Jens Spahn hat verstanden. So könnte man die jüngste Diskussion am Montagabend bei Frank Plasberg zusammenfassen. Ob der Gesundheitsminister mit seinem Sofortprogramm für die Pflege nicht nur verstanden hat, sondern auch schnelle und konkrete Hilfe leistet, daran muss man ihn nun messen. Die Probleme, das zeigte auch die Runde bei "Hart aber fair", sind jedenfalls enorm.
"So wie es jetzt ist, können weder die Pflegekräfte gut damit leben noch die Alten." Mit diesem Satz schließt die Dokumentation "Pflege: Hilft denn keiner?" aus der Reihe "Was Deutschland bewegt", die das Erste am Montagabend zeigte.
"Es", damit ist das deutsche Pflegesystem gemeint, und um das ist es dem allgemeinen Tenor nach nicht gut bestellt. Zeit also (mal wieder) für "Hart aber fair", im Anschluss an die Doku über Pflege zu reden.
Das war das Thema des Abends bei "Hart aber fair"
"Notstand bei der Pflege – was ist jetzt zu tun?", fragt deshalb
Der Großteil der Diskussion drehte sich immer wieder um das von
Da man die aber nicht einfach so online bestellen kann, ging es in der Folge der Frage darum, woher man die bekommt, wie sie ausgebildet werden und natürlich darum, wie das bezahlt werden soll. Da all diese Punkte nur die Pflege in Einrichtungen betreffen, wurde auch über die häusliche Pflege diskutiert.
Diese Gäste diskutierten mit Frank Plasberg
- Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister
- Silke Behrendt, Altenpflegerin
- Thomas Greiner, Präsident Arbeitgeberverband Pflege
- Ruth Schneeberger, Redakteurin der "Süddeutschen Zeitung"
- Gottlob Schober, Journalist mit dem Schwerpunktthema Altenpflege
Das waren die Haupterkenntnisse des Abends
Ob Gesundheitsminister Jens Spahn, der verspricht, bei der Pflege anzupacken, ihr Mut mache, will Frank Plasberg von Silke Behrendt wissen. Sie arbeitet seit über 25 Jahren in der Altenpflege und schildert die vielen Probleme in der aktuellen Pflegesituation.
"Herr Spahn könnte mein Held werden. Wenn er alles richtig macht, ganz sicher. Nur Helden müssen tapfer sein und etwas tun", antwortet Behrendt und ergänzt an Spahn gerichtet: "13.000 Stellen reichen nicht aus und ich glaub', das wissen Sie auch."
Mit dieser Bestandsaufnahme beginnt die Diskussion erst richtig, gibt sie doch auch Spahn die Gelegenheit, zu erläutern, was er denn zu tun gedenkt, um die Pflege besser zu machen. Sein Credo: Natürlich reichen 13.000 Stellen nicht aus, aber das ist auch nur ein Schritt von vielen und irgendwo müsse man den Anfang machen.
Wichtig für Spahn bei seinem Sofortprogramm sei, dass davon ein Signal ausgehe, um den Beruf wieder attraktiver zu machen und den Pflegekräften bei ihrer Arbeit zu helfen: "Es muss konkret im Alltag spürbar besser geworden sein", erklärt Spahn das Ziel seines Sofortprogramms.
Bessere Bezahlung, Zusatzausbildungen für Hilfskräfte, Verbesserung bei der Ausbildung – es gab viele Pläne am Montagabend, wie Spahns Ziel umgesetzt werden könnte. Unter anderem auch durch Pflegekräfte aus dem Ausland: "Die sitzen auf den Philippinen auf gepackten Koffern", erklärte beispielsweise Thomas Greiner, dass es im Ausland vermeintlich genügend Pflegekräfte gebe.
Jens Spahn verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass man sich Partnerländer suchen müsse, die selbst noch sehr jung seien, um dort nicht Fachkräfte wegzunehmen. "Es muss für beide Seiten einen Mehrwert haben", so der Minister.
Beim Thema "Pflege zuhause" zeigte sich Spahn zwar voller Verständnis, aber weniger gut aufgestellt, schließlich ziele sein Sofortprogramm vor allem auf Pflege in Einrichtungen. Dass es aber gerade bei der häuslichen Pflege große Defizite gebe, darauf machte Ruth Schneeberger aufmerksam.
Die Journalistin pflegte ihre Mutter bis zu deren Tod zehn Jahre lang, was eine enorme finanzielle, soziale, körperliche und psychische Belastung gewesen sei, bei der sie sich oft allein gelassen gefühlt habe.
Alleine die Bürokratie sei enorm, wobei Schneeberger persönlich dabei noch Glück hatte: "Mein Bruder ist Rechtsanwalt und hat sich durch dieses Behördendickicht durchgekämpft. Wir hätten es sonst nicht geschafft."
Das Rededuell des Abends
Ein richtiges Rededuell, wie sonst oft üblich, gab es am Montagabend eigentlich nicht.
Stattdessen stand Jens Spahn im Mittelpunkt der Diskussion – verständlicherweise. Zum einen ist er als Gesundheitsminister für das Thema Pflege zuständig und zum anderen hat sich Spahn in der jüngsten Vergangenheit immer wieder als Macher präsentiert, der den Notstand nun endlich anpackt.
So hat sich Frank Plasberg geschlagen
"Hart aber fair" heißt Frank Plasbergs Talk und fair war der Moderator auf jeden Fall in der jüngsten Ausgabe. Hart hingegen war er nicht – aber das musste er auch gar nicht sein. Zum einen, weil das mitunter seine Gäste selbst, allen voran Silke Behrendt, übernahmen, aber vor allem, weil er ein gutes Gespür für die Atmosphäre der Runde bewies.
Natürlich hätte er Jens Spahn ordentlich zusetzen können, warum es denn überhaupt zu diesem "Pflegenotstand" kommen konnte, aber offenbar merkte Plasberg, dass sich die Runde eher für einen lösungsorientierten Abend ohne Aufrechnerei entschieden hat. Das tat vor allem dem Gesprächsklima gut, ohne dass dadurch aber Kritik an Spahn unter den Tisch gefallen wäre.
Was ist das Fazit des Pflege-Talks bei "Hart aber fair"?
"Wir werden uns das sehr genau ansehen", "Wir haben verstanden" und "Ich möchte noch etwas lernen". Jens Spahn präsentierte sich bei der jüngsten Ausgabe von "Hart, aber fair" erneut als die zupackende Hand in Sachen Pflege, aber auch als der Neue, der viele Dinge und Lösungen erst einmal prüfen muss.
Dabei versprach er keine Utopien, sondern viele erste Schritte. Bei diesen Akutmaßnahmen können ihn Pflegekräfte, Pflegebedürftige und Angehörige also nun beim Wort nehmen – auch wenn er zum Beispiel bei der Frage nach Unterstützung von Menschen, die ihre Angehörigen zuhause pflegen oder beim Thema Altenheime als Renditeobjekte bisweilen im Ungefähren blieb.
Was nach seinem Sofortprogramm geschehen soll, blieb gänzlich offen. Man wird sich also wiedersehen.
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