Mit 35,1% ist der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer klarer Sieger der Bundespräsidentenwahl. Er wird am 22. Mai in die Stichwahl gegen Alexander Van der Bellen treten, der 21,3% erreichte. Ganz abgefallen dagegen sind die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP. Eine Spezialausgabe der Sendung "Report" blickt auf das Wahlergebnis und die Folgen.
"Na, das war ein Tag", lacht
Historiker Lothar Höbelt ist sich allerdings sicher, dass kein weiterer Aufwind zu erwarten ist. "Sie werden nie wieder so einen Erfolg einfahren wie diesmal", erklärt er. "Die Partei wird nie auf diese lichten Höhen von 35% kommen – keine Partei wird das in Österreich in den nächsten Jahrzehnten können."
Für die Wochen zur Stichwahl will Hofer seine Strategie beibehalten: "Ich werde meinen Weg nicht ändern". FPÖ-Kollege
Van der Bellen sieht sich als "Vertreter des hellen, optimistischen, zuversichtlichen Österreichs". Volker Kier, ehemals vom Liberalen Forum, warnt davor, die Stichwahl mit einer Schwarz/Weiß-Malerei zu umschreiben. Der Jurist Manfred Nowak aber meint: "Es geht nicht um Gut und Böse, es geht um Demokratie und um jene, die demokratische, menschenrechtliche, rechtsstaatliche Werte untergraben."
Gereizte Stimmung bei ÖVP und SPÖ
Weil ÖVP und SPÖ herbe Verluste einfahren mussten, herrscht dort eher angespannte Stimmung. Das "Report"-Team stößt auf gereizte Antworten und schwammige Gedanken zu etwaigen Kurswechseln.
"Es ist völlig fehl am Platze, bei den Werten eine Neuwahl vom Zaun zu brechen", erklärt ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner auf die Frage, ob nach einem neuen Parteichef verlangt wird. Es sei strategisch besser, sich neu zu orientieren und "sich wieder zu finden am Wählermarkt".
"Wir brauchen eine starke Organisationsdiskussion", sagt SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann in einer Stellungnahme. "Wir müssen hier viel offensiver werden, auch in der Kommunikation." Gleichzeitig appelliert er an alle Politiker, einen respektvollen Umgang zu wahren.
Ganz pragmatisch sieht der Physiker Werner Gruber die Niederlage der von ihm unterstützten SPÖ: "Ganz ehrlich: Die Sozialdemokratie hat den Ständestaat, die Nazis und die Kommunisten überlebt. Wir werden auch den heutigen Wahlabend überleben."
Ähnliche Meinungen zum Wahlverlust der Regierungsparteien
Im "Report"-Studio sprach Susanne Schnabl mit dem ehemaligen Bundeskanzler Frank Vranitzky, der lange Jahre Bundesparteivorsitzender der SPÖ war, und Nationalbankpräsident Claus Raidl, der ÖVP-Mitglied ist.
Die Äußerungen der beiden ähneln sich. Beide wollen zu den Fragen, ob es personelle Veränderungen in den Parteien geben wird, nicht öffentlich Stellung nehmen.
Sie scheinen sich auch einig zu sein, dass das schlechte Wahlergebnis für ihre beiden Parteien auf große Veränderungen in der politischen Landschaft zurückzuführen ist. Vranitzky bezeichnet SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer als "Opfer" einer politischen Umstrukturierung, Raidl weist ebenso auf einen Umbruch bei den Parteiloyalitäten hin, der aus einem Unmut bei der Bevölkerung resultiert.
Vranitzky deutet an, dass Hundstorfer wenig Unterstützung der Partei erhalten habe. Er meint, die Bevölkerung müsse mitgenommen werden, weil vieles in der Politik an deren Fragen vorbeiginge.
Es müsse nun auf eine "Vorwärtsstrategie" gesetzt werden, die die Fragen der Zeit "zügig in breiter Kommunikation mit der Bevölkerung" angeht. Dabei sollen und dürfen aber sozialdemokratische Grundsätze nicht verletzt werden.
Raidl meint, der Vorsprung von Irmgard Griss sei ein Zeichen dafür, wie unzufrieden die Bevölkerung sei. Die Frage, ob man auf Griss zugehen sollte, verneint er aber und erklärt, man müsse stattdessen Politik machen, die diese Wähler wieder zurückholt.
Aufgabe sei es jetzt, ein Programm bis 2018 mit klaren Punkten aufzusetzen, die die jetzige Regierung auch umsetzen kann. Zur Asylpolitik meint er, dass der bisherige Kurs der ÖVP ganz richtig ist: "Wir können nicht alle aufnehmen, und die falsch verstandene Willkommenskultur würde das Land nicht verkraften können."
Auf die Frage nach einer Wahlempfehlung meint Raidl zunächst, dass er keine öffentliche Empfehlung abgeben will, fügt dann aber hinzu, dass er, obwohl er mit Alexander van der Bellen kaum übereinstimmt, sogar überlegt, ihn zu wählen. Vranitzky erklärt ohne Umschweife, dass er für van der Bellen stimmen werde.
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