Es ist eine Premiere für Rheinland-Pfalz und für Deutschland: Zum ersten Mal kämpfen zwei Frauen um die Spitze einer Landesregierung. Zwölf Tage vor den Landtagswahlen sind SPD-Ministerpräsidentin Malu Dreyer und CDU-Herausforderin Julia Klöckner in einem TV-Duell aufeinandergestoßen. Und es ging ordentlich zur Sache bei den drei Themen Flüchtlingspolitik, Wirtschaft und Bildung.

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Herausforderin Julia Klöckner (CDU) hatte das erste Wort in Sachen Flüchtlingspolitik. Sie machte deutlich, dass klare Zeichen gesetzt werden müssen und sie sich für flexible Tageskontingente einsetze.

Gleichzeitig attackierte sie die aktuelle Landesregierung: Rot-Grün stehe für "Chaos in der Flüchtlingspolitik". Sie warf Malu Dreyer vor, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung bei Abschiebungen nicht konsequent genug sei.

Malu Dreyer: "Sie fallen Merkel in den Rücken, anstatt sie zu stärken"

Das ließ die amtierende Ministerpräsidentin von der SPD nicht auf sich sitzen und holte zum Gegenschlag aus. Sie warf ihrer Konkurrentin vor, der Kanzlerin gegenüber nicht loyal genug zu sein.

"Sie fallen ihr in den Rücken, anstatt sie zu stärken", sagte Dreyer. Die Ministerpräsidentin betonte, dass die SPD in der Flüchtlingsfrage klar dastehe, wohingegen in der Union bei den wichtigen Fragen Uneinigkeit herrsche.

In Sachen Wirtschaft legte Julia Klöckner ordentlich nach, warf der SPD vor, dass sie das Land kaputt regiert habe. Viel zu wenig sei in die Infrastruktur investiert worden. Rheinland-Pfalz könne weitaus mehr.

In 25 Jahren SPD-Regierung hätte viel mehr umgesetzt werden können und müssen. "Deshalb brauchen wir Macher", so Klöckner.

Dreyer konterte mit einem Rundumschlag. Sie erklärte, dass die Wirtschaft sehr robust sei und es in Rheinland-Pfalz einen starken Mittelstand gebe. Gespart worden sei nur, um die Schuldengrenze einzuhalten. "Wir haben Plan und Macher", sagte Dreyer.

Julia Klöckner: "Das ist Bildungsraub an den Kindern"

Als es um das Thema Bildung ging, warf Klöckner der Ministerpräsidentin und ihrer Landesregierung vor, "Bildungsraub an den Kindern" zu betreiben.

Sie begründete diese scharfe Aussage mit dem Ausfall von 16.000 Unterrichtsstunden pro Woche. Über 40 Prozent der Eltern würden Geld in Nachhilfe stecken. Das wäre ein Indiz dafür, dass die Bildung nicht die nötige Qualität hätte.

Dreyer hingegen korrigierte Klöckner und sagte, dass mehr Lehrer eingestellt wurden und dass die Qualität der Schulen sehr gut sei. Noch nie habe es eine bessere Versorgung an den Schulen gegeben wie derzeit.

Die Bilanz: TV-Duell endet unentschieden

Zwar gab es scharfe Diskussionen, die beiden Politikerinnen blieben jedoch stets respektvoll. Eine klare Siegerin ist nicht auszumachen.

Das hat auch die anschließende Analyse-Runde im SWR-Studio ergeben. Das Testpublikum - bestehend aus 75 Studiogästen - kam zu folgendem Ergebnis: 35 Prozent sahen Malu Dreyer als Siegerin des Duells, 32 Prozent entschieden sich zugunsten von Julia Klöckner.

Knapp zwei Wochen vor der Wahl scheint damit alles offen zu sein.

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