Turniermannschaft gegen Heimvorteil: Im Halbfinale der WM 2014 in Brasilien zwischen Deutschland und Brasilien (um 22:00 Uhr live im ZDF und bei uns im Ticker) treffen absolute Weltklassespieler aufeinander. Auf wen kommt es besonders an? In diesen fünf Duellen wird sich das Spiel entscheiden.

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Die brasilianische Nationalmannschaft muss im Halbfinale gegen Deutschland auf zwei ihrer besten Spieler verzichten. Superstar Neymar ist nach seiner Wirbelverletzung zum Zuschauen verdammt und Kapitän Thiago Silva dürfte wegen einer Gelbsperre erst wieder im Finale ran.

Joachim Löw sieht die "Selecao" trotzdem in der Favoritenrolle: "Man sollte jetzt nicht denken, dass die Ausfälle ein Nachteil für Brasilien sind. Brasilien spielt mit 200 Millionen Fans im Rücken", sagte der Bundestrainer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.

Realismus oder taktischen Kalkül? Fest steht: Entscheidet Deutschland diese fünf Duelle für sich, ist das Finale zum Greifen nah:

Philipp Lahm gegen Hulk

Der Unterschied könnte kaum größer sein: Deutschlands rechter Außenverteidiger Philipp Lahm ist gerade einmal 1,70 Meter groß und wiegt 66 Kilogramm. Im direkten Duell trifft er auf Brasiliens Kraftpaket Hulk. Der Flügelstürmer besticht mit Körpermaßen von 1,80 Meter Größe und 85 Kilogramm Gewicht. Lahm sollte es also nicht auf Zweikämpfe ankommen lassen, sondern gefährliche Situationen schon im Vorfeld klären. Das kann der Kapitän der deutschen Mannschaft wie kein zweiter. Nach seinem Wechsel von der Sechs auf die rechte Abwehrseite wirkte er im Viertelfinale gegen Frankreich wieder deutlich sicherer. Seine gefährlichen Vorstöße in die gegnerische Hälfte sollte er auch gegen Brasilien beibehalten.

Neben seiner enormen Physis besticht Angreifer Hulk durch einen ungeheuren Kampfgeist und einen großen Siegeswillen. Obwohl er bei der WM noch kein Tor erzielt hat, ist er immens wichtig für das Spiel der brasilianischen Mannschaft. Durch seine Dynamik und Präsenz zieht er die gegnerische Verteidigung an wie ein Magnet und schafft so Platz für seine Kollegen. Gegen Kolumbien war er ein ständiger Unruheherd.

Benedikt Höwedes gegen Willian

Auf der linken Abwehrseite der Deutschen ist Benedikt Höwedes nicht die Idealbesetzung. Phasenweise macht der Schalker seine Sache defensiv zwar ordentlich, doch wie im Spiel gegen Algerien zeigt er immer wieder große Aussetzer. Gegen Frankreich steigerte er sich im Zweikampfverhalten und ließ hinten kaum etwas anbrennen. In der Bewegung nach vorne ist der gelernte Innenverteidiger jedoch stark limitiert.

Brasiliens Willian wird wohl für den verletzten Neymar in die Startformation rutschen. Anders als der Superstar wird Willian aber über die rechte Angriffsseite kommen. Den zentralen Part im Mittelfeld könnte dann Oscar übernehmen. Flügelflitzer Willian ist ein schneller und technisch starker Spieler. Bei seinen WM-Kurzeinsätzen konnte der Profi vom FC Chelsea aber noch nicht überzeugen. Gegen Deutschland wird ihm zugutekommen, dass mit Oscar ein Vereinskollege an seiner Seite spielt. Das eingespielte Duo könnte mit Kombinationen über rechts für Wirbel sorgen.

Toni Kroos gegen Luiz Gustavo

Toni Kroos und Luiz Gustavo kennen sich gut aus ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Bayern München. Dort sicherte Gustavo oft hinten ab, während Kroos vorne die Fäden zog. In Belo Horizonte treffen sie heute direkt aufeinander. Toni Kroos spielt bislang eine starke WM. In der Position vor Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira glänzte er als Torvorbereiter, Taktgeber und überragender Passspieler. Sein einziges Manko: Er muss torgefährlicher werden. Der 24-Jährige macht viel zu wenig aus seiner brillanten Schusstechnik.

Luiz Gustavo musste im Viertelfinale gegen Kolumbien wegen einer Gelbsperre aussetzten. Gegen Deutschland dürfte er zu 100 Prozent fit sein. Der Sechser ist Brasiliens Mittelfeldmotor. In der Defensive überzeugt er durch Abgeklärtheit und Zweikampfstärke. Doch auch im Spiel nach vorne kann er seine Qualitäten einbringen. Dazu gehören schörkellose Pässe und ein gutes Auge. Fast immer leitet er das schnelle Umschaltspiel der Brasilianer ein.

Thomas Müller gegen Marcelo

Thomas Müller startete mit vier Toren in der Vorrunde furios in das WM-Turnier. In der K.o-Runde traf er bisher nicht mehr. Jetzt ist der Münchner heiß auf sein nächstes WM-Tor. Doch gegen Brasilien wird Müller erneut in seiner Funktion als "Raumdeuter" gefragt sein. Auf dem rechten Flügel soll er für Betrieb sorgen und bestenfalls Miroslav Klose mit gefährlichen Vorlagen füttern. Trotzdem: Für ein Tor ist Müller immer gut.

Müllers Gegenspieler ist Marcelo. Der Außenverteidiger ist spielintelligent und setzt immer wieder zu gefährlichen Flügelläufen an. Wegen seiner offensiven Ausrichtung kommt er aber in der Abwehr oft einen Schritt zu spät und steigt dann überhart ein. So könnte Müller Freistöße in aussichtsreicher Position heraus holen. Und Standards sind eine deutsche Stärke bei dieser WM.

Miroslav Klose gegen Dante

Der Ex-Bayernspieler gegen den aktuellen Münchner: Laut "Bild" wird Miroslav Klose auch gegen Brasilien im Sturmzentrum beginnen. Der 36-Jährige will den alleinigen WM-Tor-Rekord. Dafür fehlt ihm noch ein Treffer. Wegen seiner Quote ist Klose bei den Brasilianern gefürchtet.

Auch Innenverteidiger Dante dürfte top motiviert ins Spiel gehen. Durch die Sperre von Kapitän Thiago Silva kommt er zu seinem ersten WM-Einsatz für die "Selecao". Silva war defensiv bislang der beste Mann der Brasilianer. Für Dante ist es fast unmöglich den Leader zu 100 Prozent zu ersetzen. Der Lockenkopf ist zwar kopfballstark und beherrscht die Spieleröffnung, ihm fehlt jedoch die Erfahrung und er geht immer wieder ungestüm in die Zweikämpfe.

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