Englands Kapitän und Torjäger Harry Kane im Länderspiel gegen Island
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Fußball hat in Slowenien nicht den allerhöchsten Stellenwert. Die ganz großen Stars gibt es in anderen Sportarten: Tadej Pogacar (im Bild) und Primoz Roglic im Radsport sowie Luka Doncic im Basketball bei den Dallas Mavericks. Auch Skispringen mit den Prevc-Brüdern und Lovro Kos ist populär. Heldenstatus genießen vor allem Doncic und der zweimalige Tour-de-France-Sieger Pogacar. Dabei begann dessen Sportkarriere in seiner Heimatgemeinde Komenda beim Fußball. Der heute 25-Jährige, genannt der "Kannibale", galt als äußerst talentiert, entschied sich dann aber für den Radsport.
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Slowenien ist erstmals seit 2000 wieder für eine EM-Endrunde qualifiziert. Beim Turnier in den Niederlanden und Belgien schied man in der Vorrunde aus. Benjamin Sesko kam erst drei Jahre später zur Welt. Heute ist er ein international begehrter Torjäger, der in seinem ersten Bundesligajahr in 31 Partien 14-mal getroffen hat. Sein Marktwert wird auf dem Portal "transfermarkt.de" auf 50 Millionen Euro geschätzt. Und weil er auch aus Salzburg in die Bundesliga kam, hört Seko oft den Vergleich mit Erling Haaland. "Ich werde mit jemandem verglichen, der einer der besten Spieler der Welt ist. Es ist also nicht einfach." Er wolle "einfach nur ich selbst und der Beste sein." In bisher 29 Länderspielen traf Sesko elfmal.
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Konstanz auf dem Trainerposten der slowenischen Auswahl? Fehlanzeige. Elf Mal wechselte der Verband seit 1991 seinen Coach. Matjaz Kek, der 1992 sein einziges Länderspiel bestritt, ist seit 2018 verantwortlich, zum zweiten Mal nach 2007 bis 2011. Er führte die Slowenen zu ihrer ersten Teilnahme an einem großen Turnier seit der WM 2010. Bojan Prasnikar, danach auch bei Energie Cottbus tätig, war gar drei Mal Trainer seines Landes: 1991 bis 1993, 1998 und 2002 bis 2004. Der Ex-Stuttgarter Srecko Katanec trainierte Slowenien von 1998 bis 2002 und von 2013 bis 2017. Auch Branko Oblak, als Spieler einst bei Schalke und Bayern unter Vertrag, steht auf der umfangreichen  Liste (2004 bis 2006).
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Die dramatischen Minuten von jenem 12. Juni 2021 sind in Dänemark immer noch omnipräsent. Plötzlich kämpfte Christian Eriksen im EM-Auftaktspiel gegen Finnland um sein Leben. Wie vom Blitz getroffen war der Hoffnungsträger einer ganzen Nation kurz vor der Halbzeit zusammengesackt. Notärzte eilten herbei. Eriksen überlebte. Inzwischen ist ihm ein Defibrillator eingesetzt worden, längst ist der Mittelfeldspieler (r.) wieder das Herzstück im dänischen Spiel. In der Offensive liegen die Hoffnungen auf Rasmus Højlund, Eriksens Club-Kollegen von Manchester United. Im Team, das von Kapitän und Routinier Simon Kjaer angeführt wird, ist eine Mischung aus hoffnungsvollen Talenten und erfahrenen Kräften vorzufinden.
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Kasper Hjulmand ist kein normaler Trainer für die Dänen. Durch seinen Umgang mit dem Eriksen-Drama sowie mit der Streitfrage um die One-Love-Binde bei der WM 2022 in Katar gewann er viele Sympathien. "Mein Ziel ist es, ganz Dänemark zusammenzubringen und zu inspirieren und den Kindern und den Vereinen, in denen die Spieler aufgewachsen sind, etwas zurückzugeben." Sportlich hat der einstige Tuchel-Nachfolger in Mainz die Dänen wieder als fester Turnierteilnehmer etabliert. 2021 ging es trotz des Eriksen-Dramas bis ins Halbfinale. Kein Wunder, dass Hjulmands Vertrag bis zur WM 2026 verlängert wurde. Seit 2020 ist er Nationaltrainer. Dazwischen trainierte er noch den FC Nordsjælland. Seine aktive Karriere musste er bereits mit 26 Jahren wegen einer Sportinvalidität beenden.
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Die Dänen wissen, wie Überraschungen gehen: 1992 gewannen sie als Nachrücker für das wegen des Balkan-Kriegs ausgeschlossene Jugoslawien den Titel. Es ist eine der größten Sensationen des Weltfußballs. Erst zehn Tage vor Turnierbeginn rückten die Nordeuropäer für Jugoslawen ins Turnier nach. Zahlreiche Legenden ranken sich um den Triumph in Schweden. Die Champions kamen quasi in Badelatschen vom Urlaubsstrand, gönnten sich vor dem Halbfinale einen Besuch bei McDonald's und feierten danach bis tief in die Nacht. Die Kombination aus ganz besonderem Teamgeist und der typischen "dänischen Gelassenheit" brachte sie trotz nur einem Sieg (2:1 gegen Frankreich) in der regulären Spielzeit ins Finale, dort gab es dann ein 2:0 gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland. Der Mythos von "Danish Dynamite" lebt bis heute fort und startete bereits bei der EM 1984, als es bis ins Halbfinale ging.
