Am "Equal Pay Day" diskutierte Frank Plasberg mit seinen Gästen über ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen im Beruf. Dabei überraschte eine Schauspielerin mit einem überraschenden Bekenntnis.

Eine Kritik

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Die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen im Beruf ist immer wieder einer der größten Aufreger im Verhältnis zwischen den Geschlechtern.

Um auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, wurde 1966 in den USA und schließlich 2008 in Deutschland der "Equal Pay Day" eingeführt.

Was ist das Thema?

Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. Bereinigt man die Statistik um die überwiegend von Frauen ausgeübten Teilzeitjobs sind es allerdings nur noch sechs Prozent.

Für die einen ist die sogenannte Gender Pay Gap schreiende Ungerechtigkeit, für andere nur ein minimaler statistischer Unterschied.

Die einen rufen nach der Frauenquote, die anderen setzten auf Geduld, weil sich die Männer früher oder später von selbst bewegen.

Das Thema bei Hart aber fair: "Frauen unter Druck, Männer am Drücker: Alles so wie immer?"

Wer sind die Gäste?

Henrike von Platen: Die Finanzexpertin bemängelte den schweren Stand von Frauen in hohen Managementpositionen.

Männer würden teilweise das dreifache verdienen und es sei "unerträglich" wie dort manchmal mit Frauen umgegangen werde, vor allem wenn es nur eine Frau im Vorstand gibt. "Wenn es zwei Frauen sind, wird es schon besser."

Collien Ulmen-Fernandes: Die Schauspielerin und Moderatorin plauderte aus dem Nähkästchen, wie sich ihr Ehemann Christian Ulmen nach der Geburt ihrer Tochter verhalten hat.

"Wenn mir ein Projekt angeboten wurde, sagte mein Mann erstmal: Moment mal. Bitte nicht zusagen. Es könnte sein, dass ich zur gleichen Zeit drehen muss. Du musst mir den Rücken freihalten." Mittlerweile gebe es aber eine gleichberechtigte Aufteilung.

Rainer Hank: In den Augen des "FAZ"-Wirtschaftsjournalisten kommen die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern zustande, weil Frauen die falschen Berufsentscheidungen treffen und sich bei Lohnverhandlungen zu wenig zutrauen.

"Frauen sollten mehr Macht einfordern", sagte Hank. Für ihn ist der berufliche Werdegang von Frauen in den letzten 40 Jahre eine Erfolgsgeschichte - " was Bildung betrifft, was Karriere betrifft, was Einkommen betrifft".

Kristina Schröder (CDU): Für die ehemalige Bundesfamilienministerin ist "Ungleichheit nicht immer gleich Ungerechtigkeit". Sie betonte, dass sich Frauen oft ganz bewusst aus privaten Gründen für Familie und gegen Karriere entscheiden.

Sie selbst bereut ihren Rückzug vom Ministeramt nicht. "Mit der Entscheidung bin ich total glücklich." Geständnis am Ende: Schröder kauft ihren Mädchen ungern rosa Sachen. "In der Regel sage ich: Das ist hässlich, das kauf ich nicht."

Stephan Grünewald: Der Psychologe berichtete, wie Männer ihm stolz vom Beruf erzählen. Kommt die Sprache auf die Familie, ist die Verunsicherung oft greifbar.

Der Beruf sei für manche Männer eine Fluchtburg, die "vor dem Zugriff der Frau" verteidigt wird. Die niedrige Bezahlung für Frauen, so Grünewald, "kann für den einen oder anderen Mann ein Akt symbolischer Herabsetzung sein".

Davon abgesehen hält er Geschlechterrollen für eine natürliche Orientierung. "Alles egalisieren, das funktioniert auch nicht."

Insa Thiele-Eich und Ehemann Daniel Eich: Die Meteorologin und angehende Astronautin vertraut ihrem Mann während der langwierigen und intensiven Vorbereitung auf ihren Flug zur ISS weitgehend die gemeinsamen drei Kinder an.

