Diskriminierungen aus dem Sport vertreiben und heraushalten – das ist eine Aufgabe, die nur im Kollektiv gelingen kann. Die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW ist dabei seit letztem Jahr ein wichtiger Player, der stark auf Vernetzung setzt.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Als die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW (MeDiF-NRW) im Januar 2022 an den Start gegangen ist, gab es durchaus auch ein paar hochgezogene Augenbrauen. Hinter der Begrifflichkeit des "Meldens" vermutete der eine oder die andere einen Aufruf zum "Petzen", was unter Fans generell verpönt ist, unter den aktiven ganz besonders.

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Die Befürchtung geht jedoch am Thema vorbei: Wenn es um Diskriminierungen geht, muss nicht diejenige Person geschützt werden, die sie ausspricht – sondern jene, die davon betroffen ist.

Sexismus ist bei ein Drittel der Meldungsgrund

Ein Jahr nach Beginn ihres Wirkens haben die Verantwortlichen der MeDiF-NRW rund um den Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW e. V. und Projektträger Patrick Arnold nun einen ersten Bericht über ihre Arbeit veröffentlicht. Dokumentiert sind 534 Meldungen zu 201 Vorfällen, ein Drittel davon mit Sexismus als Meldegrund. Im Jahr 2023 sind bis Juni bereits 850 Hinweise bei der MeDiF-NRW eingegangen.

Wenn es um die Zielsetzung der Meldestelle geht, ist die Antwort denkbar einfach: Es geht um einen diskriminierungsfreien Fußball. Deswegen hört die Arbeit mit eingehenden Meldungen nicht auf, sondern fängt da erst an: Es geht darum, an den Fußballstandorten jeweils passende Sensibilisierungsangebote zu schaffen und Handlungskonzepte zu entwerfen. Damit setzt die Meldestelle da an, wo viele aktive Fanszenen und Faninitiativen schon lange wirken.

Fußball muss für alle da sein

Das gehört zu ihren eindeutigen Stärken: Vernetzung mit bestehenden Initiativen ebenso wie mit passenden Partner*innen gehört zu den Anliegen der MeDiF-NRW. Die Stimmen, die sich gegen verschiedene Diskriminierungsformen im Fußball zur Wehr setzen, sind in den letzten Jahren lauter geworden. Das Bewusstsein, dass Fußball allen gehört und für alle da sein muss, ist an vielen Standorten des Profi- und Amateursports fest verankert. Gleichzeitig gibt es wieder und weiter Menschen, die versuchen, ihre eigene Engstirnigkeit im Fußball zu etablieren, ihn als unpolitisch anzupreisen und gleichzeitig ihre persönliche Ideologie hineinzutragen.

Strömungen, innerhalb derer Diskriminierungen nicht nur geduldet werden, sondern ihnen im Verborgenen sogar applaudiert wird, waren nie weg – und nehmen zuletzt eher wieder zu als ab. Deswegen braucht es entschiedene gemeinschaftliche Anstrengungen, um die Idee und das Versprechen vom "Fußball für alle" weiterzuverfolgen. Die MeDiF-NRW leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Es wäre wünschenswert, dass ihre Arbeit in Sachen Awareness ebenso wie Vernetzung und Handlungssicherheit bundesweit Nachahmer*innen findet.

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