Youtuber Rezo erneuerte bei Jan Böhmermann seine Kritik an den Parteien. Und wehrte sich gegen Vorwürfe, er sei für sein Video "Die Zerstörung der CDU" bezahlt worden. Die enorme Resonanz schien er selbst nicht fassen zu können.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Mit 200.000 bis 300.000 Klicks hatte Youtube-Star Rezo für sein Video "Die Zerstörung der CDU" gerechnet, wie er im Neo Magazin Royale von Jan Böhmermann an Donnerstag verriet. Er hätte sich nie vorstellen können, dass ein Video über eine Partei so viel Aufmerksamkeit bekommt. Sonst postet er Themen wie "Wie versaut ist dein Verstand?" oder "Wir testen 10.000 Kilogramm veganes Eis".

Rezo sollte sich gründlich irren: Rund drei Wochen nach der Veröffentlichung hat der CDU-Clip fast 15 Millionen Aufrufe. Die Partei ringt bis heute um den richtigen Umgang mit der Kritik des 26-Jährigen, leistete sich einige ahnungslose bis peinliche Reaktionen und wurde – vielleicht auch wegen Rezo – besonders von jungen Wählern bei der Europa-Wahl abgestraft.

Rezo sollte und wollte sich bei Jan Böhmermann erklären

Nun sollte und wollte sich der Youtuber erklären. Nicht bei Illner, Will, Plasberg oder Lanz, wie Böhmermann gut gelaunt bemerkte, sondern auf seiner Couch Gleich zu Beginn stritt Rezo die Unterstellung ab, er habe Geld bekommen oder sei von irgendjemandem beauftragt worden, das Video zu drehen. Ganz im Gegenteil: Er hat nach eigenen Angaben nach dem Hochladen sogar einen Deal verloren, der ihm "richtig viel" Geld eingebracht hätte.

"Ich hatte einfach Bock, mich mit ein paar Themen auseinanderzusetzen, die ich so grob wusste", erklärte er seine Motivation. "Ich wollte mich da ein bisschen mehr reinfuchsen und dachte mir, ich kann ein paar andere Leute mit aufklären." Ob er damit gerechnet habe, dass das Video solche Wellen schlägt? Da rang Rezo sichtlich nach Worten und verhaspelte sich. "Nee, natürlich nicht."

"Der verarscht mich gerade"

Rezo bekräftigte auch seine Kritik an der CDU – und gab Tipps zur Erneuerung. "Erst mal weniger Scheiße bauen. Das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist dann halt diese Sprache ein bisschen menschlicher machen."

Als Beispiel nannte er "den Steffen von der Bundespressekonferenz", Regierungssprecher Steffen Seibert. "Der labert schon manchmal. Zum Beispiel gibt er keine Antwort auf Fragen. So eine Zeitung kann nicht schreiben: 'Yo, Digger, der labert halt Scheiße.' Aber jeder Mensch, der das sieht, denkt: Der verarscht mich gerade."

Auch Europa-Politiker Heribert Hirte (CDU) bekam sein Fett weg. Erst habe Hirte auf Twitter ein Video geteilt, in dem Rezo vorgeworfen wird, für "Die Zerstörung der CDU" bezahlt worden zu sein. Zweite Tage später wollte Hirte dann mit dem Youtube-Star ein eigenes Video drehen.

Einen anderen CDU-Mann lobte der studierte Informatiker dagegen ausdrücklich. Roderich Kiesewetter hatte sich für das Teilen des Anti-Rezo-Videos entschuldigt, nachdem er erfuhr, dass der Inhalt falsch war und dessen Urheber durch antisemitische und homophobe Aussagen negativ aufgefallen war. Auch Rezo gab sich selbstkritisch. Ihm tue sein Video leid für die "Guten in der CDU". Denn die gebe es ja in der jeder Partei.

Kaum kritische Nachfragen von Böhmermann

Und was war mit den kritischen Fragen, die Böhmermann angekündigt hatte? Die lockere Plauderei kam leider fast ohne ernsthaftes Nachhaken aus. Rezos Aussagen im CDU-Video, von denen einige durch den Faktencheck fielen? Erwähnte Böhmermann mit keinem Wort. Immerhin wollte der Gastgeber wissen, ob es gefährlich sei, dass Youtuber auf einmal so eine Macht haben.

Rezo gab rhetorisch nicht immer den besten Eindruck ab, verhaspelte sich manchmal oder verlor sich in Anglizismen. Aber hier antwortetet er wohlüberlegt. "Die Gefahr ist ja immer da. Die ist nicht nur bei den Leuten da, die eine Meinungsmacht auf der Plattform haben. Sondern grundsätzlich alle Leute, die eine Meinungsmacht haben, die können die schlecht nutzen." Das passiere teilweise auch bei Zeitungen.

Er selbst verwahrte sich aber gegen die Kritik von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, er habe vor den Wahlen unzulässige Meinungsmache betrieben. Dass sich Leute des öffentlichen Lebens für oder gegen eine Partei aussprechen, sei nichts neues. "Und wenn es für die CDU ist, war es für die CDU immer cool", so Rezo.

Keine politischen Ambitionen

Der Youtuber will sich in seinen Videos künftig wieder seinen Kernthemen widmen: Musik und Comedy. Er schloss weitere politische Clips nicht aus, einen direkten Einstieg in die Politik dagegen schon. Das sei ihm zu "stressig".

Weitere Gespräche mit Parteivertretern – Anfragen gibt es viele – kann er sich gut vorstellen, nur nicht in Berlin. "Wenn die mal in Aachen sind, dann unterhalte ich mich gern mit ihnen." Oder man müsse eben "callen", also telefonieren.

"Und wer wird als nächstes zerstört?", fragte Böhmermann schließlich ironisch. "Gar keiner", betonte Rezo. Zum Abschied bekam er Globuli geschenkt – zur Beruhigung nach den aufregenden Wochen. Aber eigentlich hätte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer im Nachgang seines Videos die homöopathischen Kügelchen viel nötiger gehabt.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.