Beim Rumänien-Länderspiel kürzlich in Hamburg konnte jedermann sehr gut sehen, was Leroy Sané auszeichnet. An der Außenlinie, wo weder Gefahr lauerte, noch eine Torchance zu vermuten war, jagte er mitten im Spiel seinem Gegenspieler durch energisches Nachsetzen Angst und Bange ein, eroberte den Ball und leitete den nächsten Angriff mit einem gezielten Pass ein. Das Publikum, nicht sonderlich verwöhnt vom Hamburger SV, applaudierte nicht nur - es feierte Sané für sein Defensiv-Verhalten.

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Man mag die Momentaufnahme für eine Petitesse halten (was sie in Wahrheit auch ist), und doch war dieser Augenblick ein besonderer. Sané hatte seine Lethargie abgestreift wie eine lästige Modejacke. Eine Lethargie, die man ihm eine Saison lang vorgeworfen hatte, weil er nicht aktiv am Aufbau- und Abwehrspiel seines neuen Vereins Bayern München teilzunehmen schien. Das gellende Pfeifkonzert nur ein paar Wochen zuvor schien eine berechtigte Quittung für zu viele Fehlleistungen zu sein.

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An beinahe jedem Bayern-Tor in Lissabon ist Leroy Sané beteiligt

Inzwischen ist die Sachlage eine andere. Mittwoch beim 4:0 in Lissabon: Leroy war an drei von vier Toren beteiligt, zwei erzielte er selbst, und es gab keinen Zweifel, dass er der beste Spieler auf dem Platz war. Er konnte es sich leisten, den einen Ball nicht selbst zu verwandeln, sondern Robert Lewandowski zum Torschuss vorzulegen. Die Selbstlosigkeit, auch in diesem Moment, steht ihm gut: In seinem Zuspiel auf Lewandowski steckte so viel Eleganz und Souveränität, wie man es selten erlebt. Man kann sagen: der neue Sané.

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Nun wird sich noch herausstellen müssen, ob der Sinneswandel, der sich in dieser Spielweise äußert, erstens nur auf Anweisung von Trainer Julian Nagelsmann erfolgte und zweitens andauert. Aber so viel darf man sagen: Die Pfiffe, die damals sein Wirken als Profifußballer infrage stellten, haben etwas in ihm ausgelöst. Einen Zufall, dass Pfeifkonzert und Leistungsanstieg zeitlich zusammenfielen, kann man ausschließen. Größer war ja die Sorge, dass alles schlimmer werden könnte. Sané reagierte richtig.

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Leroy Sané hat aus Enttäuschungen die richtigen Lehren gezogen

Übrigens nicht zum ersten Mal. Als er 2018 überraschend aus dem WM-Kader gestrichen wurde, hätte Sané auch beleidigt seinen Rücktritt erklären können. Oder hinterher, als die Weltmeisterschaft verkorkst war, schmutzige Wäsche waschen können. Das tat er so wenig wie er jetzt ein Jammerlied über die Pfiffe angestimmt hat. Ottmar Hitzfeld würde sagen: Er hat eine positive Reaktion gezeigt. Und so darf man heute, nicht erst seit dem 4:0 , als Bayern-Profi sagen: Es ist gut, so einen Typen in der Mannschaft zu haben.

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