CDU-Chef Friedrich Merz hält den Ausgang der US-Präsidentenwahl nach dem Rückzug von Amtsinhaber Joe Biden für offen. "Bilder werden diesen Wahlkampf entscheiden", sagte Merz der "Welt am Sonntag". Die Bilder, die Biden bisher geliefert habe, seien nicht gut für ihn gewesen. "Aber die Lage ändert sich jetzt. Kamala Harris hat binnen kürzester Zeit eine sehr starke Mobilisierung aufseiten der Demokraten ausgelöst. Dieser Wahlkampf wird jetzt richtig spannend", meinte der CDU-Chef zur demokratischen Präsidentschaftsbewerberin. "Es ist noch nichts entschieden."

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Besser vorbereitet als 2016

Dennoch halte er es für sinnvoll, dass sich die Europäer gedanklich schon einmal auf einen möglichen Wahlsieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump vorbereiten sollten. "Das hätten wir schon vor acht Jahren tun sollen", sagte er mit Blick auf den ersten Wahlsieg Trumps im Jahr 2016. "Und dieses Mal wäre es noch wichtiger. Denn ich gehe davon aus, dass Donald Trump für den Fall, dass er Präsident wird, besser vorbereitet ist auf die Übernahme des Amtes, als dies bei seiner ersten Amtszeit der Fall war", sagte Merz. Die US-Wahl ist am 5. November.

Eine Gruppe der Unionsfraktion und der CDU, zu der auch Fraktionsvize Jens Spahn gehört habe, sei jüngst auf seinen "ausdrücklichen Wunsch" zum Parteitag der Republikaner in die USA gereist, bestätigte Merz gegenüber der Zeitung. Die Vereinigten Staaten seien ein enger Partner Deutschlands. "Das war unter allen US-Präsidenten bisher so. Daher sollten wir eher nach Gemeinsamkeiten suchen als nach Dingen, die uns trennen", betonte er.

Merz: Deutschland muss sich auf möglichen Trump-Sieg einstellen

Ob es sich bei diesen Signalen in Richtung Trump um einen Bruch mit der deutschen Außenpolitik handele, die eher auf Distanz zu Trump gestanden hatte, hält Merz für unwesentlich. "Ich orientiere mich ausschließlich daran, was mit Blick auf den kommenden US-Präsidenten im deutschen und europäischen Interesse liegt", so Merz. "Unabhängig davon, wer Joe Biden nachfolgt, müssen wir uns in Deutschland und in Europa darauf einstellen, dass die Amerikaner ihre Sicherheitsgarantien nur noch unter Vorbehalt leisten, wir also selbst mehr für unsere Verteidigung tun müssen." Zudem sei im Falle einer Wahl Trumps auch mit mehr wirtschaftlichem Protektionismus der Amerikaner zu rechnen.  © dpa

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