Das Modell irritiere die Menschen "viel mehr als ich dachte", berichtete Thiele-Eich. "Wenn die Väter nicht mitmachen partnerschaftlich, dann sind wir da alleine auch ein bisschen verloren."

Was war das Rededuell des Abends?

Zwischen Henrike von Platen und Rainer Hank flogen bei der Frage die Fetzen, ob es innerhalb eines Berufsbildes bei gleicher Arbeitszeit tatsächlich Gehaltsunterschiede gibt.

"Wenn Sie mal Berufe miteinander vergleichen, Bankerin/Banker, kommen wir bei 30 Prozent raus", sagte die Finanzexpertin.

Hank widersprach vehement. "Das bedeutet eben nicht, dass eine Bankerin mit der selben Aufgabe 30 Prozent weniger bei der Deutschen Bank bekommt. Das ist einfach falsch." Ein Fall für Plasbergs Faktencheck.

Was war der Moment des Abends?

Ein Einspieler wies nach, dass Mädchen schon beim Taschengeld sechs Prozent weniger bekommen als Jungs. Schließlich präsentierte Plasberg ein Ratgeberbuch für Kinder. "100 Dinge, die ein Junge wissen muss."

Darin fand sich eine Passage zu Taschengeldverhandlungen. Im entsprechenden Buch für Mädchen ("100 Dinge, die ein Mädchen wissen muss") fehlten diese Tipps.

Stattdessen gibt es auf den ersten Seiten gleich Schönheits- und Pflegetipps. Plasberg konnte es nicht fassen und kommentierte die Bücher mit einem Wort, das sich auf "Mais" reimt.

Wie hat sich Frank Plasberg geschlagen?

Der Gastgeber stellte mal wieder seine große Klappe unter Beweis. "Haben wir nicht gerade noch `nen Film über Affen gesehen im Ersten?", frage er nach einer Bemerkung von Psychologe Grünewald über männliche Stolzbekundungen über ihr Berufsleben.

20.15 Uhr lief eine Doku über Rangkämpfe unter männlichen Schimpansen.

Als es um das geringere Taschengeld für Mädchen ging, sagte der Gastgeber zu Kristina Schröder: "Ich gratuliere Ihnen zu ihren drei Töchtern. Sie kommen billig weg." Ein wieder mal frech-humorvoller Auftritt Plasbergs.

Was ist das Ergebnis?

Frauen stehen heute im Beruf deutlich besser da als in früheren Jahrzehnten. Man erinnere sich: Bis in die 60er Jahre brauchten Frauen in Westdeutschland noch eine Genehmigung ihres Ehemanns, um eine Arbeit aufnehmen zu dürfen.

Und heute? Fast alle Berufsfelder stehen Frauen offen, die Lohnunterschiede haben sich reduziert, die Entwicklung ist im Großen und Ganzen positiv verlaufen. Trotzdem gebe es noch eine Menge zu tun, schlussfolgerte vor allem Finanzexpertin Henrike von Platen.

In den Köpfen vieler Menschen existieren noch Vorurteile, etwa dass technische Berufe für Frauen weniger geeignet sind oder dass sich Männer schlechter um den Nachwuchs kümmern.

Spannend war auch der Umstand, dass manche Vorurteile ganz unbemerkt auch von Plasberg und seinen Gästen wiederholt wurden. Als es um Gehaltsverhandlungen ging, sprachen alle immer völlig selbstverständlich vom "Chef", zu dem die Betroffenen dann gehen müssten. Als gebe es weit und breit keine Chefinnen.

Das zeigte exemplarisch: Es ist noch ein Stück auf dem Weg zu voller Gleichberechtigung zu gehen. Allerdings, darauf wies Kristina Schröder hin, müsse Ungleichheit nicht immer Ungerechtigkeit bedeuten.

Die Deutungen über die Wichtigkeit des Equal Pay Day gingen bei "Hart aber fair" insgesamt weit auseinander. Bleibt zu hoffen, dass ein Tag, der auf Ungleichheiten aufmerksam macht, irgendwann vielleicht nicht mehr nötig sein wird.

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