Beim Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Paris Saint-Germain protestieren die Anhänger der Münchner gegen PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi. Der Vorwurf: Der Katarer habe im Fußball-Business zu viel Macht.

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Immer wieder sorgen die Fans des FC Bayern mit Protestbannern und Schildern für Aufsehen. So auch am vergangenen Dienstagabend beim Heimspiel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (1:0). Adressat der deutlichen Fan-Kritik war dieses Mal Nasser Al-Khelaifi, der neben seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender von PSG noch etliche weitere Posten innehat.

PSG-Boss Al-Khelaifi in etlichen Gremien vertreten

"Minister, Klubbesitzer, TV-Rechtebesitzer, Uefa Exko-Mitglied und ECA-Vorsitzender in einem?", stand auf Englisch in der Südkurve geschrieben. Auf einem weiteren Plakat stand auf Französisch: "Der Fußball bin ich?", ehe es darunter wieder auf Englisch hieß: "Verpiss dich, plutokratischer Al-Khelaifi!" Daneben prangte ein großes Konterfei des 51-Jährige, das durchgestrichen war. Die Erklärung des Protests der Bayern-Fans, Schritt für Schritt:

  • Minister: Der katarische Staatschef Tamim bin Hamad Al Thani ernannte Al-Khelaifi 2013 zum Minister ohne Geschäftsbereich. Damit ist er ein vollwertiges Mitglied von Katars Regierung.
  • Klubbesitzer: Der 51-Jährige ist Vorstandsvorsitzender von Paris Saint-Germain. 2011 wurde er zum Boss des französischen Top-Klubs ernannt. Zuvor kaufte die Firma Qatar Sport Investments (QSI) für rund 30 Millionen Euro Aktienanteile am Verein – kurz zuvor war Al-Khelaifi Vorsitzender von QSI geworden. Daneben ist der 51-Jährige Vorstandsmitglied der französischen Profifußballliga.
  • TV-Rechtebesitzer: Al-Khelaifi ist auch im Medien-Geschäft tätig, seit 2013 ist er Geschäftsführer der beIN Media Group, die die Rechte für die Champions-League-Übertragung unter anderem in Frankreich hat.
  • Uefa Exko-Mitglied: Seit 2019 ist der Katarer Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees. Es ist bereits seine zweite Amtszeit im Gremium. Die Europäische Klubvereinigung (ECA) hatte ihn damals zu einem ihrer Vertreter im Exekutivkomitees des europäischen Fußballverbands gewählt.
  • ECA-Vorsitzender: Al-Khelaifi ist Vorsitzender der Europäischen Klubvereinigung (ECA), die sich für die Interessen ihrer Mitglieder einsetzt. Im Vorstand befinden sich weitere prominente Persönlichkeiten des europäischen Fußballs, Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen beispielsweise ist Vize-Vorsitzender des Gremiums.

Es wird deutlich: Al-Khelaifi besitzt jede Menge Macht im europäischen Fußballs – und genau das bewegte die Bayern-Fans am Dienstagabend zu ihrem Protest. Der 51-Jährige sitzt in etlichen wichtigen Gremien, in vielen davon ist er sogar Vorsitzender. Zudem hat er durch seine Tätigkeit bei der beIN Media Group großen Einfluss auf das TV-Geschäft.

Nasser Al-Khelaifi (l.) und Uefa-Präsident Aleksander Ceferin
Nasser Al-Khelaifi (l.) und Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. © IMAGO/PanoramiC/Federico Pestellini

"Le foot c'est moi?" auf dem Banner ist eine klare Anspielung auf den Satz "L'état c'est moi", also "Der Staat bin ich", den der französische König Ludwig XIV. geprägt hatte. Die Protest-Botschaft der Bayern-Anhänger: Al-Khelaifi hat im europäischen Fußball zu viel Entscheidungsgewalt. Auf dem Banner wird er als "plutokratisch" beschrieben – "Plutokratie" ist laut Duden-Definition eine "Staatsform, in der die Besitzenden oder die Reichen die politische Herrschaft ausüben". Der Vorwurf der Münchner Anhänger: Der finanzkräftige Al-Khelaifi könne sich mit seinem Geld viele Möglichkeiten eröffnen, die er andernfalls nicht hätte.

Ticket-Protest der Bayern-Fans hatte Erfolg

Immer wieder machen die Bayern-Fans mit Bannern und Plakaten auf Missstände aufmerksam, die es ihrer Meinung nach im Fußball gibt. Mitunter haben die Aktionen sogar direkte Konsequenzen. So protestierten die Anhänger des deutschen Rekordmeisters beispielsweise erst kürzlich gegen die hohen Ticketpreise für das Champions-League-Spiel gegen Schachtar Donezk in der Veltins-Arena. Die Fans kündigten einen Boykott an, in der Folge lenkte Donezk als Heimmannschaft ein und senkte die Preise für die Auswärtsfans aus München.

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