung angekündigt. (Archivbild) © dpa / Mustafa Jamalddine

Israel im Ausnahmezustand

Israel verhängte den landesweiten Ausnahmezustand. Er gelte seit 6:00 Uhr Ortszeit (05:00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant.

Israel hatte zuvor erklärt, das Militär habe mit rund 100 Kampfflugzeugen in einem "Akt der Selbstverteidigung", zahlreiche Ziele im Süden des Libanons attackiert.

Das israelische Militär habe vor Kurzem festgestellt, dass sich die Hisbollah darauf vorbereite, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am frühen Morgen mit.

Der israelische Verteidigungsminister Galant sprach nach Beginn der Angriffe im Libanon mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin, wie Galants Büro mitteilte. Die beiden hätten betont, wie wichtig es sei, eine regionale Eskalation zu vermeiden.

Die USA gelten als Schutzmacht Israels und hatten zuletzt zusätzliche Kriegsschiffe, Flugzeuge und auch ein mit Raketen bestücktes Atom-U-Boot in die Region verlegt - wohl auch, um Israel im Fall eines Angriffs durch Kräfte im Libanon oder den Iran unterstützen zu können.

Israelischer Rettungsdienst ruft höchste Bereitschaftsstufe aus

Angesichts der nach israelischen Angaben unmittelbaren Bedrohungslage an der Grenze zum Libanon rief der israelische Rettungsdienst landesweit die höchste Bereitschaftsstufe aus, wie die "Times of Israel" berichtete.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor mehr als zehn Monaten beschießt die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele in dem Nachbarland an.

Die im Gaza-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza auch eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann. Die Gespräche darüber sollen am Samstag in Kairo weitergehen. (dpa/AFP, bearbeitet von spl)

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