Das BSW könnte bei der Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Sahra Wagenknecht knüpft ihre politische Zukunft an die Frage, ob ihre Partei es ins Parlament schafft oder nicht.
BSW-Chefin
Das vor einem Jahr gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht wird nach einem Abwärtstrend in jüngsten Umfragen bundesweit noch mit 4 bis 6 Prozent Zustimmung gemessen, also nahe an der Fünf-Prozent-Hürde. Die BSW-Spitze legte einen Fünf-Punkte-Plan zur Senkung von Steuern, Abgaben, Mieten und Lebenshaltungskosten vor, mit dem Versprechen, Bürger im Fall eines Wahlerfolges durchschnittlich um 100 Euro monatlich zu entlasten. Damit will sie nach der Dauerdebatte über Migration ein anderes Thema setzen.
Widersprüchliche Kritik an Berichterstattung über BSW
Wagenknecht meinte allerdings: "Gegen das BSW gibt es eine spürbare Blockade in den Mainstream-Medien. Die alten Parteien bekämpfen uns. Wir sind unbequem und wollen Veränderungen. Das wird kleingeschrieben."
Dieser Vorwurf überrascht insofern, da Sahra Wagenknecht häufig in Talkshows zu Gast ist, gerade auch bei den politischen Gesprächsrunden der öffentlich-rechtlichen Sender wie "Markus Lanz" (ZDF) oder "Maischberger" (ARD). Als 2023 eine Debatte um Wagenknechts wiederholtes Fehlen bei Abstimmungen im Bundestag entbrannte, ätzte Friedrich Merz (CDU): "Es wäre doch ganz schön, wenn die Kollegin hier wäre, anstatt in Deutschland durch jede Fernsehsendung zu gehen."
Wagenknecht: gibt andere wichtige Themen neben Migration
Auch gab es schon den Vorwurf, die Medien würden unangemessen häufig und übertrieben positiv über das BSW und seine Anführerin berichten. So sprach der frühere SPD-Vorsitzende Kurt Beck vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen im Herbst von einem "Hype, den viele Medien um Frau Wagenknecht machen". Er wünsche sich "mehr kritische Fragen", sagte er damals der "Welt".
Migration bewege die Menschen, weil sie damit verbundene Probleme erlebten, sagte Wagenknecht. "Aber natürlich gibt es viele weitere wichtige Themen, über die in diesem Wahlkampf endlich gesprochen werden muss." Der Fünf-Punkte-Plan bündelt Forderungen aus dem BSW-Wahlprogramm:
- Kranken- und Pflegekasse: So will das BSW bei der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung den Zusatzbeitrag streichen. Das würde Durchschnittsverdiener laut BSW um 45 Euro entlasten. Gutverdiener müssten aber mehr zahlen, denn die Partei ist für eine höhere Beitragsbemessungsgrenze. Bei Gesundheit, Pflege und Rente will das BSW Bürgerversicherungen, es sollen also alle einzahlen.
- Steuern: Renten bis 2.000 Euro sollen den Forderungen zufolge steuerfrei sein. Durchschnittsverdiener sollen mit Korrekturen im Steuersystem 50 Euro netto mehr im Monat haben. Im Gegenzug würden "weit überdurchschnittliche Einkommen und Großvermögen belastet".
- Mindestlohn und Mieten: Den Mindestlohn will das BSW zum 1. Juli auf 15 Euro steigern. Die Mieten sollen in teuren Regionen bis 2030 eingefroren werden. Die Grunderwerbsteuer soll beim Kauf der ersten selbst genutzten Immobilie wegfallen.
- CO2-Preis und Lkw-Maut: Das BSW will den CO2-Preis, die Lkw-Maut und die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel abschaffen. Ziel ist, Lebensmittel und das Tanken billiger zu machen. Als Gegenfinanzierung sollen Subventionen für Ökostrom und das Heizungsgesetz abgeschafft werden. Das soll dem Staat 35 Milliarden Euro bringen.
- Energie: Die Stromnetze sollen laut BSW-Plan in die Hand des Staats. Der soll sie aus Steuergeld ausbauen und unterhalten, um Netzentgelte zu senken. Gleichzeitig will das BSW billiges Gas importieren, auch aus Russland.
Die genauen Kosten aller Forderungen werden im BSW-Plan nicht benannt.
Verwendete Quellen:
- dpa
- "Welt" vom 31.8.2024: "Ärgerlicher Hype“ – Kurt Beck kritisiert Berichterstattung über Sahra Wagenknecht"
- ARD vom 9.3.2023: "Oft in Talkshows, selten im Parlament"
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