Kurz vor der Weltmeisterschaft in Brasilien ist die Nationalmannschaft wieder in aller Munde - im wahrsten Sinne des Wortes: Sie wirbt für verschiedene Lebensmittel, die nicht unbedingt ins Bild des gesundheitsbewussten Sportlers passen.

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Jogi Löw sitzt auf einem Kickertisch, stößt mit Mats Hummels mit einer Flasche Bier an. Bitburger ist seit 20 Jahren Sponsor des Deutschen Fußball Bundes (DFB). Bier und Fußball, das gehört einfach zusammen. Doch ist das auch mit dem Gedanken von Sport und Gesundheit zu vereinen? Immerhin ist die DFB-Elf in diesem Jahr in einer Kampagne für alkoholfreies Bier zu sehen. Dr. Joachim Latsch, Oberarzt für präventive und rehabilitative Sport- und Leistungsmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln, bestätigt sogar die positiven Effekte von alkoholfreiem Bier. "Es enthält Elektrolyte", erklärt er, also wichtige Baustoffe, die der Körper braucht.

Doch während Podolski und Co. mit 0,0-prozentigem Bier anstoßen, greifen die Fans doch eher zur alkoholischen Variante. Bier als Durstlöscher nach dem Sport hält Latsch für keine gute Idee. "Dann lieber erst etwas anderes zum Ersatz verlorener Flüssigkeit trinken und im Anschluss mit einem Bier anstoßen." Generell sei Bier, solange es nicht übermäßig konsumiert wird, aber nicht gesundheitsschädlich.

Chips sind kein Bestandteil der Sporternährung

Während die Kampagne für alkoholfreies Bier also aus sportmedizinischer Sicht noch zu verantworten ist, sieht es mit einer anderen Werbung ganz anders aus. Bastian Schweinsteiger ist der Markenbotschafter von funny-frisch und lässt sich vom Unternehmen zitieren: "Mein Bruder und ich waren schon als Kinder verrückt nach Kartoffelchips und die von funny-frisch waren uns immer die liebsten." Er sagt, in seiner Mannschaft sorge er immer für Knabbereien.

Dr. Joachim Latsch hält das für fragwürdig. "Für jeden Ernährungsmediziner sind Chips das Grauen", sagt er, "sie sind kein Bestandteil der Sporternährung". Kartoffelchips enthalten viel Fett, unter anderem schädliche Transfette. Auch der Salzgehalt ist hoch. Als gesunden Snack würde der Arzt eher Reiscracker oder eine Nussmischung empfehlen. Auch Nüsse bestehen zwar aus viel Fett, allerdings handelt es sich dabei um ungesättigte Fettsäuren, die sogar gut für den Organismus sind.

Nutella zum Frühstück

Sternekoch Holger Stromberg ist in Brasilien für die Verpflegung der deutschen Mannschaft verantwortlich. Beim Frühstück wird auch Nutella auf den Tisch kommen. Dem Hamburger Abendblatt sagte er, der Aufstrich sei "zwar sehr kalorienreich, aber wir haben ja kein Kalorienproblem in der Mannschaft. Wir müssen ja auch Energie in die Jungs reinbringen – zudem macht die Dosis immer das Gift." Eine Creme mit viel Fett und Zucker, kann das gesund sein?

Latsch findet den Verzehr des Haselnussaufstrichs in Maßen in Ordnung. Generell empfiehlt der Sportmediziner als Frühstück für Sportler: "Man sollte eher leicht frühstücken und nicht zu viele Ballaststoffe essen, z.B. viel Vollkornbrot, Rohkost oder Müsli, wenn man direkt danach Leistung bringen muss. Der Körper ist sonst zu lange mit der Verdauung beschäftigt und das kann die Leistung einschränken oder Bauchbeschwerden verursachen."

Für Leistungssportler sei es nicht problematisch, auch gelegentlich etwas fett- und zuckerreicher zu essen, da sie einen hohen Energieverbrauch haben und das mit mehr Kalorien decken müssen. Je nach Sportart könne dieser bis zu zehn Mal so hoch sein wie bei normalen Menschen, schätzt Latsch. Fußball sei jedoch nur eine mittlere Belastung. Als ideale Ernährung für die Fußballer empfiehlt der Experte etwas mehr Kohlenhydrate und Eiweiße, aber gleichbleibenden oder niedrigeren Fettgehalt als in der normalen Kost eines Nicht-Sportlers.

Fragwürdige Sammelaktion

Aktuell zieren Kinderfotos die Verpackungen der Kinder Schokolade. "Na, erkannt?" steht darüber. Lukas Podolski, Mario Götze, Mats Hummels und andere Nationalspieler haben Bilder aus Kindertagen zur Verfügung gestellt, die auf einer WM-Sonderedition des Schokoriegels zu sehen sind. "Mich jetzt selber von der Packung lächeln zu sehen, ist schon toll. Mein Sohn ist auch ganz stolz", sagt Lukas Podolski. Ferrero ist seit langem Partner des Deutschen Fußball-Bunds und nutzt die Gesichter der Sportler für seine Werbezwecke. Zur Zeit gibt es wieder Sammelbilder in vielen Produkten des Konzerns, außerdem eine Aktion, in der man Punkte gegen Fan-Accessoires mit DFB-Logo eintauschen kann.

Für diese Partnerschaft gab es bereits viel Kritik von Seiten von Foodwatch: "Mit einem sportlichen Image lassen sich schnöde Süßigkeiten offenbar besser verkaufen. Vor allem Ferrero hat diese Marketingstrategie perfektioniert, als handele es sich dabei um eine olympische Disziplin", sagt Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne "abgespeist.de". Auch Dr. Joachim Latsch findet diese Art der Werbung problematisch. "Dies ist definitiv ein falsches Signal an die Hauptzielgruppe, nämlich die Kinder. Es suggeriert, dass es lohnenswert ist, diese ungesunden Lebensmittel in großen Mengen zu konsumieren. Für Äpfel, Karotten und Nektarinen gibt es leider keine derartige Kampagne."  © Glutamat

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