Als erster US-Präsident der Geschichte hat Donald Trump nordkoreanischen Boden betreten. Einen "großen Tag für die Welt" nennt Trump sein Treffen mit Machthaber Kim Jong Un. Dessen Sprachrohr, die staatliche Nachrichtenagentur, stimmt in das Loblied ein. Doch was bleibt außer schöner Bilder?

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Von Donald Trump sind wir Eigenlob gewohnt und so wirkte es schon fast bescheiden, als der US-Präsident am Sonntag von einem "großen Tag für die Welt" sprach. Schließlich hatte er Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in der entmilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea getroffen und anschließend als erster US-Präsident der Geschichte nordkoreanischen Boden betreten.

Auch aus Nordkorea nur freundliche Töne: Kims Sprachrohr, die staatliche Nachrichtenagentur KCNA, hat das Treffen am Montag als "historisch" bezeichnet. Die Bilder vom Handschlag der beiden - sie gingen um die Welt. Und weiter?

Experte: "Standpunkte weiterhin unvereinbar"

"Das Treffen markiert sicher keinen Durchbruch", sagt Nordkorea-Experte Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung im Gespräch mit unserer Redaktion. Trump und Kim haben sich lediglich darauf verständigt, die Gespräche über eine Denuklearisierung der Atommacht Nordkorea wieder aufzunehmen. In den kommenden "zwei oder drei Wochen" würden Unterhändler mit ihren Beratungen beginnen, kündigte der US-Präsident an.

Was man sich davon erhoffen darf? "Ein gutes persönliches Verhältnis ist für die Verhandlungen natürlich grundsätzlich gut", sagt Schmidt. Auch wertet er es als Fortschritt, dass die USA jetzt bereit sind, nicht nur die Denuklearisierung, sondern parallel auch andere Fragen zu behandeln, etwa, unter welchen Bedingungen sich die Sanktionen gegen Nordkorea aufheben lassen.

Allzu optimistisch ist der Experte dennoch nicht. "Im Grundsatz sind die Standpunkte von Nordkorea und den Vereinigten Staaten weiterhin nicht vereinbar. Die USA wollen die vollständige überprüfbare Denuklearisierung. Meiner Ansicht nach wird sich Nordkorea aber höchstens auf einen Freeze des Atomprogramms einlassen. Mehr ist, denke ich, nicht drin."

Trumps bisherige Nordkorea-Bilanz ist mager

Ob von dem Treffen in Panmunjom mehr bleibt als schöne Fotos, wird sich also erst noch zeigen. Um den Prozess der atomaren Abrüstung tatsächlich weiterzubringen, braucht es konkrete Maßnahmen Pjöngjangs, etwa den Abbau von Atomanlagen. Solche Schritte seien derzeit nicht absehbar, sagte der frühere US-Sonderbeauftragte für Nordkorea, Joseph Yun, dem Sender CNN. "Wenn anschließend nichts passiert, dann war es bloß Theater."

Jetzt sind also die Unterhändler gefragt. Donald Trump hat Kim Jong Un ins Weiße Haus eingeladen. Hans-Joachim Schmidt geht davon aus, dass Kim nur dann nach Washington fliegen wird, wenn es bis dahin "eine substantielle Verhandlungsgrundlage" gibt.

Zählt man die Schritte auf dem Weg zur vollständigen Denuklearisierung Nordkoreas, ist die Bilanz des US-Präsidenten bis dato äußerst mager. "Trump hat viel geredet, aber bislang nicht viel erreicht", sagt Schmidt. "Nordkorea führt derzeit zwar keine Raketen- und Atomwaffentests durch. Sein Raketen- und Atomwaffenprogramm aber baut es trotzdem weiter aus."

Handfeste Erfolge kann Trump zur Stunde weniger verbuchen als seine Vorgänger, wie die US-Sicherheitsexpertin Mieke Eoyang vom moderaten Thinktank "The Third Way" aufzeigt:

Auf Twitter schreibt sie: Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton hätten mehr erreicht, ohne je persönlich in Nordkorea gewesen zu sein.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Dr. Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Der Politologe forscht dort im Bereich Internationale Sicherheit mit dem Schwerpunkt Korea.
  • dpa
  • afp
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