• Zum Abschluss der Anhörung vor Gericht hat Diego Maradonas Arzt jede Verantwortung an dem Tod der Fußball-Ikone zurückgewiesen.
  • Maradona, Kapitän der argentinischen Weltmeister-Mannschaft von 1986, war im November 2020 im Alter von 60 Jahren nach einem Herzinfarkt gestorben.
  • Ein Untersuchungsbericht schildert, wie qualvoll Maradona über Stunden aus dem Leben schied.

Mehr Fußball-Themen finden Sie hier

Durch seinen Anwalt hat Diego Maradonas Arzt Leopoldo Luque jegliche Verantwortung im Falles des Todes der argentinischen Fußball-Ikone zurückgewiesen. Luque gehört zu den sieben Beschuldigten, gegen die die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Totschlags ermittelt. "Luque hat nichts getan, wofür er sich schuldig fühlen muss", sagte dessen Verteidiger Julio Rivas am letzten Tag der vierzehntägigen Voranhörung in San Isidro, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.

Maradonas Arzt war nicht verantwortlich für häusliche Pflege

Luque wurde vier Stunden lang vom Staatsanwalt befragt. "Er war der Familienarzt. Er war aber nicht verantwortlich für die häusliche Pflege", so Rivas. "Er war immer um Maradonas Gesundheit besorgt und jedes Mal, wenn er gerufen wurde, ging er hin und half ihm", führte der Rechtsanwalt weiter aus. "Ich habe mein Bestes getan. Ich habe Diego alles angeboten, was ich konnte: Manche Dinge hat er angenommen, andere nicht", sagte Luque.

Er forderte bei seiner Anhörung nach Angaben seines Anwaltes ein neues medizinisches Gutachten, vor allem auch zum Gesundheitszustand Maradonas vor seinem Tod. "Die medizinische Kommission hat medizinische Dokumente genommen, die 20 Jahre alt sind", sagte Rivas. Maradona habe entgegen den Angaben der Kommission im Vorfeld keine Herzprobleme gehabt. Er habe zwischen 2019 und 2020 vier Check-ups inklusive Kardio-Untersuchungen absolviert. "Alle diese Untersuchungen zeigen, dass alles gut war."

Maradona hatte sich einer Operation am Gehirn unterziehen müssen

Nach Aussage des Anwaltes seien zwei private Pflegefirmen für Maradona zuständig gewesen, nachdem er im November am Gehirn operiert worden war und aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Dagegen hatten Mitarbeiter dieser Gesundheitsdienste ausgesagt, Neurochirurg Luque und die Psychiaterin Agustina Cosachov seien für die Betreuung Maradonas verantwortlich gewesen. Das medizinische Personal wird verdächtigt, den Ex-Fußballer vor seinem Tod unzureichend versorgt zu haben. Der Tatverdacht basiert auf den Rechercheergebnissen eines medizinischen Expertengremiums.

Dazu wurden alle Beteiligten nun befragt, mit Luque endeten die Voranhörungen. Im Falle einer Anklageerhebung drohen den Beschuldigten in einem Prozess, der monate- oder sogar jahrelang dauern könnte, zwischen acht bis zu 25 Jahren Haft.

Diego Maradona starb qualvoll

Nach der Untersuchung von Maradonas Tod durch einen Herzinfarkt hatte Anfang Mai ein Gutachten von 20 Medizin-Experten ergeben, dass der Ende November mit 60 Jahren verstorbene argentinische Weltmeister-Kapitän von 1986 in seiner Residenz nahe Buenos Aires unzureichend medizinisch versorgt und seinem Schicksal über einen "langen, qualvollen Zeitraum" überlassen wurde. Der Sterbeprozess habe schon "mindestens zwölf Stunden" vor Maradonas Tod eingesetzt.

Die "unzureichende, mangelhafte und unvorsichtige" Behandlung habe zu einem langsamen Tod des Ex-Fußballers geführt. Bei einer angemessenen Behandlung hätte Maradona dem Gutachten zufolge "eine bessere Überlebenschance" gehabt.

Nun muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie das Pflege- und Ärzteteam im Rahmen eines Strafprozesses anklagt, Maradonas Tod durch Nachlässigkeit verursacht zu haben. (AFP/hau)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.