Mit dem Verlust konnte Niki Lauda angesichts der Lebensgefahr, in der er sich befunden hatte, leben: 1976 verstümmelte der furchtbare Feuerunfall des österreichischen Formel-1-Weltmeisters dessen rechtes Ohr. Im Zuge eines Interviews machte Lauda 37 Jahre später daraus einen rabenschwarzen Witz.

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37 Jahre danach standen Niki Lauda und die blonde Reporterin aus einer US-Morningshow an der Stelle des Unglücks.

Der damalige Formel-1-Weltmeister Lauda hatte am 1. August 1976 bei einem Crash auf dem gefährlichen Nürburgring um ein Haar sein Leben verloren.

Das Feuer entstellt Niki Lauda

Der Österreicher entkam den Flammen dank der schnellen Hilfe seiner Kollegen lebend, aber gezeichnet für sein ganzes Leben. Laudas Kopf- und Gesichtshaut verbrannten zu großen Teilen. Unter anderem verschwand sein rechtes Ohr fast völlig.

Witze darüber machen seitdem in jeder gesellschaftlichen Schicht die Runde, doch den meisten Humor angesichts seines Schicksals brachte offenbar der Betroffene selbst auf. Lauda sprach von dem Unfall auf dem Nürburgring zeit seines Lebens immer als von seinem "Barbecue".

Beleg für den selbstironischen Umgang mit dem Unglück ist jene Szene aus dem Jahr 2013, als sich Lauda zum Interview mit einer jungen Journalistin aus den USA am Nürburgring traf.

Lauda schilderte die Vorgeschichte im Rahmen eines Doppelinterviews mit Schauspieler Daniel Brühl im September 2013 im "SZ-Magazin" der "Süddeutsche Zeitung". Brühl verkörperte für den Film "Rush", der die spannende Formel-1-Saison 1976 nacherzählte, Lauda. "Rush" erschien 2013 in den Kinos.

Ein Kipferl wird zu Laudas Ohr

"Na ja, das war eine von diesen amerikanischen Morningshows, die kamen zum Nürburgring, und so eine Frau, groß, blond, alles dran, wollte mich an der Unfallstelle interviewen", holte Lauda aus. "Die hatten sich alle gesagt: Ui, der wird sicher weinen, das wird ein ganz großer emotionaler Moment!"

Lauda nahm sich vor, für diesen großen Moment die Regie zu übernehmen und ihn - in seinem Sinne - unvergesslich zu machen. Darauf bereitete sich die Sport-Legende in ihrem Hotel vor.

"Ich hab mir aber vom Hotelbuffet ein Kipferl mitgenommen und das vorher ins Gras gelegt. Die fängt an: 'Mister Lauda, how is it to be here ...' Sag ich: 'Just a moment!‘ und geh ein paar Schritte ins Gras. Fragt sie: 'What are you doing?' Sag ich: 'Oh look, here's my ear!' Die war fertig. Die hat die Fassung verloren. Die mussten alles nochmal drehen", amüsierte sich Lauda.

Schauspieler Brühl: "Unfassbare" Szenerie

Brühl nannte diese Szenerie "unfassbar", und Lauda erklärte ihm, was ihn zu der Idee bewogen hatte: "Daniel, meinst nicht, wenn du in so einer Situation wärst, und es gäbe die Möglichkeit, da mit Ironie rauszufinden, dass du es auch so machen würdest? Wenn man verletzt ist oder im Rollstuhl sitzt, irgendein Handicap hat, dann ist das ein guter Weg, diese endlosen peinlichen Situationen zu überwinden."

Lauda fand nach seinem Unfall über die Ironie einen offensiven Weg, mit den Blicken der Menschen umzugehen. "Als ich damals aus dem Krankenhaus kam, haben mich die Reaktionen der Menschen wahnsinnig geärgert. Die haben sich erschreckt, als sie mich gesehen haben. Sie haben mir nicht mehr in die Augen geschaut, sondern auf mein Ohr. Ich hab gesagt: 'Wenn Sie mit mir reden, schauen Sie mir in die Augen.' Ich fand das verletzend", erklärte er im Gespräch mit der "SZ" und Brühl.

Lauda galt in Fahrerkreisen stets als sehr fokussiert und kalkulierend und seine Emotionen zugunsten seines Ehrgeizes verbergend. Er wurde bewundert für die Art und Weise, sich nach dem 1. August 1976 ins Leben zurückgekämpft und bis zuletzt um sein Leben gekämpft zu haben.

Lauda starb am 20. Mai 2019 im Alter von 70 Jahren

Am 20. Mai 2019 verlor Lauda diesen Kampf im Alter von 70 Jahren endgültig. Da Lauda genau 42 Jahre nach dem Unfall auf dem Nürburgring seine damals vom giftigen Rauch verätzte Lunge ersetzt werden musste, ist sein Ableben als Spätfolge des Unfalls zu sehen, der seinen Mythos letztlich begründet hat.

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