Da war doch noch was: Inzwischen ist das Coronavirus Thema Nummer eins. Da treten andere Themen schon einmal in den Hintergrund. Das wollte Sandra Maischberger ändern und ging noch einmal dorthin, wo es gerade noch wehtat: nach Thüringen. Im neuen Format "maischberger. vor ort" wollte Maischberger nämlich die Menschen vor Ort sprechen lassen – und das taten die dann auch.

Christian Vock
Eine Kritik
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Es ist noch gar nicht so lange her, da krempelte Sandra Maischberger ihre Talkshow um. Statt in gemütlicher Runde talkte man nun mit ausgewählten Gästen an einem Stehtisch, andere Gäste empfing die Moderatorin im Einzelgespräch und anstelle eines einzigen Themas sprach man über das Wochengeschehen – "maischberger. die woche" nannte man das Ganze.

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Nun schmeißt Maischberger ihr Talkkonzept schon wieder um – zumindest für den Moment. Für erst einmal drei Ausgaben verlässt Maischberger ihr Studio und spricht mit Politikern und Menschen vor Ort. Zum Auftakt ging es in die Landeshauptstadt von Thüringen, nach Erfurt.

Mit diesen Gästen diskutierte Sandra Maischberger:

Katja Kipping (Die Linke), Bundesvorsitzende

Tino Chrupalla (AfD), Bundesvorsitzender

Mario Voigt (CDU), Fraktionsvorsitzender Thüringen

André Brodocz, Erfurter Politikwissenschaftler

Darüber diskutierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen

Vor Kurzem sorgte die Landtagswahl in Thüringen für Schlagzeilen, weil sich ein FDP-Politiker, dessen Partei gerade so die Fünf-Prozent-Hürde genommen hatte, mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten hat wählen lassen. Seitdem ist einiges passiert, weshalb Sandra Maischberger die Geschichte noch einmal aufgreifen wollte.

Deshalb ging es raus aus dem Studio und ab nach Erfurt, weil "die Ereignisse um die Landtagswahl in Thüringen eine Bedeutung hatten, die weit über das Bundesland hinaus gegangen ist und es hat sich eigentlich jeder einmal zu Wort gemeldet, außer, wie wir fanden, in der großen Debatte bundesweit die Bürger in Thüringen", wie Maischberger gleich zu Beginn erklärt.

Aber natürlich kam auch diese Talkrunde nicht ohne das Thema Coronavirus (alles Infos im Live-Blog) aus und so ging hierzu auch gleich die erste Frage aus dem Publikum in die Runde: "Was passiert mit den Menschen, die jetzt kein Einkommen haben?" Die Antworten, die kamen, waren geprägt von Vorschlägen wie "ein Pandemie-Überbrückungsgeld", "Entlastungen in vielen Bereichen" oder "Steuerstundungen" und der Warnung, dass die Pandemie noch mehrere Monate andauern werde.

Das war die spannendste Zuschauerfrage

Inhaltlich war es kein Meilenstein bezüglich neuer Erkenntnisse, dazu hatte sich, wie Maischberger richtig erkannt hatte, wirklich jeder schon einmal zur Thüringen-Wahl zu Wort gemeldet. Dass die bereits so oft gestellten Fragen nun aus den Mündern von Thüringern und Thüringerinnen kamen, machte keinen Unterschied, denn die Antworten waren immer noch die alten.

Trotzdem brachten einige Zuschauerfragen ein bisschen Direktheit in die Diskussion. So fragte eine Zuschauerin, die vor vier Jahren aus Afghanistan geflohen war und sich nun auch in Deutschland nicht sicher fühlt, ganz direkt Tino Chrupalla von der AfD: "Warum hetzen Sie die Bürger auf uns? Warum fördern Sie mit Ihrer Politik diese Hetze?"

Chrupalla weist die Vorwürfe für sich persönlich, aber auch für seine Partei zurück: "Ich fordere und fördere nicht die Hetze oder die Mobilmachung gegen Andersdenkende und gegen andere Religionen. Und das macht auch nicht die AfD", erklärt Chrupalla.

Dabei vergisst der AfD-Mann entweder all die "alimentierten Messer-Männer und sonstige Taugenichtse "-, "Kopftuchmädchen"-, "Umvolkungs"- oder "afrikanischer Ausbreitungstyp"-Sprüche seiner Parteikollegen oder aber er enttäuscht in diesem Moment all diejenigen AfD-Sympathisanten, die die Partei gerade wegen solcher Hetze gut finden.

Offenbar trifft die zweite Möglichkeit zu, denn Chrupalla führt als Beleg für den Kampf seiner Partei gegen rassistische Hetze in den eigenen Reihen an: "Die AfD ist die einzige Partei, die eine Unvereinbarkeitsliste hat, wo auch Ausschlusskriterien sind, diese Mitglieder aufzunehmen." Daraufhin antwortet Mario Voigt: "Keine andere Partei in Deutschland braucht so eine Liste."

So funktionierte das neue Konzept

"Eine Sendung, in der das Publikum das Wort hat", wollte Sandra Maischberger machen und das Palmenhaus am Erfurter Anger schien dafür ein sehr guter Ort zu sein, schließlich schreiben die Betreiber über das Palmenhaus selbst: "Events und Incentives haben eine elementare Aufgabe: die Vertiefung der menschlichen Beziehungen. Und wo kann man das besser, als in einer einzigartigen Location?"

Die "Location" stimmte also, nur die Idee mit der "Sendung, in der das Publikum das Wort hat", ging nicht vollständig auf. Zwar kamen tatsächlich Zuschauer zu Wort und das auch nicht gerade selten. Eine wirkliche Diskussion im Sinne eines wechselseitigen Austauschs gab es aber nicht. Stattdessen war der Maischberger-vor-Ort-Termin eher ein Frage-Antwort-Spiel, bei dem am Ende doch meistens die Politiker das Wort hatten.

Das war umso bedauerlicher, da die Zuschauer durchaus gute Fragen stellten, aber nur selten die Gelegenheit hatten, bei Nicht-Gefallen der Antwort nachzuhaken. Es war also eine Art Bürgersprechstunde mit angezogener Handbremse und so musste Sandra Maischberger anstelle des Zuschauers eingreifen, wenn es statt Antworten Phrasen gab – und das tat sie dann auch meistens.

So schlug sich Sandra Maischberger

Gut. Sie hakte dort nach, wo es nötig war und ließ dort laufen, wo es sinnvoll schien. Dass sie die Zuschauer unterbrechen musste, wenn die noch Nachfragen stellen wollten, war schade, aber eben dem Konzept geschuldet.

Das Fazit

In Bezug auf das eigentliche Thema, die Landtagswahl in Thüringen, war die Vor-Ort-Ausgabe von "maischberger" einfach ein bisschen zu spät dran, dafür bestimmen gerade ganz andere Themen den aktuellen Diskurs. Trotzdem war das neue Format nicht vergebens, denn durch die Zuschauerfragen waren die geladenen Politiker doch in einer ganz anderen Situation – auch wenn es am Ende auf ein reines Frage-Antwort-Spiel hinauslief.

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