Salomon Kalou hat mit seinem Facebook-Live-Video für mächtig Wirbel gesorgt. Der Grund: In dem unter anderem in der Kabine aufgezeichneten Video hat der 34-Jährige zahlreiche im Konzept der DFL festgelegte Corona-Regeln missachtet. Nun hat sich der Hertha-Stürmer entschuldigt.
Nachdem die DFL sich zuletzt berechtigte Hoffnungen auf eine baldige Fortsetzung der Bundesliga machen konnte, sorgte ein am Montag veröffentlichtes Video von Hertha-Stürmer Salomon Kalou für Unmut.
Mit seinem rund 25-minütigen Film hatte der 34-Jährige nicht nur Einblicke in die Trainingsabläufe bei Hertha BSC gegeben, sondern auch deutliche Verstöße gegen die strengen Hygienevorschriften für die Fußball-Bundesligisten dokumentiert.
Noch am Montagabend hatte die Vereinsführung der Hertha Kalou suspendiert. In einer Mitteilung des Vereins wurde ebenfalls bereits eine Entschuldigung Kalous aufgenommen, der "nicht wirklich nachgedacht" habe.
Kalou: "Dafür möchte ich mich aufrichtig entschuldigen"
Inzwischen hat sich Kalou erneut zu Wort gemeldet. In einem Interview mit "Sport1" vom Dienstag sagte er: "Es war ein großer Fehler! Die Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich alle respektiere und niemanden in Schwierigkeiten bringen wollte", sagte er dort. Er habe unterschätzt, dass man bei einem Live-Video vorsichtiger sein müsse.
Auch dem "Spiegel" sagte er, dass er das Video niemals hätte niemals machen dürfen. "Es war respektlos, und dafür möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Aber ich bin mehr als diese fünf schlechten Minuten, die man dort von mir in der Kabine sieht", sagte Kalou.
Kalou gab an, er akzeptiere die Entscheidung der Hertha. Vielmehr ärgere er sich darüber, dass sein Video den Eindruck erzeugt habe, er nehme die Corona-Pandemie nicht ernst. "Das Gegenteil ist der Fall", sagt der Ivorer.
Außerdem gab er an, dass das Konzept der DFL "trotzdem gut" sei. "Man soll jetzt nicht alles wegen eines Videos in den Müll werfen." Nur weil er seinen Mitspieler die Hand gebe, bedeute das nicht, dass er und seine Teamkollegen sich nicht verantwortungsvoll verhalten würden. "Sonst wären wir ja nicht alle negativ getestet worden", sagt Kalou.
Gegen diese Vorgaben hat Kalou verstoßen
Doch gegen welche Vorgaben hat Kalou eigentlich verstoßen? Auf den Seiten 38 bis 40 des Konzepts der "Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" der DFL werden insgesamt 33 "Vorgaben zur Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings" aufgelistet.
Punkt zwei sieht dort vor, dass die Aufenthaltsdauer in der Kabine vor und nach dem Training minimiert werden sollte, "ebenso Dauer und Intensität des Kontakts zu Mitspielern und Betreuern".
Kalou filmte Gespräche in der Umkleidekabine unter anderem mit Teamkollege Vedad Ibisevic. Während der ganzen Video-Sequenz gibt Kalou immer wieder Mitspielern oder Vereinsmitarbeitern die Hand. Von einer Minimierung des Kontakts zu Mitspielern kann hier also nicht die Rede sein.
Punkt 14 fordert ein Nutzen der Gemeinschaftsräume (Umkleide, Duschen) nur in kleinen Gruppen mit Gewährleistung von mindestens zwei Metern Abstand. Auch den erforderlichen Abstand hält Kalou in dem Video, als er seine Mitspieler begrüßt, nicht ein.
Darüber hinaus filmt er noch, wie bei seinem Teamkollegen Jordan Torunarigha eine Probe für einen Corona-Test genommen wird. Auch dort hält der Ivorer, der sich im selben Raum aufhält, nicht ausreichenden Abstand.
Kalou ist nicht der erste Übeltäter
Kalou ist nicht der erste Fußballspieler, der sich in Zeiten der Corona-Pandemie nicht angemessen verhält. Jerome Boateng vom FC Bayern beispielsweise entfernte sich trotz Corona-Ausgangsbeschränkungen von seinem Wohnort München. Er war zu seinem Sohn nach Leipzig gefahren. Vom FC Bayern gab es dafür eine Geldstrafe. Zu allem Überfluss hatte der Weltmeister von 2014 bei der Fahrt auch noch einen Autounfall.
Auch Amine Harit vom FC Schalke 04 musste eine Geldstrafe zahlen. Der 22-jährige Marokkaner hatte sich in einer Shisha-Bar in Essen gemeinsam mit zehn weiteren Personen einen gemütlichen Abend gemacht. Problem nur: Es herrschten in Nordrhein-Westfalen damals bereits erhebliche Kontaktbeschränkungen und es war auch noch nach dem Ladenschluss. Weit nach Mitternacht lösten Polizeibeamte die unerlaubte Versammlung auf.
Kyle Waker von Pep Guardiolas Manchester City wurde ebenfalls auffällig. Er feierte bei sich zu Hause eine Party mit einem Freund und zwei Prostituierten, wie eine britische Boulevardzeitung schrieb. Und das trotz Ausgangssperre in England. Sein Verein leitete laut Medienberichten ein internes Disziplinarverfahren ein.
Jens Spahn hat keine Zweifel am DFL-Konzept
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat trotz des Kalou-Videos keine Zweifel an dem Hygiene-Konzept der DFL. "Das grundsätzliche Konzept macht Sinn und kann auch Vorbild sein im übrigen für andere Profisport-Bereiche. Aber dann muss es auch gelebt werden", sagte der Politiker am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk.
Deswegen sei es wichtig gewesen, dass der Berliner Verein nach diesem Video auch Konsequenzen gezogen hat. "Und ich hoffe, dass jetzt alle verstanden haben, dass es hier um etwas geht", meinte Spahn weiter.
Am Mittwoch soll bei einer Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten entschieden, ob und - wenn ja - wann die Bundesliga und die 2. Bundesliga trotz der Corona-Pandemie ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen darf.
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