Neunmal Freude, einmal Sorge: Neuer muss bei Wahnsinnssieg ausgewechselt werden

"Das war ein schöner Abend für uns, das hat Spaß gemacht", brachte Bayern-Trainer Kompany den CL-Abend auf den Punkt. "Die Mannschaft hat Spielfreude gezeigt" - das lässt sich nach neun Treffern gegen Zagreb wirklich nicht leugnen.

Vermutlich werden die Bayern nach ihrer Neun-Tore-Gala auch der erste Tabellenführer im neuen Ligasystem sein. Das ist Kompany nicht so wichtig: "Wir haben ja nur ein Spiel gemacht."

Überragender Mann auf dem Platz: Harry Kane, der gleich viermal traf, dreimal davon vom Elfmeterpunkt. "Ein aufregendes, ein verrücktes Spiel", schwärmte Kane am Ende eines "fantastischen Abends".

Mit seinen Pflichtspieltreffern 50 bis 53 im Bayern-Trikot überholte Kane im Übrigen Wayne Rooney als erfolgreichsten englischen Torschützen in der Champions League.

Wer sich gefragt hatte, ob das verlorene EM-Finale Englands gegen Spanien Kane in irgendeiner Weise negativ beeinflussen könnte, dürfte inzwischen seine Antwort haben. "Harry ist ein Führungsspieler. Solche Spieler wissen, dass sie aufstehen müssen. Er ist motiviert", erklärte Kompany dazu.

Doch nicht nur Harry Kane schien motiviert zu sein. Die Bayern dominierten Zagreb fast nach Belieben. Lediglich unmittelbar nach der Pause wackelte der deutsche Rekordmeister kurz, fing sich innerhalb weniger Minuten zwei Gegentore ein.

Wer weiß, ob die kurze Phase der Unkonzentriertheit auch auf die Sorge um Torhüter Manuel Neuer zurückzuführen ist. Schließlich musste der in der Halbzeit in der Kabine bleiben, für ihn wurde Sven Ulreich eingewechselt.

Neuer war zu Beginn des Königsklassen-Spiels gegen den kroatischen Meister nach wenigen Minuten bei einer Rettungstat per Kopf weit vor seinem Tor gegen Bruno Petkovic zu Boden gegangen und behandelt worden. "Nichts Gravierendes, also eine Kleinigkeit", sagte Neuer.

Durch den Sturz sei die Statik im Körper nicht mehr gut gewesen. Danach habe er ein paar Bälle geschlagen und im Oberschenkel etwas gespürt, führte Neuer aus. Schon während einer Spielunterbrechung sprach er mit Bayerns Teamarzt.

Auch Kompany gab nach dem Spiel vorsichtig Entwarnung: "Ich glaube, dass Manu okay ist. Wir wollten kein Risiko nehmen. Es war gut, den Wechsel zu machen."

Im Fokus stand auch Leon Goretzka, der endlich Spielzeit unter Vincent Kompany erhielt – wenn auch nur in einer Joker-Rolle. Diese nutzte er jedoch mit Bravour und setzte mit seinem Treffer zum 9:2 den Schlusspunkt in diesem furiosen Spiel

Für den ausgebooteten Ex-Nationalspieler gab es danach Sonderlob von Kompany. "Leon ist wichtig für uns, und er wird auch wichtig sein", sagte Kompany bei DAZN. "Er ist beliebt in der Mannschaft. Wir können nur elf Spieler spielen lassen, das ist auch normal. Er ist ganz wichtig in dieser Mannschaft", sagte Kompany weiter und betonte: "Es gibt keine Möglichkeit, in die Mannschaft zu kommen, wenn man nicht alles dafür tut. Er macht das gut. Ich bin für die Spieler, nicht gegen sie, das ist mein Job. Man muss immer dran glauben."

Während der Trainer bei DAZN nach dem Spiel Rede und Antwort stand, wurde Goretzka von den noch verbliebenen Fans mit „Leon, Leon“-Sprechchören gefeiert. Sowohl in der Mannschaft, als auch bei den Fans erfreut sich Goretzka anhaltender Beliebtheit, was wohl auch an der Professionalität liegt, mit der er mit seiner Situation umgeht.

Und noch ein weiterer Spieler mit schwerem Stand traf gegen Zagreb. Sane kehrte nach seiner Verletzung zurück, wurde ebenfalls eingewechselt. Er traf sehenswert zum 8:2. Der Bayern-Express unter Kompany rollt. Am Wochenende wartet Bremen.