Berlin - Im Milliardenstreit um die TV-Rechte-Auktion zwischen der Deutschen Fußball Liga und DAZN droht ein zähes juristisches Ringen. Das weltweit tätige Medien-Unternehmen kündigte den Gang vor Gericht an.
"Angesichts der mangelnden Reaktion der DFL auf unsere Beschwerde über die unrechtmäßige Vergabe von Rechtepaket B wird DAZN den Rechtsweg beschreiten, um die Vergabe des Pakets zu erreichen", sagte ein Unternehmens-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Der Internet-Sportsender DAZN beabsichtigt nach dpa-Informationen sogar, sich komplett aus der TV-Ausschreibung der Fußball-Bundesliga zurückzuziehen, wenn er das Paket B nicht bekommt. Das Verkaufsverfahren für die audiovisuellen Medienrechte der 1. und 2. Bundesliga war in der Vorwoche am Montag zunächst unterbrochen worden, weil eine Bankgarantie von DAZN fehlte. Für das lukrative TV-Rechte-Paket hat nach Informationen der dpa dann am Dienstag der Pay-TV-Sender Sky den Zuschlag erhalten, der deutlich weniger als DAZN geboten haben soll. Danach wurde das gesamte Verfahren vorerst gestoppt.
Jahrelanger Rechtsstreit keine Abschreckung für DAZN
DAZN will nun in der Auseinandersetzung mit der DFL alle juristischen Mittel ausschöpfen - und droht dabei unverhohlen. "Der Rechtsweg kann sich über Jahre hinziehen, beginnend mit einer Klage vor einem Schiedsgericht und möglicherweise über mehrere Instanzen vor deutschen Zivilgerichten, gegebenenfalls unter Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofs", sagte der Unternehmens-Sprecher.
Die DFL reagierte mit einer Stellungnahme auf die Vorwürfe und wies diese vehement zurück. Die Auktion des Pakets B sei wie das gesamte Ausschreibungsverfahren "transparent" durchgeführt worden, teilte die DFL mit. Man habe die Ausschreibung rechtmäßig an einen anderen Bieter vergeben. Die Angebote von DAZN seien nicht ausschreibungskonform gewesen und deswegen nicht bei der Vergabe berücksichtigt worden. Man weise den Vorwurf von DAZN, nicht korrekt über die Vergabebedingungen informiert gewesen zu sein, "entschieden zurück".
DFL bleibt gelassen
Einer Schiedsklage sieht die DFL gelassen entgegen. "Sollte DAZN die Schiedsklage einreichen, ist die DFL für ein solches Verfahren gut aufgestellt. Die DFL erwartet im Sinne zügiger Prozess- und Rechtssicherheit, die im allseitigen Interesse liegt, dass alle Beteiligten einen Schiedsspruch als endgültig und abschließend akzeptieren."
In dem Streit geht es um das Paket B für Live-Spiele im Pay-TV. Es ist das größte Paket mit den Begegnungen am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Dieses Paket umfasst insgesamt 196 Live-Spiele. Die anderen Live-Spiele sind in den Pay-TV-Paketen C mit den Topspielen am Samstag um 18.30 Uhr und dem Supercup sowie D mit den Sonntagsspielen enthalten. Zusammen sind das 113 Live-Spiele.
DAZN hatte nach dpa-Informationen rund 400 Millionen Euro jährlich für das Paket B geboten - also rund 1,6 Milliarden Euro für die Rechteperiode 2025/26 bis 2028/29. Über diesen Zeitraum von vier Jahren gerechnet soll das Angebot sogar rund 300 Millionen Euro über dem der Konkurrenz gelegen haben. DAZN hatte beklagt, dass die geforderte Bankbürgschaft nicht innerhalb von 24 Stunden zu erlangen sei und sie in dieser Woche nachgereicht. Nach Ansicht der DFL war das zu spät: "Ein Nachreichen von Unterlagen nach dem gemäß den Auktionsregeln erteilten Zuschlag über ein Rechtepaket hat keine Wirkung."
Die DFL hat bereits Erfahrung mit TV-Streitigkeiten und der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Vor vier Jahren zogt sich die Auseinandersetzung mit Discovery/Eurosport wegen ausbleibender Millionen-Zahlungen über mehrere Monate hin. Ende des Jahres 2020 verkündete der damalige DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: "Wir haben den Rechtsstreit umfassend gewonnen, und das Geld fließt in der Höhe wie geplant."
Nicht auf Bundesliga-Rechte angewiesen
Nun aber droht der Liga auch im Falle eines juristischen Sieges gegen DAZN ein weiteres Problem. Denn das Unternehmen würde sich dem Vernehmen nach in diesem Fall komplett aus der Bundesliga-Ausschreibung zurückziehen, weil das Verhalten der DFL völlig irrational und intransparent sei.
Der Verlust der Bundesliga, die DAZN auch in der kommenden Saison noch freitags und sonntags zeigen darf, würde das Unternehmen schmerzen. Aber der kostenpflichtige Internet-Sender hat zumindest bis 2027 umfassende TV-Rechte für die Champions League sowie für andere Fußball-Ligen, darunter die spanische La Liga und die italienische Serie A.
Für die DFL wäre der Ausstieg von DAZN aus dem Bieterverfahren ein deutlich größeres Problem. Bei der Auktion der weiteren Pakete würde ein finanzstarker Konkurrent fehlen, der im Wettbieten die Preise in die Höhe treiben kann. Ob die Liga dann - wie bei der bislang letzten TV-Rechte-Ausschreibung - 4,4 Milliarden Euro für vier Jahre erlösen kann, erscheint fraglich.
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