Bei Maischberger ging es am Mittwochabend sowohl um den gescheiterten Migrationsgipfel als auch um die anstehende Präsidentschaftswahl in den USA. War das Scheitern der Gespräche zwischen Union und Ampel vorprogrammiert und wenn ja, warum hatte die Union es so geplant? Und: Wer hat die besseren Chancen bei der US-Wahl – Trump oder Harris?

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zwei große Themen dominierten im TV-Talk mit Sandra Maischberger am Mittwochabend:

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Das waren die Themen bei "Maischberger"

Die Runde sprach zum einen über den gescheiterte Migrationsgipfel und die daran anschließenden Fragen: War das Scheitern geplant? Und: Worauf kann man sich jetzt noch einigen? Zum anderen über den Wahlkampf in den USA und die Frage: Wird Donald Trump oder Kamala Harris die Wahl für sich entscheiden? Außerdem ging es um mögliche Folgen von Zurückweisungen an der Grenze und die Frage, wie viel sie wirklich bringen würden.

Das waren die Gäste

  • Eric T. Hansen: "Wenn man Trump neben Biden sieht, sieht man, wie alt Biden und wie real Trump ist. Wenn man aber Trump neben Harris sieht, sieht man, dass er eine alte Generation ist, die endlich abtreten muss und Harris das Neue repräsentiert", so der US-Autor und Journalist. Harris sei allerdings in den letzten Monaten "erfunden" worden. Man wisse noch nicht, ob es stimme, dass sie die Person sei, die sie jetzt vorgebe zu sein. "Wir wissen nicht, was sie kann und will", meinte Hansen.
  • Ron Williams: Das Mitglied der US-Demokraten sagte: "30 Prozent der Wähler, die noch nicht entschieden hatten, haben nach der Debatte gesagt, sie würden nun Kamala Harris wählen." Das Rennen sei noch nicht gelaufen, aber es sei ein gutes Zeichen. Harris habe sich unter Biden nicht profilieren können. Man dürfe Harris nicht vorwerfen, was Präsident Biden gemacht habe. "Vize-Präsidenten haben nichts zu sagen. Sie ist für das zuständig, was Biden ihr zuschießt", erinnerte Williams.
  • Anja Maier: "Für die Theorie der Inszenierung spricht, dass alle ein Wording hatten – und zwar sofort", so die Chefreporterin des "Focus" über den gescheiterten Migrationsgipfel. Die O-Töne seien sofort rausgegangen. "Die Koalitionsvertreter sollen sogar bereit gewesen sein, Zurückweisungen an der Grenze auf Probe zu machen, bis die Justiz sich einschaltet", berichtete Maier. Auch das habe der Union nicht gereicht. "Sie wollten nicht", sagte sie. Dabei sei das Thema viel zu wichtig, um so mit Erwartungen von Wählerschaft und Betroffenen zu spielen.
  • Hajo Schuhmacher: "Trump ist Europa ziemlich egal. Er schaut, wo kann er Geschäfte machen und die EU sieht er eher als Konkurrenz", war sich der Journalist und Autor sicher. Im Duell sei mit Themen wie Haustieren über viel Unsinn geredet worden. "Wir reden nicht über die Probleme, die wir haben und wie man sie lösen kann", bedauerte er. Permanent werde Politik mit "gruseligem Entertainment" vermischt.
  • Theo Koll: Der ZDF-Moderator sagte: "Friedrich Merz' Satz nach Solingen 'Es reicht' war für mich der Schlusssatz im Kapitel von Angela Merkels 'Wir schaffen das'". Derzeit seien viele von Olaf Scholz "allzu ruhiger, mitunter arrogant wirkender Art" genervt. Die klare Ansage seiner Partei laute: 'Du musst dich verändern'. Bei seiner Rede im Bundestag nach dem Migrationsgipfel habe man erste Ansätze davon gesehen.
  • Reinhold Messner: "Ich war verantwortlich, denn ich war der ältere Bruder", blickte die Bergsteiger-Legende auf das Unglück am Nanga Parbat zurück, bei dem sein jüngerer Bruder Günther verstarb. Man habe ihm jedoch auch Schuld unterstellt – er solle die Überschreitung des Bergs geplant und Günther für seinen eigenen Ehrgeiz geopfert haben. "Niemand hat nach uns gesucht, die Verantwortung lag auch auf der anderen Seite, deshalb hat man diese Theorie erfunden", so Messner. Er versuche dennoch, den traditionellen Alpinismus noch einmal um die Welt zu tragen. "Das Bergsteigen der letzten Jahre ist eine Dekadenzerscheinung", urteilte er. Man lerne dabei nichts mehr über sich selbst.

