Lange hat er Betrug dementiert, kurz vor Beginn eines mehrwöchigen Prozesses räumt Bernie Ecclestone die Betrugsvorwürfe gegen sich doch ein - und zahlt eine gewaltige Summe. Der offensichtliche Deal rettet ihn vor einer Haftstrafe.
652.634.836 Pfund und ein Schuldeingeständnis: Mit einer gewaltigen Steuernachzahlung, umgerechnet rund 756 Millionen Euro, hat der frühere Formel-1-Chef
Nach Ansicht der britischen Anklagebehörde hat der einst einflussreichste Mann des Motorsports Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund bei der Steuer falsch angegeben. Das US-Magazin "Forbes" schätzt das Vermögen von Ecclestone und seiner Familie auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar (2,73 Mrd Euro).
Zuvor hatte Ecclestone die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Nun sieht alles nach einem Deal mit der Justiz aus. Wenige Wochen vor dem Start des Betrugsprozesses - und Ecclestones 93. Geburtstag - präsentierte Staatsanwalt Richard Wright vor Gericht alle Bestandteile der offenkundigen Absprache.
Verurteilung von bis zu zehn Jahren Haft war möglich
Ecclestone räume ein, dass seine früheren Antworten falsch waren, wie Wright sagte. "Er akzeptiert jetzt, dass in Bezug auf diese Angelegenheiten eine gewisse Steuer fällig ist." Verteidigerin Christine Montgomery betonte, ihr Mandant "bedauert zutiefst die Ereignisse, die zu diesem Strafprozess geführt haben". Theoretisch war eine Verurteilung von bis zu zehn Jahren Haft möglich.
Der Vorwurf ist schon mehrere Jahre alt. Am 7. Juli 2015 versäumte es Ecclestone laut Anklage, einen Trust in Singapur mit einem Bankkonto in Höhe von rund 650 Millionen US-Dollar zu deklarieren, was damals einem Wert von etwa 400 Millionen Pfund entsprach. Vielmehr hatte Ecclestone angegeben, Begünstigte des Trusts seien seine drei Töchter Deborah (68), Tamara (39) und Petra (34). Das sah die britische Finanz- und Steuerbehörde HMRC anders. Sie war der Ansicht, dass der Milliardär selbst von dem nicht deklarierten Vermögen im Ausland profitieren wollte. Mit seiner dritten Ehefrau Flosi hat Ecclestone zudem noch den Sohn Ace, der im Juli 2020 geboren wurde.
Ausgangspunkt der "komplexen und weltweiten" Ermittlungen von HMRC war ausgerechnet eine hohe Zahlung Ecclestones. Er hatte vor rund zehn Jahren eine Geldauflage von 100 Millionen US-Dollar bezahlt, im Gegenzug wurde ein Verfahren wegen Bestechung in München eingestellt. Dabei ging es um den Verkauf der Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC im Jahr 2006. Als Beamte von HMRC ihn im Juli 2015 befragten, verneinte der Milliardär die Frage, ob er Verbindungen zu weiteren Trusts innerhalb oder außerhalb des Vereinigten Königreichs habe. "Diese Antwort war unwahr oder irreführend", sagte Ankläger White. "Mister Ecclestone wusste, dass seine Antwort möglicherweise unwahr oder irreführend war."
Ecclestone: Kaum einer prägte die Formel 1 wie er
Ecclestone prägte die Formel 1 seit der Übernahme der Werbe- und Fernsehrechte Ende der 1970er Jahre wie kein Zweiter. Der nur knapp 1,60 Meter große Brite machte die Serie als machtvoller Geschäftsführer zu einem weltumspannenden und milliardenschweren Unternehmen. Ecclestone erschloss immer wieder neue Märkte, er schreckte dabei vor politisch umstrittenen Ländern und Machthabern nicht zurück. Im Januar 2017 wurde Ecclestone von den neuen Formel-1-Besitzern Liberty Media als Geschäftsführer abgesetzt.
Mit seiner Meinung zu Diktaturen und anderen brisanten Aussagen sorgte der Brite immer wieder für Unverständnis und Skandale. Noch Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nannte er Russlands Präsident Wladimir Putin "eine erstklassige Persönlichkeit". "Ich würde noch immer für ihn durchs Feuer gehen", sagte Ecclestone im Juni 2022 dem britischen Sender ITV.
Kurz zuvor hatte ein Vorfall in Brasilien für Aufsehen gesorgt. Ecclestone bestritt anschließend, dass er wegen illegalen Waffenbesitzes an einem Flughafen festgenommen worden sei. Er sei lediglich befragt worden. Die Kleinpistole vom Typ LWS-32 des US-Herstellers Seecamp sei versehentlich in seinen Koffer gepackt worden. Er habe 6000 Brasilianische Real (damals 1175 Euro) Strafe zahlen müssen, und die Waffe sei beschlagnahmt worden. (dpa/tas/fte)
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