Der FC Bayern spart für den Fall, "nächstes Jahr mal etwas größer einkaufen" zu müssen, lässt Uli Hoeneß wissen. Den Transfer-Wahnsinn anderer Topclubs will der Bayern-Präsident aber auf keinen Fall mitmachen. Und auch sonst hat er klare Vorstellungen, wie die kommenden Jahre bei seinem Verein laufen sollen.

Mehr Sport-Themen finden Sie hier

Klartext von Uli Hoeneß: Zum Saisonstart hat der Präsident des FC Bayern klare Vorstellungen von der Zukunft des deutschen Fußball-Rekordmeisters mit ihm an der Spitze gezeichnet. Der 66-Jährige will als starker Mann auch weiterhin sein Veto gegen Wahnsinnssummen für Fußball-Topstars einlegen.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (62) und er dürften ihre Führungsämter beim sportlich und wirtschaftlich stärksten deutschen Verein keinesfalls gleichzeitig aufgeben. "Das wäre sehr unklug, wenn wir das machen würden. Es geht nicht, dass wir beide gleichzeitig aufhören. Das können wir dem Verein nicht antun", sagte Hoeneß am Sonntag.

Club auf Wechsel an der Spitze vorbereiten

In der Sendung "Wontorra – der Fußball-Talk" des TV-Senders Sky sprach Hoeneß von einer Lücke, die bei der Zäsur an der Clubspitze ohnehin "extrem und sehr groß sein" werde. "Das wird eine schwierige Zeit", prophezeite der Präsident für die Zeit nach Rummenigge und Hoeneß.

Für sie werde es die "wichtigste Aufgabe" sein, den Club "in der Führung in den nächsten zwei, drei Jahren auf die Zukunft vorzubereiten". Das soll einvernehmlich geschehen. "Wir haben uns in den letzten zwölf Monaten gut zusammengerauft", bemerkte Hoeneß.

Der Vertrag von Rummenigge als Vorstandsvorsitzender läuft Ende 2019 aus. Eine Verlängerung hat der dann 64-Jährige bislang offen gelassen. Hoeneß ist bis November 2019 als Präsident gewählt.

Er kündigte als Aufsichtsratsvorsitzender an, in nächster Zeit zunächst Rummenigge zu fragen, "ob er über 2019 hinaus weitermacht, was ich sehr begrüßen würde". Hoeneß sagte nicht, ob er für eine weitere dreijährige Amtszeit kandidieren werde. "Ich werde irgendwann sagen: Das war's! Ich hoffe, dass ich den Zeitpunkt selbst bestimmen kann", sagte er. Der große Umbruch steht wohl erst nach 2020 an.

Transferwahnsinn? "Ich mache das nicht mit"

Der Fernsehauftritt von Hoeneß bewies, dass der Präsident den Verein, den er als sein Lebenswerk betrachtet, weiterhin mit Herzblut und größtmöglichem Einsatz in die richtigen Bahnen lenken will.

Vehement plädiert er dabei trotz immer höherer Summen im Profifußball für einen eigenen Münchner Weg. "Ein Fußballspieler, der 200 Millionen Euro kostet und 50, 60, 80 Millionen Euro im Jahr verdient - das kann der FC Bayern irgendwann machen, aber ich mache das nicht mit."

Ein positiver Jahresabschluss sei ihm wichtiger als ein mit roten Zahlen erkaufter Erfolg. "Ich möchte Champions-League-Sieger werden, ich möchte das Finale erreichen, aber ich möchte das nicht mit Schulden erkaufen. Wenn wir 500 Millionen Euro auf dem Konto hätten, würde ich trotzdem keinen 200-Millionen-Transfer machen", sagte Hoeneß deutlich. "Das Gesamtpaket seriös zu machen ist wichtiger, als die Champions League zu gewinnen."

Ziel sei "ein ausgewogener Kader" mit selbst ausgebildeten Spielern und dazu "immer wieder mal einen speziellen, tollen Transfer zu machen. Das ist die Politik, die wir uns vorgenommen haben - und mal sehen, ob sie funktioniert."

In Deutschland dürfte der FC Bayern aber auch in Zukunft der Verein sein, der am meisten in die Mannschaft investieren kann und wird. "Wir sammeln im Moment ein bisschen Geld ein für den Fall, dass wir nächstes Jahr mal etwas größer einkaufen müssen. Aber das entscheiden die Spieler, die jetzt im Kader sind, ob wir nächstes Jahr mehr tun."

Für Hoeneß gilt auch in den modernen Fußballzeiten mit Transfers von über 200 Millionen Euro wie beim Brasilianer Neymar vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain: "Es wird der Tag kommen, wo auch wir wieder Geld in die Hand nehmen müssen, gar keine Frage. Aber nicht diejenigen, die am meisten Geld ausgeben, gewinnen auch am meisten."  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.