Am Morgen nach dem letzten Testspiel gegen Griechenland benennt Bundestrainer Nagelsmann die 26 Nationalspieler, mit denen er Europameister werden will. Das gute Debüt von Maximilian Beier wirbelte alle Planspiele durcheinander.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Bei der EM-Generalprobe am Freitagabend gegen Griechenland wird Bundestrainer Julian Nagelsmann genau die Nationalspieler ein letztes Mal auf den Prüfstand stellen, die kommende Woche Freitag die Heim-EM gegen Schottland eröffnen.

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Das Grundgerüst steht. Neuer im Tor. Rüdiger und Tah Innenverteidiger. Rechts Kimmich, links Mittelstädt. Im Mittelfeld Kroos mit Andrich oder Groß. Vorne Wirtz und Musiala und wahrscheinlich Gündogan, dazu Havertz oder Füllkrug. Alles so weit normal und vorhersehbar.

Das Drama findet außerhalb vom Rasen statt. Nagelmann hat im vorläufigen EM-Kader 27 Spieler. Nur 26 dürfen mit. Es war ein offenes Geheimnis, dass Maximilian Beier der Streichkandidat sein sollte, der Stürmer von der TSG Hoffenheim. Dann kam das Ukraine-Spiel.

Beier sorgte sofort für Stress im Strafraum des Gegners. Das brachte nicht nur den Bundestrainer zum Nachdenken. Darf man auf einen verzichten, der als Debütant alles übertrifft, was man als Trainer verlangen darf? Er könnte der neue Odonkor werden: ein Überraschungsmoment.

Doch: Wen streicht man sonst? Namen werden schnell gehandelt. Aleksandar Pavlović, Bayern-Jungstar im Mittelfeld. Robin Koch, Verteidiger von Eintracht Frankfurt. Und sogar Nico Schlotterbeck, Borussia Dortmund.

Eine nicht repräsentative Spontan-Umfrage beim Twitter-Nachfolger X ergibt: Zwei Drittel wollen, dass Koch das Weite sucht. Er ist Verteidiger und sowas wie der Notnagel vom Notnagel. Wenn Tah oder Rüdiger ausfällt, rückt Schlotterbeck nach. Und erst danach Koch.

EM-Kader: Robin Koch soll gehen? Sicher ist das noch nicht

Darum wäre es nur folgerichtig, wenn der Bundestrainer am Abwehrblock einsparen würde. Er hat ausreichend Leute, die Defensive abzudichten. Und kann nicht ausreichend Leute zur Verfügung haben, die für Wirbel in der Offensive sorgen. Also: Beier soll bleiben, Koch gehen?

Sicher ist das nicht. Bis Samstag soll der DFB seinen endgültigen EM-Kader bei der Uefa nennen. Die Situation ist vergleichsweise harmlos. Andere Nationen müssen bis zu neun Spieler aus dem vorläufigen EM-Kader heimschicken, um auf 26 zu kommen, die Engländer fünf. Das gibt Ärger.

Denn jeder einzelne Nationalspieler kam ja mit der Hoffnung zur Vorbereitung, dass er bei der Europameisterschaft dabei ist. Die volle Kraftanstrengung: alles vergebens. Nicht jeder Profi kann seine Enttäuschung zügeln.

Es wird deshalb auch ein Charaktertest werden, wie der deutsche Nationalspieler, der rausmuss, mit der Degradierung umgeht. Nagelsmann will im Vorfeld zu hohe Erwartungen gedämpft haben. Ob Koch, Beier oder sonst wer: Am Wochenende wird sich zeigen, ob das stimmt.

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