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Im im Herzen der serbischen Bevölkerung dürfte ihre Nationalmannschaft der zweite Debütant bei der EM sein. Die von Kriegen und Spaltungen geprägte Geschichte des Landes, das erst 2006 seine Unabhängigkeit zurück erlangte, lässt da durchaus Raum für Interpretationen – zumindest, wenn es nach der Uefa geht. Denn der europäische Verband führt den serbischen Verband FFS als Nachfolger des Verbandes Jugoslawiens bzw. der Bundesrepublik Jugoslawiens. Demzufolge sei das Land das fünfte Mal bei einer EM. Doch vielleicht gefällt diese Interpretation auch dem ein oder anderen serbischen Fan, denn dann wäre Serbien zweimaliger Vize-Europameister, 1960 und 1968.
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Wie schon seit Jahren bietet Serbien einige international bekannte Namen auf. Die ehemaligen Bundesliga-Profis Luka Jovic, Filip Kostic (im Bild) und Mijat Gacinovic wirbeln in der Offensive, gemeinsam mit Juve-Angreifer Dusan Vlahovic sowie den inzwischen nach Saudi-Arabien abgewanderten Sergej Milinkovic-Savic und Rekordtorschütze Aleksandar Mitrovic. Vlahovic war mit 16 Treffern hinter Lautaro Martinez (24) 2023/24 der zweitbeste Torjäger in der italienischen Serie A. Der aktuell einzige Profi aus Deutschland ist Innenverteidiger Erhan Masovic vom VfL Bochum. Im Tor ist der seit dieser Saison beim FC Chelsea gesetzte Djordje Petrovic nur Reserve. Kapitän ist Dusan Tadic von Fenerbahce Istanbul.
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Serbiens Nationaltrainer Dragan Stojkovic war selbst ein herausragender Nationalspieler. Bei der WM 1990 scheiterte er mit dem damaligen Jugoslawien - nach einem 1:4 im ersten Gruppenspiel gegen den späteren Weltmeister Deutschland - erst im Elfmeterschießen des Viertelfinales am späteren Finalisten Argentinien. Nach mehreren Jahren als Coach in China wurde Stojkovic 2021 nach dem Verpassen der EM Nationaltrainer. Der einstige Regisseur führte die Serben dann zur WM 2022 in Katar - und nun zur Euro nach Deutschland.
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Er wechselte nach Deutschland, um mit dem FC Bayern endlich seinen ersten großen Titel zu gewinnen. Trotz 44 Toren in 45 Pflichtspielen wurde daraus in einer aufreibenden Spielzeit 2023/24 nichts. Dies will der Kapitän der "Three Lions" bei der EM in seiner Wahlheimat ändern. In 91 Länderspielen traf Kane bisher 63-mal ins Tor, häufiger als jeder englische Nationalspieler vor ihm. Doch die Three Lions haben noch mehr Ausnahmekönner zu bieten: unter anderem Champions-League-Sieger Jude Bellingham von Real Madrid oder Bukayo Saka vom FC Arsenal.
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Ähnlich große Hoffnungen wie auf Kane lasten auf Bellingham. In der ersten Saison nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zu Real Madrid ist der erst 20-Jährige endgültig zu einem Weltklasse-Spieler gereift. Der Mittelfeldspieler verkörpert eine in der Form womöglich einmalige Mischung aus Torjäger, Vorlagengeber und Abräumer. Mit 23 Toren und 12 Assists in 40 Pflichtspielen war der Youngster maßgeblich mitverantwortlich für die erneute Meisterschaft der Madrilenen und den Sturm ins Champions-League-Finale, das die Spanier nach einem 0:1-Rückstand gegen Borussia Dortmundmit 2:1 gewannen. Bei der Europameisterschaft 2021 spielte Bellingham noch eine Nebenrolle - dies wird sich in Deutschland ändern.
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Seit 2016 ist Gareth Southgate Coach der Engländer. Nach schwachem Abschneiden bei den großen Turnieren zu Beginn des Jahrtausends brachte er die Auswahl zurück in die Weltspitze. Der große Wurf gelang dem 53-Jährigen bislang noch nicht. Der Erfolgsdruck in der Heimat auf den Ex-Profi wächst somit von Turnier zu Turnier. Denn erneut gehört England zu den Topfavoriten. Alles andere als Platz eins in der Gruppenphase wäre eine Enttäuschung. In der K.-o.-Phase ist sicherlich auch ein wenig Glück für den ersten englischen EM-Titel in der Geschichte nötig. Dieses Glück fehlte der Mannschaft bei der EM 2021, als sie im Finale gegen Italien bereits nach zwei Spielminuten führte, um im Elfmeterschießen zu unterliegen.
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Seit dem legendären WM-Triumph 1966 über Deutschland wartet das Fußball-Mutterland auf einen großen Titel. Nach dem Viertelfinal-K.-o. bei der WM 2022 in Katar gegen Frankreich stand ein Abschied Southgates im Raum. Nicht zuletzt dessen Familie überzeugte den einstigen Nationalverteidiger jedoch davon, es noch einmal zu versuchen, eine Trophäe für England zu holen - und so die Sehnsucht einer ganzen Nation zu stillen. Southgate selbst scheiterte bei der Heim-EM 1996 im Halbfinale im Elfmeterschießen am späteren Europameister Deutschland. (hau/mit Material der dpa und des sid)