Der Bundesinnenminister wird bei "maischberger.die woche" persönlich und lobt die Bundeskanzlerin aus vollen Tönen. Für den Streit sind dieses Mal ausnahmsweise die Kommentatoren zuständig.
Das Team von
Neues hat der Bundesinnenminister zwar nicht zu verkünden. Den meisten Zuschauern dürfte schon bekannt sein, dass die deutschen Grenzen Mitte Juni wieder weitgehend öffnen könnten. Dafür erzählt er aber aus seiner eigenen Krankengeschichte – und das ist nicht weniger interessant.
Wer sind die Gäste bei "maischberger.die woche"?
Horst Seehofer: Der Bundesinnenminister macht den Deutschen Hoffnung, dass der Sommerurlaub noch nicht gestorben ist: "Ich bin zuversichtlich, dass wir am 15. Juni die Grenzkontrollen beenden können." Voraussetzung sei aber, dass die Infektionszahlen hierzulande und bei den europäischen Nachbarn weiter zurückgehen.
Pia Heinemann: Die Wissenschaftsjournalistin der "Welt" findet es falsch, Grippe- und Corona-Tote miteinander zu vergleichen: "Ein Grippevirus kennen wir, und wir haben gegen Grippe Impfstoffe." Über das Coronavirus sei dagegen auch für die Wissenschaft noch vieles völlig unklar.
Was ist der Moment des Abends?
Die Reihenfolge ist geschickt gewählt: Erst fragt Sandra Maischberger den Bundesinnenminister über Corona-Demos und Grenzkontrollen aus. Denn wenn sich ein Politiker erst einmal warmgeredet hat, fällt es ihm vielleicht leichter, über Sache zu reden, über die Politiker nicht so gerne sprechen: Schwäche und Krankheit etwa.
Wie war das mit seiner eigenen Zeit auf der Intensivstation, will Maischberger von Horst Seehofer wissen. Der CSU-Politiker lag 2002 nach einer virusbedingten Herzmuskelentzündung drei Wochen auf der Intensivstation. Er könne sich daher in die Situation von schwererkrankten Corona-Patienten hineinversetzen, sagt Seehofer: "Ich war ja auch ohnmächtig: Ich war der Situation ohnmächtig ausgesetzt." Deswegen sei er auch bei der Corona-Bekämpfung für Strenge und Kompromisslosigkeit.
In der Bundeskanzlerin, die er für ihre Flüchtlingspolitik vor einigen Jahren noch heftig kritisiert hatte, sieht er bei dem Thema eine Verbündete: Für
Wo Seehofer schon in Fahrt ist, hat er sogar noch einen Schulterklopfer für seinen Rivalen und Nachfolger Markus Söder übrig: "Im Moment läuft das fabelhaft – und da freue ich mich", sagt er über den bayerischen Ministerpräsidenten. Hier kann sich Seehofer eine kleine Einschränkung jedoch nicht verkneifen: "Das heißt aber nicht, dass es in zwei Wochen nicht wieder eine Diskussion geben kann."
Was ist das Rededuell des Abends?
Die beiden Gegenspieler im Studio sind Mathias Richling und Pia Heinemann. Sie fechten stellvertretend den Konflikt aus, der die ganze Gesellschaft gerade beschäftigt. Richling knöpft sich die Wissenschaft vor, besonders das Robert-Koch-Institut: Dessen Chef Lothar Wieler sei erst gegen, dann für das Maskentragen gewesen: "Es ist immer was anderes, und er widerspricht sich pausenlos."
Journalistin Heinemann hätte zwar die Vernunft auf ihrer Seite, tut sich mit ihrer ruhigen, nüchternen Art aber schwer, gegen den aufbrausenden Kabarettisten anzudiskutieren. "Wir kannten dieses Virus nicht, wir kennen es immer noch nicht", sagt sie. Das ist zweifellos richtig – aber auch ein Argument, mit dem man zu entschiedenen Zweiflern der Corona-Bekämpfung nicht mehr durchdringt.
Wie hat sich Sandra Maischberger geschlagen?
Die Stärke der Moderatorin ist das Vier-Augen-Gespräch mit einem einzelnen Gast. Schon seit einiger Zeit fragt sie dabei auffällig hartnäckig – auch an diesem Abend. Die Grünen würden doch in elf Bundesländern mitregieren und könnten bei den Kita-Öffnungen mitreden, hält sie zum Beispiel Grünen-Chefin Baerbock geschickt vor, als diese sich über zu wenig Kinderbetreuung ärgert.
Allerdings hört sich Maischberger offenbar selbst ein bisschen zu gerne fragen. Immer wieder bleiben Horst Seehofer oder Annalena Baerbock in Halbsätzen stecken, weil die Moderatorin ständig dazwischen grätscht. Um typische Politfloskeln zu vermeiden, ist das hilfreich. Manchmal würde man aber auch Politikern gönnen, dass sie ihre Sätze einfach mal zu Ende führen dürfen.
Was ist das Ergebnis?
Auch Politiker sind nur Menschen. Das ist keine Überraschung, wird in dieser Sendung aber besonders deutlich. Seehofer übt Selbstkritik und sagt über seinen früheren Disput mit Angela Merkel: "Wahrscheinlich habe ich mich verbessert." Auch Grünen-Chefin Annalena Baerbock gibt zu, sie habe gerade dazugelernt: Früher habe ihre Partei das Homeoffice propagiert. Jetzt merke sie selbst, dass es gerade nicht funktioniere, zu Hause zu arbeiten und gleichzeitig die Kinder zu betreuen: "Mir steht's definitiv hier", sagt Baerbock und hält ihre Hand über die Stirn.
Was an diesem Abend aber fehlt, ist eine gepflegte, engagierte politische Diskussion. In den vergangenen Wochen hatten sich noch Reiner Calmund und Peter Lohmeyer beziehungsweise Christian Lindner und Karl Lauterbach einen Schlagabtausch geliefert. Wenn nur die Gastgeberin persönlich mit ihren Gästen rauft, ist das ein schwacher Ersatz.
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