Die AfD hat derzeit ein Wählerpotenzial von 22 Prozent. Eine Umfrage der Meinungsforscher von Civey zeigt, warum AfD-Anhänger die Rechtsaußen-Partei wählen wollen und wie sie auf Politik und Gesellschaft blicken.
Die Alternative in Deutschland erlebt seit einer Weile ein Umfragehoch. Spionage- und Korruptionsskandale um die beiden Spitzenkandidaten für die Europawahl waren zwar ein Dämpfer für die Partei – einen entscheidenden Umschwung in der Wählergunst verursachten sie aber nicht.
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey ergab: 16 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wollen bei der nächsten Landtags- oder Bundestagswahl sehr wahrscheinlich bei der AfD ihr Kreuzchen machen, weitere sechs Prozent eher wahrscheinlich.
Das macht ein Wählerpotenzial von 22 Prozent. Am höchsten ist dieser Anteil in den ostdeutschen Bundesländern sowie in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen.
66 Prozent der AfD-Anhänger betrachten sich als konservativ
Was bewegt die Menschen dazu, einer Partei ihre Stimme zu geben, die mittlerweile in großen Teilen rechtsextrem ist? Civey hat 5.000 potenzielle AfD-Wähler im Zeitraum vom 5. Bis zum 16. Juni nach ihren Beweggründen sowie ihren politischen Ansichten befragt.
66 Prozent der potenziellen AfD-Wähler bezeichnet sich selbst als konservativ. 23 Prozent sehen sich eher in der politischen Mitte und weitere 10 Prozent betrachten sich als Liberale.
Das steht im Kontrast zu ihren wirtschaftspolitischen Ansichten: 58 Prozent wollen, dass die Politik die Wirtschaft nicht reguliert – eine typisch liberale Haltung. Nur elf Prozent sind für eine Wirtschaftsregulierung.
Wichtiges Motiv: Der Wunsch nach weniger Zuwanderung
Die Befragten treibt insbesondere das Thema Migration um. 56 Prozent nennen die Ablehnung von Zuwanderung als einen ihrer wichtigsten Gründe, die AfD zu wählen. Nur die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung wird mit 63 Prozent öfter genannt. Auffallend gering: Nur 37 Prozent sagen, die AfD vertrete ihre Werte.
80 Prozent erhoffen sich von ihrer Wahlentscheidung weniger Migration nach Deutschland und 52 Prozent einen besseren Schutz der Grenzen. Jeweils 34 Prozent erhoffen sich einen Erhalt der Traditionen beziehungsweise einen Kurswechsel der Bundesregierung. Bei diesen Fragen waren Mehrfachantworten möglich.
Mehrheit für Regierungsbeteiligung der AfD
Eine große Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass die AfD in Regierungsverantwortung kommt. Jedoch wollen nur 29 Prozent, dass die AfD diese Regierung auch anführt, 57 Prozent sähen die Partei lieber als Teil eines Bündnisses. Weitere zehn Prozent möchten, dass die AfD in der Opposition bleibt.
Was müssten die anderen Parteien tun, damit die Befragten doch nicht die AfD wählen? 84 Prozent sagen: die Zuwanderung einschränken. Erhalt der Tradition nennen 45 Prozent, eine Vertretung deutscher Interessen 38 Prozent. Auch hier waren Mehrfachantworten möglich.
Sehr aufschlussreich ist ein Blick auf eine Deutschlandkarte, die die zweite Wahlpräferenz der AfD-Anhänger zeigt. In Ostdeutschland würden über 30 Prozent das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) wählen. In den westlichen Bundesländern ist die Union auf Platz zwei. Sowohl BSW als auch CDU/CSU stehen für eine restriktivere Migrationspolitik als die Ampel-Parteien. (jos)
Informationen zur Methode
- Civey hat vom 05.06. bis 19.06.2024 online rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren, sowie rund 5.000 sichere und potenzielle AfD-Wählerinnen und -wähler befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).
- Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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