Mit Kevin Kühnert verliert die SPD nicht nur ihren Generalsekretär, sondern auch eines ihrer prominentesten Gesichter. Der designierte Nachfolger Matthias Miersch ist der breiten Öffentlichkeit weit weniger bekannt. Das dürfte sich bald ändern.

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Als Vorsitzender der Jusos machte Kevin Kühnert der SPD immer wieder gehörig Druck. Als Generalsekretär der Partei galt er hingegen als pflichtbewusster Parteisoldat, der kaum ein schlechtes Wort über Kanzler und Parteispitze verlor. Nun tritt er von seinem Amt aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Nachfolgen soll auf ihn Matthias Miersch. Doch auch wenn Miersch innerhalb der Partei hohes Ansehen genießt – vielen dürfte der Name nichts sagen. Wer ist der Mann, der künftig als Generalsekretär das Profil der SPD stärken soll? Und vor welchen Aufgaben steht er?

Miersch: Guter Rhetoriker und Rechtsanwalt

Miersch gilt als begabter Redner mit einem Talent für Kompromisse und geräuschlose Arbeit im Hintergrund. Fähigkeiten, die ihm wohl auch für die Rolle als Generalsekretär empfohlen haben. Schließlich zählt zu den Aufgaben des Amts, die Reihen innerhalb der Partei geschlossen zu halten. Geholfen dürfte Miersch auch haben, dass er zu den engen Vertrauten von SPD-Chef Lars Klingbeil zählt.

Geboren wurde Miersch 1968 in Hannover. In die SPD trat er 1990 ein. 2005 zog der studierte Jurist und zugelassene Rechtsanwalt zum ersten Mal in den Bundestag ein. Seitdem sicherte er sich bei jeder darauffolgenden Wahl das Direktmandat seines Wahlkreises Hannover-Land II.

Seit 2017 ist er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Immer wieder war er auch als Nachfolger für Rolf Mützenich, der derzeit Vorsitzender der Fraktion ist, im Gespräch.

Ein linker Umwelt- und Energiepolitiker

Thematisch liegen seine Schwerpunkte vor allem in der Umwelt- und Energiepolitik. So saß er etwa bei den Verhandlungen über das umstrittene Heizungsgesetz mit am Tisch und beschreibt sich auf seiner Webseite als entschiedener Gegner einer Rückkehr zur Atomenergie. Aber auch in den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus ist er bewandert.

Miersch gehört dem Linken-Flügel der SPD an und ist seit Jahren auch Co-Sprecher der Parlamentarischen Linken (PL) innerhalb der Partei. Von seinen Parteigenossen wird er geschätzt. Doch einige Stimmen des konservativeren "Seeheimer Kreises" hätten, Berichten zufolge, einen möglichen Karrieresprung von Miersch in der Vergangenheit kritisch gesehen. Die Begründung: Er stehe zu weit links.

Davon war nach der Ankündigung, dass er das Amt des Generalsekretärs übernehmen werde, nichts zu hören. "Ich schätze und kenne ihn aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit über die vergangenen Jahre", sagte etwa Dirk Wiese, wie Miersch Vize der SPD-Fraktion und Sprecher des Seeheimer Kreises, der "Rheinischen Post" über seinen Parteikollegen. "Er wird die Aufgabe meistern".

Miersch muss das SPD-Profil vermitteln – und sein eigenes

Offiziell im Amt ist Miersch nicht. Er wird den Posten des Generalsekretärs erstmal kommissarisch übernehmen. Auf dem nächsten SPD-Bundesparteitag könnte er dann offiziell gewählt werden. Ob es tatsächlich so kommt, bleibt abzuwarten. Im schnelllebigen Politikgeschäft kann innerhalb von Monaten viel passieren.

Schon jetzt hat Miersch aber einiges an Aufgaben auf dem Zettel. So gehört etwa die Leitung und Verwaltung der Parteizentrale zu den Pflichten eines Generalsekretärs. Auch ist Miersch durch das Amt einer der Hauptverantwortlichen für die Organisation von Wahlkämpfen geworden.

Kein einfacher Job in Zeiten, in denen der Kanzler miserable Umfragewerte einfährt und die SPD durch den Dauerstreit in der Ampel in der Krise steckt. Mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 dürfte da einiges an Arbeit auf ihn zukommen.

Eine Aufgabe muss Miersch jetzt aber besonders dringend bewältigen: Bekannter werden.

Denn einer der wichtigsten Jobs von Generalsekretären ist es, den Bürgerinnen und Bürgern das Profil der Partei zu vermitteln. Dafür müssen die Wählerinnen und Wähler, den in der Öffentlichkeit noch relativ unbekannten, Miersch aber erstmal kennenlernen.

Künftig dürfte der 55-Jährige deshalb deutlich öfter bei Talkshows das Rampenlicht für den Schlagabtausch mit der politischen Konkurrenz suchen.

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