Die Transfer-Posse um Robert Lewandowski geht in die nächste Runde. Der Pole wollte schon vor dieser Spielzeit von Borussia Dortmund zum FC Bayern München wechseln, glaubte die Zusage seines Arbeitgebers zu haben, doch die Klubbosse des BVB schoben einem Transfer doch noch einen Riegel vor. Jetzt veröffentlichte der "Spiegel" vertrauliche E-Mails und SMS, in denen die Berater des Stürmers der BVB-Führung Wortbruch vorwerfen.

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Seit Monaten beschäftigt das Wechsel-Theater um Robert Lewandowski die Bundesliga. Der Stürmer von Borussia Dortmund teilte seinem Verein im März dieses Jahres durch seine Berater Cezary Kucharski und Maik Barthel mit, dass er seinen 2014 auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde. Die Klubbosse Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc hatten daraufhin die Entscheidung zu fällen, ihren Top-Torjäger entweder vorzeitig zu verkaufen oder nach der laufenden Saison ablösefrei gehen zu lassen. Watzke soll zunächst einem Transfer zugestimmt haben, machte dann aber doch einen Rückzieher. So lautet der Vorwurf von Lewandowskis Beratern.

Jetzt veröffentlichte der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe zahlreiche vertrauliche Schriftstücke, in welchen Lewandowskis Berater der BVB-Führung erneut Wortbruch unterstellen. Dass diese Dokumente beim Nachrichtenmagazin landeten, stößt in Dortmund auf Unverständnis. "Das ist erneut eine einseitige, negative und tendenziöse Berichterstattung - gepaart mit Indiskretionen der Beraterseite", schimpft Zorc in der "Bild". "Für mich ist das äußerst unseriös! Und im Übrigen ist das ganze Thema kalter Kaffee." Ähnlich ist die Reaktion Watzkes, der das Thema als "Senf nach der Mahlzeit" bezeichnet.

BVB wollte mindestens 25 Millionen Euro

Hintergrund ist die "Spiegel"-Veröffentlichung von SMS und E-Mails zu der Wechseldiskussion. Das Nachrichtenmagazin hatte berichtet, dass Watzke den Beratern von Lewandowski Gesprächsbereitschaft signalisiert habe, sollte ein Klub dem BVB einen Nettoerlös von mindestens 25 Millionen Euro zahlen.

Der Anwalt Tom Eilers wurde daraufhin von Lewandowski-Manager Barthel beauftragt, das Besprochene nachträglich schriftlich zu fixieren. Der Inhalt dieses Schreibens liegt dem "Spiegel" als E-Mail vor: "Wie besprochen habe ich Michael Zorc gebeten, die zwischen euch am Dienstag besprochene fixe Ablösesumme von 25 Millionen Euro und die Geltung der Beraterbeteiligung am Transfererlös wie vereinbart schriftlich zu bestätigen. Insoweit hat er mir gegenüber klargestellt und auch bestätigt, dass der BVB bereit ist, Robert im Sommer gehen zu lassen, wenn bis zum 15. Mai spätestens ein Transfervertrag zustande kommt." Zorc wollte diese Vereinbarung demnach aber nur mündlich treffen. "Er hat mir versichert, dass diese Zusage gilt, aber nicht schriftlich seitens des BVB bestätigt werden wird", heißt es in dem Schreiben weiter.

Die Lewandowski-Seite verstand diese Notiz als sichere Zusage für einen Wechsel. BVB-Geschäftsführer Watzke erklärte stattdessen: "Der Anwalt hat Michael Zorc da offensichtlich nicht richtig verstanden." Daraufhin eskalierte der Streit zwischen beiden Parteien. Der "Spiegel" schreibt, dass ein BVB-Funktionär Lewandowskis Management per SMS "Arschlochverhalten" vorwarf. Barthel wiederum beschimpfte Zorc am Telefon als "Lügner". Und noch vor wenigen Wochen schrieb Kucharsky eine E-Mail an die BVB-Bosse, in welcher er den Umgang des BVB mit Lewandowski als "unmenschlich" beschrieb. In einer weiteren E-Mail hieß es: "Er möchte unbedingt weg von Euch!!!!!!!!!"

Lewandowski bestätigt Transfer zum FC Bayern

Doch Lewandowski ist immer noch da. Und mit einer deutlichen Gehaltserhöhung auf rund fünf Millionen Euro wurde der Stürmer vorläufig zufrieden gestellt. Ohnehin schienen die Wogen zwischen Lewandowskis Beratern und BVB-Führung eigentlich wieder weitestgehend geglättet zu sein. Dass das Thema durch die Weitergabe der Dokumente an den "Spiegel" nun wieder hochkocht, verstimmt die Dortmunder Führung. Über die Intention der Berater lässt sich lediglich spekulieren. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie ihr Image aufpolieren wollen, nachdem sie mehrfach öffentlich als unseriöse Geschäftsleute angeprangert wurden.

Spätestens ab dem 1. Juli 2014 werden Watzke und Zorc mit Lewandowskis Beratern nichts mehr zu tun haben. Der Stürmer hat längst klar gemacht, dass er zur kommenden Saison nicht mehr für den BVB auflaufen wird. Nach dem 2:0-Erfolg im DFB-Pokal bei 1860 München verriet der Pole, dass er zum FC Bayern wechseln werde. Auf die Frage eines Journalisten, ob er im Januar endlich seinen anvisierten Wechsel zu den Münchnern bekanntgeben könne, antwortete der Stürmer: "Ja. Weil ich dann auch offiziell den Vertrag unterschreiben kann."

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