• Jan-Henrik Gruszecki war Ultra, Fan-Sprecher und ein stets kritischer Geist im Umfeld von Borussia Dortmund.
  • Mittlerweile ist der 37-Jährige einer der engsten Berater von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.

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Nun ist es bald ein Jahr her, dass Jan-Henrik Gruszecki die Seiten gewechselt hat. In einem früheren Leben war der 37-Jährige BVB-Ultra, eine mächtige Stimme der Fan-Bewegung in Dortmund und der ganzen Republik, dazu ein recht kritischer Geist und deshalb manchmal auch die sprichwörtliche Laus im Pelz von Borussia Dortmund.

Gruszecki war Initiator der Ultra-Gruppierung "The Unity", gehörte auch zum Führungskreis der "Desperados" - die beiden größten Ultra-Gruppen rund um die Borussia. Deutschlandweit sorgte Gruszecki mit der Initiative "Kein Zwanni für nen Steher" für Aufsehen, die sich für faire und bezahlbare Eintrittspreise speziell für Auswärtsfahrer in der Bundesliga einsetzt und gehört zudem der "Taskforce Zukunft Profifußball" der DFL an.

Gruszecki hat zwei Bücher geschrieben, es geht darin wenig überraschend um Borussia Dortmund und die Fußballkultur im Ruhrgebiet und nach vier Jahren in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires hat sich Gruszecki an die Geschichte des schönsten Sports der Welt in dessen Schmelztiegel gewagt: "Fußballhauptstadt Buenos Aires" ist der Titel seines Films und sein Zweitwerk nach "Am Borsigplatz geboren", der Geschichte über die Gründerväter von Borussia Dortmund.

Gruszecki übernimmt "Stabsstelle für Strategie und Kultur"

Gruszecki hat mal bei den Grünen gearbeitet, in Buenos Aires als Scout und Spielervermittler, zurück in Deutschland dann bei einer sehr bekannten Agentur in Hamburg. Und nebenbei hat er sich um Fan-Belange in und außerhalb Dortmunds gekümmert, war immer auch eine Gegenstimme zu den Granden seines Klubs - bis es dann im letzten Jahr eine erste Annäherung vonseiten des BVB gegeben hat.

Hans-Joachim Watzke suchte das Gespräch mit dem Mann, der zwar konstruktiv, aber immer auch mit einem gesunden Maß an Kritik und Skepsis argumentierte - und unterbreitete ihm ein Angebot. Der BVB wollte eine "Stabsstelle für Strategie und Kultur" neu gründen, eine Art soziales, Fan nahes Gewissen des Klubs. Der Klub wollte Unterstützung von der Basis, um wieder näher heranzurücken an die Basis; die Corona-Pandemie und das Fehlen seiner Fans in den Stadien hatte diesen ohnehin schon wabernden Prozess offenbar nochmal beschleunigt.

Gruszecki sagte zu und ist seit 1. Januar dieses Jahres so etwas wie ein strategischer Berater für das Gremium und Watzke. Gruszecki prüft seitdem alle Unternehmensbereiche der Borussia Dortmund KGaA und bespricht sich diesbezüglich mit der Geschäftsführung. Das ist die administrative Seite des Jobs, die andere sind für jeden sichtbare Aktionen - für die Gruszecki seine herausragende Vernetzung tief hinein in die Dortmunder Fanszene nutzt.

Kleine Gesten, große Wirkung

Der BVB kann so Strömungen oder auch eine latente Unzufriedenheit besser begreifen und darauf reagieren. Während etwa andere Stadien während der ersten Coronawelle wie Kraterlandschaften wirkten, die leeren Sitzplätze das trostlose Bild einer oft genug auch trostlosen Veranstaltung lieferten oder andere Klubs die frei gewordene Fläche mit Werbung für den Hauptsponsor zuklebten, gestaltete der BVB auf der Gegentribüne und damit voll im Fokus der TV-Kameras mehrere überdimensionale Banner mit den wichtigsten Momenten und Legenden des Klubs darauf. Gruszecki hat eine Podcast-Serie über den Wandel der Fan-Kultur beim BVB angestoßen, abrufbar auf der Homepage des Klubs. Kleinigkeiten vielleicht, deren Wirkmacht in Fan-Kreisen aber nicht unterschätzt werden sollte.

Gruszecki ist für Dinge wie diese verantwortlich, weil er ein Gespür dafür besitzt, wo der schmale Grat zwischen Kommerz und Kult verläuft. Und weil er als einer der Wenigen beide Seiten kennt. Gruszecki wohnt übrigens im Haus der früheren Kneipe "Zum Wildschütz" am Borsigplatz.

Während der Recherchen zum Dokumentarfilm über Borussia Dortmunds Gründung stieß Gruszecki auf das Gebäude, in das damals ein Imbiss eingezogen war. Nach einigen Umbauarbeiten zog Gruszecki vor einigen Jahren selbst dort ein: "Mein Wohnzimmer ist genau an dem Ort, an dem der BVB 1909 gegründet wurde."

Verwendete Quellen:

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