Statt besinnlich die Vorweihnachtszeit zu feiern, wurde die elsässische Metropole Straßburg von einem schrecklichen Terrorakt heimgesucht. Bei Schüssen in der Innenstadt starben zwei Menschen, bislang ist von 12 Verletzten die Rede. Der Täter sei weiter auf der Flucht. Es heißt, er sei verletzt und habe sich verschanzt - bislang wurde er allerdings noch nicht gefunden.
Bei einem Angriff in der Gegend des Straßburger Weihnachtsmarkts geht die Polizei von einem terroristischen Hintergrund aus. Zwei Menschen sind getötet worden - mindestens 12 Menschen wurden am Dienstagabend verletzt, sechs von ihnen schwer. Laut Frankreichs Innenminister Christophe Castaner befinden sich mehrere der Verletzten in kritischem Zustand.
Nach dem Angriff haben nun Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigten. Man gehe von einem terroristischen Hintergrund aus.
Straßburg: Polizeibekannter Täter verletzt auf der Flucht
Der Straßburger Angreifer sei auf der Flucht, bestätigte die Polizei in Straßburg. Er sei auf dieser von patrouillierenden Soldaten verletzt worden. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP ebenfalls unter Berufung auf die Polizei.
Laut der französischen DNA ("Elsässische Neueste Nachrichten") hält der mutmaßliche Täter sich verschanzt. Die Polizei habe bisher drei Häuser im Stadtteil Neudorf gestürmt – der Täter scheint dabei aber jedoch nicht gefunden worden zu sein.
Ausnahmezustand in ganz Straßburg
Über Straßburg kreisen ohne Unterlass Hubschrauber. Überall heulen Sirenen, immer wieder rasen Polizeiautos hektisch durch die Nacht. Auch in der Nähe des Straßburger Polizeipräsidiums wurde alles hermetisch abgesperrt.
Im Straßburger Basketball-Stadion stecken immer noch zahlreiche Menschen fest. Die Fans sollen wegen der unklaren Sicherheitslage weiter in der bewachten Halle bleiben.
Die französische Zeitung "Le Figaro" spricht mittlerweile sogar von einem weiteren Täter. Offiziell bestätigen lässt sich dies allerdings bislang nicht.
Angreifer gilt als "radikalisiert"
Bei dem Terror-Angreifer handelt es sich nach Informationen der AFP um eine Person, die als radikalisiert gilt.
Er sei auf der Sicherheitsakte «Fiche S» geführt worden, einer Liste von Personen, die verdächtigt werden, radikalisiert zu sein, meldete die Agentur unter Berufung auf die Präfektur.
Wie Innenminister Castaner dem Sender Franceinfo sagte, ist der Tatverdächtige den Behörden wegen - nicht näher bezeichneter - krimineller Taten bekannt.
Schütze sollte am Morgen verhaftet werden
Der Delinquent sollte noch am Dienstagmorgen von der Polizei verhaftet werden, sei jedoch nicht zuhause gewesen, berichten mehrere französische Medien übereinstimmend. Es sei dabei um Raubermittlungen gegangen - ihm wird angeblich versuchter Mord oder Totschlag vorgeworfen.
Bei der Durchsuchung der Wohnung des mutmaßlichen Terror-Angreifers am Dienstagmorgen sollen bereits Stunden vor den tödlichen Schüssen im Stadtzentrum mehrere Granaten aufgefunden worden sein. Das berichteten während der Nacht übereinstimmend der französische Sender France Info und die Zeitung "Le Parisien".
Der mutmaßliche Schütze soll 29 Jahre alt und gebürtiger Straßburger sein. Er sei 2011 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden, davon sechs Monate ohne Bewährung. Der Grund: Ein Angriff mit einer zerbrochenen Flasche auf einen 16-Jährigen im Rahmen einer Auseinandersetzung.
Europaparlament wurde abgeriegelt
Das Europaparlament in der elsässischen Stadt wurde abgeriegelt. Niemand dürfe das Gebäude verlassen, Mitarbeiter seien per Handy-Kurznachricht oder Mail gewarnt worden, teilte eine Parlamentssprecherin der dpa mit.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron schickte Innenminister Castaner nach Straßburg. Das berichtete AFP unter Berufung auf den Élysée-Palast.
Schüsse in der Innenstadt
Bei dem Zwischenfall hatte es am Abend Schüsse gegeben. Wie der Nachrichtensender France Info berichtete, riegelte die Polizei Teile der Innenstadt ab. Das Pariser Innenministerium sprach ohne weitere Details von einem "schwerwiegenden Ereignis der öffentlichen Sicherheit". Bewohner sollten zu Hause bleiben.
Am Grenzübergang kontrollierte die Polizei am Abend Autos, die von Deutschland nach Frankreich fuhren, wie eine dpa-Reporterin berichtete. "Wir verstärken (...) aktuell die Kontrollen an der deutsch-französischen Grenze in diesem Bereich", teilte die Bundespolizei Baden-Württemberg auf Twitter mit.
Nach dem tödlichen Angriff warnt sie vor einem Grenzübertritt: "Sofern möglich vermeiden Sie bitte aktuell den Grenzübertritt im Bereich Kehl." Begründet wird dies mit der laufenden Fahndung nach dem Täter. Die grenzüberschreitende Straßenbahn zwischen Deutschland und Frankreich verkehrt demnach nicht.
Verstärkte Kontrollen an deutsch-französischer Grenze
In der Stadt war Sirenengeheul zu hören. Eine Straße südlich der Innenstadt war abgesperrt. Ein Mann, der sich der Absperrung näherte, wurde angewiesen, kehrt zumachen. Als er der Aufforderung nicht nachkam, richteten mehrere Sicherheitskräfte ihre Waffen auf ihn. Schließlich kehrte er um. Die Polizei bat auf Twitter darum, keine falschen Informationen zu verbreiten.
Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorserie erschüttert. Dabei wurden bislang fast 250 Menschen aus dem Leben gerissen. Auch der Straßburger Markt sollte schon einmal Ziel eines Attentats sein: Im Jahr 2000 wurde ein geplanter Sprengstoffanschlag einer algerischen Gruppe allerdings gerade noch rechtzeitig verhindert.
EU-Kommissionschef drückt Mitgefühl aus
Nach dem schweren Angriff im französischen Straßburg mit mindestens zwei Toten hat EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sein Mitgefühl ausgedrückt.
"Meine Gedanken sind bei den Opfern der Schießerei in Straßburg, die ich mit großer Entschiedenheit verurteile", schrieb Juncker am Dienstagabend bei Twitter. Straßburg sei eine symbolische Stadt für den Frieden und die europäische Demokratie. "Werte, die wir immer verteidigen werden." Die EU-Kommission stehe an der Seite Frankreichs.
Auch die Bundesregierung versicherte den Straßburgern und Franzosen umgehend ihre Anteilnahme: "Welches Motiv auch immer hinter den Schüssen steckt: Wir trauern um die Getöteten und sind mit unseren Gedanken und Wünschen bei den Verletzten. Hoffentlich gerät niemand mehr in Gefahr", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert. (cs/dpa)
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