Eine Komponente der Dortmunder Mini-Krise ist die fehlende Entwicklung einzelner Spieler. Eine Ausnahme scheint Mittelfeldspieler Marcel Sabitzer. Aber auch beim Österreicher ist noch Vorsicht geboten.

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Wie viel eine ordentliche und vor allen Dingen verletzungsfreie Vorbereitung ausmachen kann, zeigt sich in den letzten Wochen an Marcel Sabitzer. Im letzten Sommer plagten den Zugang vom ersten Tag an Adduktorenprobleme, der Start beim BVB war erheblich erschwert.

Das Resultat war eine allenfalls durchwachsenen Hinserie, inklusive weiterer gesundheitlicher Probleme und einer Handvoll verpasster Spiele. Die Wochen vor dem Start in die Rückserie konnte Sabitzer aber endlich verletzungsfrei absolvieren, die vielen Trainingseinheiten ohne die Doppelbelastung im Drei-Tages-Rhythmus bringen den bald 30-Jährigen immer weiter Richtung Bestleistung.

Zwar fehlt da immer noch ein gutes Stückchen, aber die Tendenz passt. Und sie verläuft ziemlich konträr zu dem, was in den letzten Spielen der Borussia bei Sabitzers Mitspielern zu beobachten war. In einer Mannschaft ohne funktionierenden Plan und mit etlichen Spielern auf der Suche nach ihrer Form sticht einer wie Sabitzer aktuell schon heraus.

Dauerbrenner in der Rückserie

Das zeigt sich in einigen konkreten Zahlen: Sabitzer hat als einziger Dortmunder Spieler in diesem Kalenderjahr noch keine Minute verpasst und sich nach der unbefriedigenden Hinserie längst in die Startformation gekämpft und noch mehr: Langsam wächst der Österreicher hinein in jene Rolle, die schon seit Saisonbeginn für ihn vorgesehen war.

Als Arbeitstier und Ballschlepper, als Umschaltspieler, der zwischen den beiden Strafräumen aufräumt oder auslöst. Nicht zufällig war Sabitzer in den letzten vier Begegnungen stets der Dortmunder Spieler mit der größten Laufleistung. Das muss nicht immer ein Gütesiegel sein, in Sabitzers Fall ist es das aber allemal.

Oft genug war es der Österreicher, der einen Konter des Gegners löschen konnte, bevor es überhaupt hätte gefährlich werden können. Aller Ehren wert ist auch sein Freilaufverhalten, das den kreativeren Mitspielern Räume und Zeit am Ball verschafft, um die ohnehin schon rar gesäten Highlights im Dortmunder Spiel zu initiieren.

Und oft genug zeigt er - wenngleich immer noch zu dosiert angewandt - jene Versuche aus der Distanz, mit denen sich Sabitzer in Leipzig und München einen Namen als Scharfschütze in der Liga gemacht hat.

Sabitzer: "Fühle mich sehr wohl auf dem Platz"

"Jetzt gerade fühle ich mich sehr gut und sehr fit, kann der Mannschaft sehr gut helfen. Es ist sehr gut für mich, dass wir gerade viel Trainingsarbeit haben. Ich fühle mich gerade sehr wohl auf dem Platz", hat er vor ein paar Wochen schon erzählt und damit seinen steten Leistungsanstieg gut erklärt.

"Ich arbeite gerne für die Mannschaft und laufe gerne viel. Da kann ich der Mannschaft sicherlich auch defensiv helfen. Ich mache auch nach vorne viel, starte tiefe Läufe. So kommen meine Kilometer zustande, weil ich mir auch nicht zu schade bin, hinten zu helfen. So habe ich mich schon immer gesehen und diese Rolle fülle ich auch hier aus."

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Fast schon zu euphorisch bewertet sein Trainer die aufsteigende Form eines seiner Schlüsselspieler. "Ich finde, seitdem er bei uns ist, hat Marcel Sabitzer eine tolle Saison gezeigt", sagte Edin Terzic jüngst.

"Er wurde immer wieder durch kleinere Verletzungen zurückgeworfen. Das haben wir dank vieler Trainingseinheiten im Januar in den Griff bekommen. Er macht es richtig gut und ist sehr häufig beteiligt an Toren und Vorbereitungen. Das hat er aber auch schon in der Hinrunde gezeigt, wo er häufig den Pfosten oder die Latte getroffen hat. Da gab es viele gute Momente von ihm."

Ist Sabitzer gut - oder der BVB schlecht?

Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass Sabitzer noch Luft nach oben hat in seinem Spiel. Aus dem tiefen Aufbau hält er sich nach den kleinen taktischen Anpassungen des Trainerteams seit der Winterpause fast komplett raus, positioniert sich stattdessen eine oder zwei Linien höher. Um dann im besten Fall schnell Dynamik auszulösen im Ballvortrag.

Das Problem: Weil Dortmunds Aufbauspiel weiterhin sehr anfällig und wenig strukturiert daherkommt, wird diese höhere Linie im Übergangsbereich vergleichsweise selten kontrolliert erreicht. Und Sabitzer damit einiger seiner offensiven Stärken beraubt.

Die Ausbeute von drei Toren und sechs Assists in 27 Pflichtspielen ist ordentlich, aber auch noch deutlich ausbaufähig. Sabitzer kommt einfach zu selten in den Bereich, in dem er gefährlich werden könnte: durch das Nachrücken in den gegnerischen Strafraum oder mit einem seiner gefürchteten Fernschüsse.

Auch deshalb ist die momentan stärkere Phase noch etwas mit Vorsicht zu genießen. Aktuell reicht es nämlich schon aus, als konstantester Spieler im Dortmunder Kollektiv herauszustechen. Ob das nun mehr über Marcel Sabitzers Stärke oder doch über eine schwache Dortmunder Mannschaft aussagt, wäre noch final zu klären.

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