Toni Kroos glaubt, es könne für homosexuelle Fußball-Profis nach wie vor kompliziert sein, ihr Coming-out während der aktiven Karriere zu haben. Dafür nennt der deutsche Nationalspieler auch einen Grund.
Bis heute hat sich kein aktiver Profi im Männerfußball offen zu seiner Homosexualität bekannt.
"Mein gesunder Menschenverstand sagt mir natürlich, dass das im 21. Jahrhundert jeder frei ausleben sollte", sagte er dem Magazin. "Ich weiß aber nicht, ob ich jemandem raten würde, sich als Aktiver zu outen."
Beschimpfungen durch gegnerische Fans
Seine Zurückhaltung begründete der deutsche Nationalspieler mit den Emotionen der Fans: "Auf dem Platz wird ja manchmal mit gewissen Wörtern um sich geworfen, und bei den Emotionen der Fans im Stadion könnte ich nicht dafür garantieren, dass derjenige nicht doch abgewertet und beschimpft wird."
Der 30-Jährige fügte hinzu: "Das sollte nicht der Fall sein, und der Profi, der sich outet, hätte auch bestimmt viel Unterstützung von allen Seiten, ob das aber in einem Stadion voller gegnerischer Fans auch der Fall ist, bezweifle ich."
Kroos: "Kein durchgehender Vorteil"
Jeder Spieler müsse für sich persönlich entscheiden, ob das alles eher ein Vor- oder Nachteil sei. "Aber ein durchgehender Vorteil wäre es, glaube ich, auch heute noch nicht", findet Kroos.
Im Jahr 2014 hatte der heutige Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger, sein Coming-out - allerdings erst nach seinem Karriereende.
Im Dezember vergangenen Jahres hatte sich auch Julian Nagelsmann zu dem Thema geäußert. Der Leipzig-Trainer schlug damals in eine ähnliche Kerbe wie Kroos. "Ich würde nicht von vornherein sagen: 'Oute dich.' Denn wir müssen uns nichts vormachen: Die Fußballwelt ist eine Männerdomäne, in der nicht jeder offen für gleichgeschlechtliche Liebe ist", sagte Nagelsmann.
Verwendete Quellen:
- gq-magazin.de: "Toni Kroos im Interview: 'Ungerechtigkeit macht mich extrem sauer.'"
- bild.de: "'Coming-out im Fußball immer noch schwierig'"
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