Am Dienstagabend (23. August) kam einer bei Markus Lanz schlecht weg, der gar nicht anwesend war: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Seine kommunikative Politik, seine Entlastungsmaßnahmen und seine Patzer der vergangenen Wochen standen im Fokus. Als Verteidiger bemühte sich SPD-Mann Michael Roth. Den ließ die Runde aber nicht davonkommen.
Der Kanzler ist nach Kanada gereist, denn Deutschland sucht dringend nach Energielieferanten. Doch schon die Bilder von der Anreise machen Schlagzeilen:
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Wie gewöhnlich gab es bei
Das sind die Gäste
Michael Roth (SPD): "Ich finde es wichtig, dass wir Politik besser erklären", meinte der SPD-Mann. Gerade in diesen dramatischen Zeiten müsse man sagen, warum man etwas tue und auch, warum man etwas nicht tue. Teamspiel sei sehr wichtig. "Die Menschen, die derzeit große Sorgen haben, müssen den Eindruck haben: Da sind Profis in der Regierung, die wissen, was sie tun und können diese Krise mit anderen internationalen Partnern lösen."
Gregor Peter Schmitz: "Es sind natürlich Bilder, die haften bleiben", sagte der "Stern"-Journalist zu den Fotos, die Scholz und
Margarete Klein: "Der Krieg in der Ukraine ist ein Augenöffner dafür, wie Verwundbarkeiten da sind durch autoritäre Regime", sagte die Politikwissenschaftlerin. Man müsse sich auf ein destabilisierendes Potential für unsere Demokratien einstellen, wenn man die Abhängigkeiten umstrukturiere. "Wichtig ist, zu kommunizieren, dass dieser Preis auch einer ist, der in der langen Sicht für unsere Sicherheit sorgen wird", sagte Klein. Die chinesische Seite schaue bereits zu und lerne, wie sich Unsicherheiten ausnutzen ließen.
Mariam Noori: Die Autorin sagte: "Viele in unserer Gesellschaft wissen nicht, wie Krieg sich anfühlt. Sie kennen Krieg nur aus dem Fernsehen und solange ist es auch noch weit weg." Die Situation in Afghanistan, wo nach Jahrzehnten des Krieges eine Terrorgruppe an der Macht sei, sollte zum Nachdenken anregen, wie weit man gehen wolle. So verständnisvoll es auch sei, ein Volk bei der Verteidigung zu unterstützen: "Wir wissen in diesem Moment nicht, was am Ende mit diesen Waffen passiert", warnte Noori.
Das ist der Moment des Abends
Lanz wollte von Politikwissenschaftlerin Klein wissen, wie lange Putin mit seinem Narrativ der Spezialoperation noch durchkomme und die Metropolen Moskau und St. Petersburg schonen könnte. Kleins Antwort zeigte einen wichtigen Hebel auf. Sie sagte: "Putin ist immer noch der Beherrscher der Presse in Russland. Er kann das Narrativ gestalten".
Aber: Eine psychologische Wirkung hätten die Explosionen auf der Krim gehabt. "Das ist tatsächlich eine Neuerung, wo die russische Seite Schwierigkeiten haben wird zu sagen, das ist eine begrenzte militärische Operation, die keine Rückwirkung auf das Leben der russischen Bevölkerung hat." Man sehe aber noch keine erfolgreiche Rückeroberung von Gebieten durch die Ukrainer. Nur, wenn die russische Regierung sich militärisch ernsthaft unter Druck sehe, würden Verhandlungen Sinn ergeben.
Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen zu Putins Krieg gegen die Ukraine im Live-Ticker
Das ist das Rede-Duell des Abends
Das Rede-Duell das Abends lieferten sich SPD-Mann Roth und Journalist Schmitz. Der ließ Roth nämlich nicht mit dem Versuch davonkommen, den kommunikativen Patzer von Kanzler Scholz bei der Pressekonferenz mit Mahmoud Abbas auszubügeln. Roth sagte: "Ich habe in meinem Leben immer wieder Situationen erlebt, [...] mir fehlten derart die Worte, dass ich auch nichts erwidert habe." Es sei aber sicherlich besser gewesen, man hätte "unverzüglich noch einmal einen klaren Satz gesagt".
Schmitz hakte ein: "Herr Roth, aber im Bundeskanzleramt wird der Holocaust relativiert, der Kanzler lässt sich vom Regierungssprecher das Wort abschneiden und schafft es nicht, sich davon klar zu distanzieren, verabschiedet ihn sogar noch mit Handschlag. Das ist ja unfassbar peinlich!" Roth setzte nach: "Es hat ja auch im Nachhinein eine Auseinandersetzung gegeben."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Ein paar Fragen von Lanz waren etwas zu populistisch. Beispielsweise: "Warum darf ein Spitzenpolitiker mehr als jeder andere?" und manche Fragen waren unnötig provokativ. Beispielsweise die Frage an Roth über Scholz Aussagen zu Cum-Ex: "Machen Sie sich Sorgen um die Erinnerungslücken?" Beides brachte die Debatte schließlich kein Stück weiter. Retten konnte Lanz das nur, weil er auch Fragen stellte wie: "Kann die Ukraine den Krieg gewinnen?" und "Wann werden wir Kriegspartei?".
Das ist das Ergebnis
Phrasen kamen an diesem Abend vor allem von SPD-Politiker Roth. "Wir müssen Politik besser erklären" ist nun wirklich kalter Kaffee. Auch, dass man die Abhängigkeit von China und Russland reduzieren müsse, hat man schon einmal gehört. "Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen", forderte Roth. Gut, dass Lanz es nicht dabei beließ und sagte: "Sie drücken sich gerade um den entscheidenden Satz, Herr Roth." Der müsse sein: "Wenn wir das machen, bedeutet das, wir haben am Ende alle weniger in der Tasche."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.