Das passiert wohl auch nicht jeden Tag: In der norwegischen Fußballliga sind aus Protest gegen den VAR Fischfrikadellen aufs Feld geflogen. Letztendlich musste die Partie sogar abgebrochen werden.

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Die Fischfrikadellen waren nur die "Vorspeise". Die Ordner des norwegischen Fußball-Rekordmeisters Rosenborg Trondheim hatten die unzähligen "fiskekaker" gerade erst in Plastiktüten vom Rasen gebracht, da zündeten die Fans auch schon Pyrotechnik, später flogen Tennisbälle. So lange, bis das Ligaspiel gegen Lilleström nach 32 Minuten abgebrochen wurde.

Es war der bisherige Höhepunkt der seit Wochen anhaltenden Proteste gegen den VAR in der norwegischen Eliteserien, und das Echo war gewaltig.

Sogar die englische Zeitung "The Sun" berichtete über den "fishcake protest", der norwegische Fußballverband NFF berief für Montagabend eine Krisensitzung ein. "Das war traurig und nicht zu akzeptieren", sagte Generalsekretär Karl-Petter Löken der Zeitung VG über den erzwungenen Abbruch.

Rosenborg-Trainer Johansson: "Sind vor allem verärgert"

Die Szenen im Lerkendal-Stadion erinnerten an die Proteste in Deutschland gegen einen Investoren-Einstieg bei der DFL im Frühjahr. Mit zwei Unterschieden: Während in der Bundesliga auch Flummis und Schoko-Taler flogen, warfen die Rosenborg-Fans eben: Fischfrikadellen. Vor allem aber hörten sie auch nach mehreren Warnungen durch den Stadionsprecher nicht auf damit und provozierten so den Abbruch. So weit war es in Deutschland nicht gekommen.

"Wir verstehen, dass die Fans ihre Meinung haben. Aber wir sind vor allem verärgert, weil wir unser Spiel nicht austragen können", sagte Rosenborg-Trainer Alfred Johansson, Lilleström-Coach Andreas Georgson nannte den Protest "doof". Dabei hatten sich auch die Fans der Gäste mit einem Plakat ("Wir geben nie auf. Der VAR muss weg") beteiligt.

Kurz stand zur Diskussion, das Spiel ohne Zuschauer fortzusetzen, doch diese Idee wurde nach Rücksprache mit der Polizei verworfen. Die Fans in Norwegen sträuben sich schon länger gegen den VAR - auch mit Blick auf den Nachbarn: Schweden hatte den Video-Assistenten als einzige größere Fußball-Nation Europas erst gar nicht eingeführt.

Fans wollen weiter gegen VAR-Einsatz protestieren

Die Fans bewerteten die Ereignisse im Nachgang als Erfolg. "Unser Ziel war es nicht, das Spiel abzubrechen. Unser Ziel ist es nur, den VAR loszuwerden", sagte Joacim Möller, Sprecher der Lilleström-Fangruppe Kanarifansen, in VG: "Ich würde sagen, dass das Spiel heute Abend ein Sieg für die Anti-VAR-Fans war."

Das sehen nicht alle so. Der beim NFF für den Spielbetrieb zuständige Arild Rudolf Thorp erinnerte daran, dass in Norwegen gerade erst das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik erlaubt worden sei - unter Auflagen. "Wir hatten beim Thema Pyro einen guten Ton gefunden, jetzt schießen sich die Fans selbst in den Fuß. Wir werden sehen, was in Zukunft passiert", sagte er dem Norwegischen Rundfunk.

Die versteckte Warnung ließ die Fans kalt. Die Proteste gegen den VAR, kündigte Möller an, würden weitergehen. Notfalls mit Fischfrikadellen. (sid/ms/ank)

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