Stark in der Defensive, aber kein Treffer: Im ersten WM-Spiel verpasste das deutsche Eishockey-Nationalteam eine Überraschung.
Mit versteinerter Miene verfolgte Harold Kreis die Schlusssekunden. Der Eishockey-Bundestrainer hatte bei seinem WM-Debüt hinter der Bande noch einmal alles probiert, eine Auszeit genommen, den Torwart durch einen sechsten Feldspieler ersetzt - zur Überraschung reichte es nicht. Das Team um Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm und NHL-Jungstar Moritz Seider verlor sein Auftaktspiel gegen Schweden nach starkem Beginn mit 0:1 (0:0, 0:0, 0:1).
Kreis: Wir haben es den Schweden schwer gemacht
Für Kreis ein Deja-vu: Vor 44 Jahren war er auch als Spieler mit einer Pleite gegen die Tre Kronor in seine erste Weltmeisterschaft gestartet. "Die Mannschaft hat nicht nur gut begonnen, wir haben über 60 Minuten stark gespielt. Wir haben es den Schweden schwer gemacht", lobte Kreis. "In einem solchen Spiel machen die Special Teams den Unterschied", sagte John-Jason Peterka bei Sport1.
Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), die ihre siebte WM-Niederlage in Folge gegen den elfmaligen Weltmeister kassierte, war vor 9179 Zuschauern in Tampere im ersten Drittel die bessere Mannschaft, nutzte aber ihre Chancen nicht. Für die Schweden traf Oscar Lindberg im Powerplay (42.). Schon am Samstag (19.20 Uhr MESZ/Sport1 und MagentaSport) wartet der nächste schwere Brocken: Zweiter Gegner in der Vorrundengruppe A ist Titelverteidiger und Gastgeber Finnland.
Der 64-jährige Kreis hatte Ende 2022 die Nachfolge von Toni Söderholm angetreten, der das deutsche Team vor zwei Jahren ins WM-Halbfinale geführt hatte. Schon 1979 hatte seine Spielerkarriere im DEB-Trikot mit einem 3:7 gegen Schweden begonnen.
Seider und AHL-Verteidiger Kai Wissmann, die erst vor wenigen Tagen zum Team gestoßen waren, standen schon auf dem Eis. Abwehrspieler Leon Gawanke, ebenfalls in den AHL-Play-offs ausgeschieden, wird am Wochenende erwartet. Der Berliner Manuel Wiederer und der Münchner Filip Varejcka waren noch nicht gemeldet, sie verfolgten auf der Tribüne, wie die junge Mannschaft mit sechs WM-Neulingen sehr couragiert und aggressiv begann.
Die Schweden trumpften mit acht NHL-Profis auf
Daniel Fischbuch und Fabio Wagner ließen bei einer Doppelchance die frühe Führung aus (2.). NHL-Rookie Peterka ließ seine technischen Fähigkeiten bei einem sehenswerten Solo aufblitzen, doch der Abschluss blieb aus (12.). Der 21-Jährige bildete mit Schweiz-Legionär Dominik Kahun und Frederik Tiffels die erste Sturmreihe. Sturm führte die defensiver ausgerichtete zweite Formation mit Samuel Soramies und Alexander Ehl an.
Lesen Sie auch: 20-Jähriger muss seine Karriere nach nur einem DEL-Spiel beenden
Die mit acht NHL-Profis angetretenen Schweden hatten zunächst einige Probleme, Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Nach dem ersten Drittel standen 9:4 Schüsse für den Außenseiter zu Buche, Kreis konnte mit seinem ersten WM-Durchgang als Chef zufrieden sein. Im Vorfeld der WM hatte der 187-malige Nationalspieler mehr als ein Dutzend Absagen von Stammspielern und Leistungsträgern erhalten, was er "sehr gewöhnungsbedürftig" fand. Kurz vor dem Abflug nach Tampere entspannte sich die Lage aber noch, weil Seider ebenso wie die beiden AHL-Profis Wissmann und Gawanke doch zusagte und damit die Abwehr deutlich verstärkte.
Im zweiten Drittel kam Schweden zu besseren Chancen, Münchens Meistertorwart Mathias Niederberger bekam mehr zu tun und rettete mehrmals in höchster Not. Auf der Gegenseite hatte Peterka in Überzahl das 1:0 auf dem Schläger (31.). Zwei Sekunden, bevor eine unnötige Strafzeit von Fischbuch abgelaufen wäre, fälschte Lindberg einen Schuss von Jonatan Berggren unhaltbar für Niederberger ab.(SID/jst)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.