Das griechische Drama nimmt kein Ende: Das Land steht einmal mehr vor dem Bankrott. Die Regierung um Ministerpräsident Alexis Tsipras verhandelt mit der EU Reformen und neue Gelder. So zäh wie die Verhandlungen ist auch die Sendung von "Hart aber fair" am Montagabend. Für Abwechslung sorgt nur die Ruck-Rede eines Deutsch-Griechen.
Was ist das Thema?
Griechenland steht vor der Staatspleite. Ministerpräsident Alexis Tsipras und die griechische Regierung ringen seit Wochen mit der EU um die Vereinbarung von Reformen, die Voraussetzung für die Zahlung von Hilfsgeldern sind.
Wie lange kann das noch so weitergehen? Fliegt Griechenland doch noch aus dem Euro? Bei "Hart aber fair" werden die verschiedenen Positionen verbissen diskutiert.
Wer sind die Gäste?
Der frühere ARD-Reporter Elias Bierdel engagiert sich für Menschenrechte und hat das Buch "Fucking Greece – Wem nützt die Griechenland-Krise?" geschrieben. Seine Journalistenkollegin Silke Wettach schreibt als EU-Korrespondentin in Brüssel für die "Wirtschaftswoche".
Neben den beiden gehören auch drei Politiker aus unterschiedlichen Lagern zu den Gästen von
Was war die These des Abends?
Es muss ein "Ruck" durch Griechenland gehen, findet Plasbergs Extra-Gast Jorgo Papavassiliou. Der in Deutschland aufgewachsene Filmregisseur lebt seit sechs Jahren in Griechenland und trägt, wie er selbst sagt, "zwei Kulturen im Herzen". Seine deutsche Seite beweist er mit seiner Anspielung auf die berühmte Ruck-Rede des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog.
Die griechische Gesellschaft sei nicht fähig zu Selbstkritik und Erneuerung, klagt Papavassiliou. Er führt das auf die jahrhundertelange Fremdherrschaft durch das osmanische Reich zurück. Die Griechen hätten sich immer auf die Mächtigen verlassen und nicht gelernt, selbst Verantwortung zu übernehmen. Der Deutsch-Grieche wünscht sich deswegen "ein bisschen mehr Nordeuropa" in Südeuropa.
Was war das Rede-Duell des Abends?
Ein bisschen Südeuropa gibt es aber auch in Nordeuropa: Beim Thema Vetternwirtschaft in der griechischen Regierung reibt Elias Bierdel dem CSU-Finanzminister die Verwandtenaffäre im bayerischen Landtag unter die Nase: "Herr Söder sagt dazu nichts, in Bayern ist das ein weit verbreitetes Phänomen", stichelt er.
"Kein Regierungsposten ist so besetzt worden", versucht sich Söder an einer ziemlich lahmen Ausrede. Plasberg lässt das nicht gelten. "Nein, aber Hilfskräfte wurden mit über 5.000 Euro bezahlt", erinnert der Moderator.
Wie hat sich Frank Plasberg geschlagen?
Geht es um Geld oder geht es um Menschen? Wirtschaftspolitische Diskussionen neigen dazu, sich in diese beiden Bezugspunkte aufzuspalten – wie auch bei "Hart aber fair". "Die eine Seite redet über Fakten und Zahlen, die andere über das europäische Projekt", stellt Plasberg nach der Hälfte der Sendung fest.
Beide Seiten miteinander zu verbinden, gelingt auch dem Moderator nicht. Er müht sich, seine zu Populismus neigenden Gäste zu bremsen und ist nie um einen spitzen Kommentar verlegen. Neuen Schwung in eine alte Debatte kann er dennoch nicht bringen.
Was ist das Ergebnis des Abends?
Seit Jahren steckt Griechenland in einer tiefen Krise und schrammt immer wieder knapp am Staatsbankrott vorbei. Die Diskussion bei "Hart aber fair" erinnert an die vielen anderen vor ihr, die Argumentation ist ebenso bekannt wie festgefahren.
"Griechenland muss endlich seine Hausaufgaben machen", ist der Lieblingssatz von Markus Söder. Ein Satz, der schon oft gehört wurde, und immer wieder Beifall findet. Griechenland habe über seine Verhältnisse gelebt, meint Bayerns Finanzminister, und müsse nun Fleiß und Anstrengung zeigen. Wenn der CSU-Politiker aber tönt, "Freibier für alle kann nicht das Motto sein", mag das in der Situation vieler Griechen wie Hohn klingen.
Sein Land erlebe eine humanitäre Krise, mahnt Syriza-Mitglied Chondros und bittet um mehr Zeit für die neue Regierung: Drei Monate reichten nicht aus, um jahrzehntelange Missstände zu beheben. Konkrete Pläne, wie die vielen Probleme Griechenlands gelöst werden können, steuert Chondros allerdings nicht zur Runde bei.
"Es ist doch keine Reform, den Leuten zu sagen: Sparen, sparen, sparen", wettert Journalist Bierdel gegen die Auflagen der EU. Die Ideen von Syriza finden seiner Meinung nach in Brüssel zu wenig Gehör. "Man möchte verhindern, dass eine linke Regierung zu Erfolg kommt", vermutet er. Die EU-Korrespondentin Wettach wirft Tsipras und seinen Kollegen dagegen Planlosigkeit vor. "Die Griechen wissen nicht, wo sie stehen", meint sie. "So kann man nicht verhandeln."
AfD-Politiker Henkel glaubt, dass nur ein Deal zwischen EU und Griechenland der Ausweg aus der Dauer-Krise sein kann: "Wir erlassen euch die Schulden und ihr geht aus dem Euro raus." Das Geld sei für Deutschland sowieso verloren, die Hellenen könnten ihre Schulden nie zurückzahlen.
Doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland tatsächlich die Eurozone verlässt? Und vor allem, welche Folgen hätte dies für die Bevölkerung und für Europa? Das ist zwar das eigentliche Thema der Sendung, wird aber am Ende kaum diskutiert.
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