Eine Regierungsbeteiligung der AfD im Osten kommt bei den meisten Deutschen nicht gut an. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Zuvor hatten Gedankenspiele der CDU in Sachsen-Anhalt für Unruhe gesorgt.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger lehnt Regierungsbeteiligungen der AfD nach den anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen ab. Das ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid für das Magazin "Focus". 70 Prozent der Bundesbürger sind demnach generell gegen eine Regierungsbeteiligung der AfD.

Nur neun Prozent für Koalition mit der AfD

Weitere elf Prozent sind der Meinung, Regierungen sollten sich von der AfD dulden lassen, und nur neun Prozent sprechen sich für Koalitionen mit der AfD aus.

Mit 91 Prozent ist die Ablehnung von AfD-Regierungsbeteiligungen unter Anhängern der SPD am höchsten, gefolgt von Anhängern der Unionsparteien (87 Prozent) und Grünen (84 Prozent). Bei den FDP-Anhängern schließen 72 Prozent eine Regierungsbeteiligung der AfD aus, bei der Linkspartei nur rund die Hälfte (52 Prozent).

Die Anhänger der AfD selbst sprechen sich zu 64 Prozent für Regierungsbeteiligungen und zu 35 Prozent für Duldungen aus. Befragt wurden am 17. und 18. Juni 1.012 Bürger.

Gedankenspiele in der CDU über Koalition mit Rechtspopulisten

Zuvor hatten Überlegungen in der CDU Sachsen-Anhalts zu künftigen Koalitionsaussichten mit der AfD eine neue Debatte über den Umgang der Partei mit den Rechtspopulisten ausgelöst.

Der Vizechef der Landtagsfraktion, Ulrich Thomas, sagte der "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag): "Wir sollten eine Koalition jedenfalls nicht ausschließen. Stand jetzt ist sie nicht möglich - wir wissen aber nicht, wie die Lage in zwei oder fünf Jahren ist." Die Spitze der Bundespartei und auch der Landesvorstand bemühten sich, die Debatte zu beenden. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak verwies auf den geltenden Parteitagsbeschluss, der eine Zusammenarbeit ausschließt.

In Sachsen-Anhalt wird 2021 ein neuer Landtag gewählt. Bereits in diesem Herbst finden in Sachsen, Brandenburg und Thüringen Landtagswahlen statt. Die AfD könnte Umfragen zufolge teils stärkste Partei werden.

Thomas sagte, die AfD habe zwar viele radikale Politiker. Es gebe aber auch liberale Kräfte. "Wir müssen sehen, welche Strömung sich durchsetzt." Wie die Zeitung weiter berichtete, argumentieren er und ein weiterer Fraktionsvize, Lars-Jörn Zimmer, in einer achtseitigen Denkschrift, die Wähler von CDU und AfD hätten ähnliche Ziele. Deutschland wähle "immer noch mehrheitlich" konservativ. Die CDU habe jedoch Anhänger verprellt, indem sie «multikulturellen Strömungen linker Parteien und Gruppen" nicht ausreichend entschieden entgegengetreten sei. "Es muss wieder gelingen, das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen".

Die sachsen-anhaltischen Grünen und die SPD forderten ihren Koalitionspartner CDU nachdrücklich auf, von Bündnisfantasien mit der AfD Abstand zu nehmen.

Ziemiak: "Keine Zusammenarbeit mit der AfD"

CDU-Generalsekretär Ziemiak bekräftigte, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD gebe. "Für ALLE noch einmal zum Mitschreiben: Die CDU lehnt jede Koalition oder Zusammenarbeit mit der AfD strikt ab!!! Das ist nicht nur meine Meinung, sondern Beschlusslage des CDU Bundesparteitages", schrieb er auf Twitter.

Auch die Spitze der sachsen-anhaltischen CDU erteilte den Gedankenspielen aus den eigenen Reihen eine klare Absage. Eine institutionelle und strategische Zusammenarbeit mit der AfD werde es nicht geben, heißt es in einem Beschluss des geschäftsführenden Landesvorstands, den Landeschef Holger Stahlknecht vorstellte. Die CDU werde ihr Profil schärfen und sich künftig deutlich erkennbarer von den anderen Parteien abgrenzen. Stahlknecht stellte klar: Eine Koalition mit der AfD werde es mit ihm nicht geben. (mgb/dpa/afp)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.