Das war der Moment des Abends bei "Maischberger"

Moderator Theo Koll malte aus, zu welchen Entwicklungen Zurückweisungen an den Grenzen führen könnten. "Es könnte zu zwei Veränderungen führen, die wir nicht wollen", warnte er. "Das eine ist, dass es überhaupt niemanden mehr gibt, der an der Grenze nicht Asyl sagt", so Koll. Das zweite betreffe die Kartei, in der die Schengen-Länder eintragen müssen, wer schon einmal bei ihnen war. "Es könnte sein, dass die Länder das dann vergessen und nicht mehr so viel eintragen, weil sie sonst zuständig sind", sagte der Journalist. Die europäische Zusammenarbeit könnte erodieren.

Das war das Rede-Duell des Abends

Williams und Hansen diskutierten über Trumps Aussage, Kamala Harris sei plötzlich "schwarz geworden". Hansen meinte: "Er sagt, dass wenn man einen Politiker auf die Hautfarbe reduziert, dann ist das ein Problem." In den letzten Jahren werde immer auf eine Gruppenzugehörigkeit reduziert – man sei weiß, schwarz, Inder, Mann, Frau und die Inhalte seien nicht mehr wichtig. "Es ist politisch gut für Kamala Harris, jetzt auf der internationalen und nationalen Bühne schwarz zu sein. Also sagt sie nicht mehr: 'Ich bin die erste indische Staatsanwältin von Kalifornien', sondern: 'Ich bin die erste schwarze Vizepräsidentin'", so Hansen.

Williams reagierte darauf: "Sie war immer schwarz, Entschuldigung!" Man müsse wissen, dass Rassismus in der DNA Amerikas sei. "Es gibt nur eine Partei, die immer wieder dagegen arbeitet, dass Schwarze ihre Wahlrechte bekommen – und es ist nicht die demokratische Partei", erinnerte Williams. Hansen legte noch einmal nach: "Viele Wechselwähler sagen: 'Ich habe Obama gewählt, weil er schwarz ist. Ich habe Hillary gewählt, weil sie eine Frau ist. Jetzt will ich eine Kandidatin haben, die mehr hat als eine ethnische Identität'."

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Das war eine gute Moderation von Maischberger mit erfrischenden Fragen. So wollte sie etwa wissen, warum die deutsche Presse sich auf Trump eingeschossen habe und ob es fair sei, ihn vor allem mit negativen Dingen in Zusammenhang zu bringen. Ihre Fragen führten zu einem umfassenderen Verständnis des amerikanischen Wahlkampfes und brachten anschaulich das Für und Wider für beide Kandidaten hervor. Beispielsweise argumentierte sie, unter Trump sei kein Krieg ausgebrochen und die Zahl der illegalen Migration sei nach ihm gestiegen. Gleichzeitig kamen durch ihre Fragen aber auch Trumps rassistisches Weltbild und die negativen Auswirkungen für Handelspartner auf den Tisch.

Das war das Ergebnis bei "Maischberger"

In der Runde herrschte die Meinung vor, dass der gescheiterte Migrationsgipfel einem Drehbuch gefolgt war. Merz habe seine Forderungen so ultimativ formuliert, dass er habe scheitern müssen. Er habe sich als Gegenkanzler positioniert und gleichzeitig nicht gewollt, dass die Ampel eine Einigung erziele – das passe schließlich nicht zur Katastrophenerzählung über die Koalition. Gleichzeitig sah die Runde ein immer kleiner werdendes Möglichkeitsfenster, um in Sachen Migration Veränderungen zu beschließen. Beim Thema internationale Politik legte sich an diesem Abend niemand fest, ob Harris oder Trump das Rennen machen werde. Nur so viel: Die Vorwurfskultur gegenüber Trump reiche für viele nicht, ihn nicht zu wählen.

Merz lehnt "Endlosschleife von Gesprächen" über Migration ab

Nach dem Abbruch der Migrationsgespräche mit der Bundesregierung sieht Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) kaum mehr Chancen für ein gemeinsames Vorgehen. "Wir begeben uns mit Ihnen nicht in eine Endlosschleife von Gesprächen", sagte Merz in der Generaldebatte des Bundestags.
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