Gegen den sambischen Nationalcoach der Frauen, Bruce Mwape, gibt es bereits seit 2022 Vorwürfe wegen mutmaßlicher sexualisierter Übergriffe. Die Fifa hat bislang keine Ermittlungsergebnisse produziert, das Team muss weiter mit ihm arbeiten.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das größer werdende Scheinwerferlicht auf den Fußball der Frauen ist eine wichtige und gute Entwicklung. In deren Zuge kommen auch immer wieder Dinge zutage, die zeigen, was Spielerinnen oftmals ertragen mussten, als in ihrem Sport noch vieles im Verborgen lief. Zwei Themen tauchen da immer wieder auf: ausbleibende Zahlungen von Gehalt und Prämien sowie sexualisierte Übergriffe. Der Umgang mit den Vorkommnissen ist bislang mangelhaft.

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Ein besonders groteskes Beispiel sind die Vorfälle rund um das sambische Nationalteam der Frauen. Bereits vor der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr berichtete zunächst der "Guardian", dem sambischen Verband FAZ lägen Vorwürfe gegen Coach Bruce Mwape vor. Konkret ging es um "sexual misconduct", also sexualisierte Übergriffe.

Eine Spielerin, die anonym bleiben wollte, wurde zitiert mit den Worten: "Wenn er mit jemandem schlafen wollte, musstest du ja sagen." Und weiter: "Es ist normal, dass der Trainer mit Spielerinnen des Teams schläft."

Im Juli 2022 nominiert als "Trainer des Jahres"

Mwape hatte die Frauen 2018 übernommen und mit Sambia erstmals die Qualifikation für die WM erreicht. Der Erfolg schien ihn zu schützen.

Vorwürfe gab es außerdem gegen den U17-Trainer Kaluba Kangwa. Der FAZ erklärte im September 2022, man habe die Vorwürfe an die Fifa weitergeleitet, um sich gegen Kritik der Parteilichkeit zu schützen. Erst im Juli 2022 stand Mwape bei den CAF-Awards als Nominierter auf der Shortlist für die Auszeichnung als "Trainer des Jahres" im afrikanischen Verband für den Bereich Fußball der Frauen.

Noch während und auch im Nachgang der Weltmeisterschaft soll es weitere Vorfälle gegeben haben. Eine sambische Spielerin ebenso wie eine Person, die im Rahmen der WM für die Fifa tätig war, brachten Mwapes Verhalten beim Weltverband zur Anzeige. In beiden Fällen ging es darum, dass der Coach die Brüste der Frauen berührt haben soll. Die Fifa bestätigte den Eingang der Anzeige, der FAZ erklärte, keine direkte Kenntnis davon zu haben.

Eine unzumutbare Situation für die Spielerinnen

Obwohl auch die neuerlichen Vorwürfe inzwischen fast ein Jahr zurückliegen, gibt es bislang keinerlei Ermittlungsergebnisse, was bedeutet: Die Spielerinnen müssen nach wie vor mit dem Mann arbeiten, gegen den mehrere, teilweise schwere Anschuldigungen im Raum stehen. Es ist eine unerträgliche Situation, die in anderen Arbeitsfeldern kaum vorstellbar scheint.

Aufgrund der Gesetzgebung in Frankreich beim Thema sexualisierte Gewalt soll Mwape laut "Guardian" zunächst kein Visum erhalten haben. Nun durfte er doch einreisen – unter Auflagen.

Dazu gehört, dass er keinen "privaten Kontakt" mit den Spielerinnen haben darf. Die Grenzen des Zumutbaren sind in dieser Geschichte längst und mehrfach überschritten. Zwei Jahre lang warten die Betroffenen schon darauf, in dieser Situation Klarheit und Schutz zu erfahren. Die Verbände, zu denen neben FAZ und Fifa nun auch das IOC gehört, lassen sie weiter im Stich.

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