• Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat bei Markus Lanz einen radikalen Vorschlag präsentiert.
  • Er will die Impfpflicht einführen und im Gegenzug alle anderen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus abschaffen.
  • "Dann kommen wir raus aus der Pandemie", ist Palmer überzeugt. Ein anderer Talkshow-Gast hielt dagegen.

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Nicht nur im Bundestag wird (am heutigen Mittwoch ab 15:00 Uhr) darüber debattiert, ob Deutschland eine Impfpflicht gegen das Coronavirus braucht. Die Impfpflicht ist Thema im Gespräch mit Freunden, beim Plausch mit dem Friseur und natürlich auch in den TV-Talkshows.

So auch am Dienstagabend bei Markus Lanz, der mit Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) einen strikten Befürworter der Impfpflicht eingeladen hatte. So klar wie noch kein anderer Politiker präsentierte Palmer ein Szenario für den Ausstieg aus der Pandemiebekämpfung und forderte, dieses in die Realität umzusetzen.

Kern von Palmers Vorschlag ist eine Impfpflicht für Menschen über 50 Jahren. Damit könne man eine Grundimmunisierung der Gesellschaft erreichen und sicherstellen, dass die Krankenhäuser und andere kritische Infrastrukturen nicht länger überlastet würden. Im Gegenzug sollen alle anderen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wegfallen. "Ich finde es absolut logisch zu sagen: Wir vergessen alle alten Regeln. Die ersetzen wir durch eine einzige Regel: Alle müssen geimpft sein. Das versteht jeder, und dann wird das auch passieren", sagte Palmer.

Boris Palmer: Bedenken bezüglich Umsetzbarkeit sind Ausflüchte

Von der ausufernden Bürokratie, wie er sie derzeit wegen der Corona-Maßnahmen erlebe, hat Palmer "die Schnauze voll". Auch deshalb plädiert er für die Impfpflicht - und versichert, diese durchzusetzen, sei nicht ansatzweise so schwierig, wie viele Kritiker es darstellen.

Er könne schon morgen mit nur einem Knopfdruck das gesamte Melderegister Tübingens auf Briefumschläge drucken lassen und alle Einwohner der Stadt über die Einführung einer Impfpflicht informieren. Wer binnen vier Wochen keinen Impfnachweis vorlegt, gegen den werde eben ein Bußgeldverfahren eingeleitet. "Die Stadt Tübingen mit 90.000 Einwohnern regelt so 140.000 Verkehrsverstöße. Wenn jetzt noch 5.000 dazukommen, brauche ich nicht mal neues Personal einzustellen", so Palmer.

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Die Einführung der Impfpflicht ist aus Palmers Sicht also keine Frage des Könnens, sondern des Wollens: "Es geht darum, ob man den Willen aufbringt, den Menschen, die dagegen aufbegehren, zu sagen: Das ist jetzt keine private Entscheidung mehr, sondern eine Pflicht. Diese Pflichterfüllung muss jetzt auch mal klar in ein Gesetz geschrieben werden. Dann kommen wir raus aus der Pandemie."

Daniel Günther: "Ich würde da mitmachen"

Für Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, auch er Gast bei Markus Lanz, klingt Palmers Vorschlag durchaus attraktiv. "Ich würde da mitmachen, wenn man sagt, eine Impfpflicht ersetzt die ganzen Maßnahmen", sagte der CDU-Politiker.

Virologe Hendrik Streeck hingegen ist von der Impfpflicht nicht überzeugt. Deutschland wisse ja gar nicht genau, wie viele Bürger geimpft und genesen seien, und damit auch nicht, wie viele Menschen durch eine "drakonische" Impfpflicht überhaupt geschützt werden könnten, argumentierte er.

Das Land brauche eine Studie, die diese Wissenslücke schließt. Außerdem müssten Impf- und Genesenenstatus künftig gleich lang gelten und auch ein Antikörper-Nachweis müsse den Genesenenstatus hergeben. Wie diese Maßnahmen zur Rückkehr in die Normalität beitragen können, blieb jedoch offen.

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