Das Traumduell ist perfekt - und ausgerechnet der Superstar fehlt. Wenn Deutschland am Dienstag im Halbfinale der WM 2014 auf Brasilien trifft, wird Neymar nicht auf dem Feld stehen können. Ein Wirbelbruch bedeutet das WM-Aus für den 22-Jährigen. Gegen die DFB-Elf fehlt der Selecao auch noch Thiago Silva aufgrund einer Gelbsperre.
Noch überwiegt die Freude in Brasilien. Durch einen zum Ende hin mühsamen 2:1-Erfolg über Kolumbien steht die Selecao im Halbfinale der WM 2014: In dem Turnier, in dem für den Gastgeber nichts anderes als der Titel zählt. Dementsprechend feierte ein großer Teil des fast 200 Millionen Menschen zählenden Landes den Erfolg über Kolumbien bis in die Nacht.
Freude wird überschattet von Neymar-Ausfall
Doch spätestens dann, wenn auch bei den Fans der Fokus auf die Partie gegen Deutschland gerichtet ist, wird sie ein mulmiges Gefühl beschleichen. Nicht nur, weil Brasilien vor dem deutschen Team großen Respekt hat. Sondern vor allem, weil im Halbfinale die beiden wichtigsten Spieler der Selecao ausfallen werden. Abwehrchef Thiago Silva verpasst das Match aufgrund einer Gelbsperre. Bayern Münchens Dante wäre sein möglicher Ersatz. Weitaus tragischer ist der Ausfall des Superstars Neymar, unverzichtbarer Fixpunkt im brasilianischen Spiel. Er hat sich einen Wirbelbruch zugezogen und fällt für den Rest der Weltmeisterschaft aus.
"Er weinte vor Schmerzen", sagte Brasiliens Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari nach dem Spiel gegen Kolumbien. Neymar erlitt nach einem harten Foulspiel von Juan Zuniga eine Rückenverletzung. Später dann die traurige Gewissheit: Der Superstar vom FC Barcelona fällt mit einem gebrochenen Lendenwirbel länger aus.
Im brasilianischen Fernsehen waren Bilder zu sehen, wie Neymar auf einer Trage am Tropf in ein Krankenhaus getragen wurde. Brasiliens bekanntester TV-Kommentator Galvao Bueno sprach von einer "Aggression" Zunigas und einem "kriminellen Vorgang". An die Adresse des Unparteiischen fügte er hinzu: "Dieser Schiedsrichter war ein Desaster."
Kann Neymar ersetzt werden?
Mit dem Ausfall Neymars sinken die Chancen der Selecao auf ein Weiterkommen immens. Neymars vier Turniertore spiegeln nicht einmal ansatzweise seine Wichtigkeit für sein Team wider. Der Superstar ist stets anspielbereit, schafft Räume für seine Mitspieler und setzt diese immer wieder gekonnt in Szene. Zudem übernimmt er Verantwortung, wenn sein Team ihn braucht. Im Achtelfinale gegen Chile ließ er sich als fünfter Schütze nominieren - und verwandelte eiskalt. Eine Parade von Torwart Julio Cesar besiegelte daraufhin den Einzug ins Viertelfinale.
Jetzt steht fest: Die WM ist für den 22-Jährigen gelaufen. Und die Frage stellt sich: Wer soll ihn ersetzen? Hulk? Fred? Willian? Jo? Alle habe sie nicht die Klasse eines Neymar.
Ohnehin sind die Leistungen Brasiliens bis dato alles andere als überzeugend. Das änderte auch die Partie gegen Kolumbien nichts. Für die neutralen Fans war vor allem die erste Halbzeit äußerst spektakulär. Immer wieder drangen beide Offensivreihen durch die schlecht organisierte Abwehrkette durch - es entwickelten sich torgefährliche Szenen auf beiden Seiten. Schlussendlich fielen dann doch alle drei Tore nach Standardsituationen. Silva staubte nach einem Eckball ab, David Luiz hämmerte einen Freistoß in den Winkel und Kolumbiens James Rodriguez traf vom Elfmeterpunkt.
Die DFB-Elf wäre also gut beraten, am kommenden Dienstag (22:00 Uhr live bei uns im Ticker) Standardsituationen zu verhindern - und diese selbst in der Offensive zu kreieren.
Die deutsche Mannschaft hat jedenfalls beste Chancen, die bisher eher schlechte Bilanz gegen Brasilien aufzupolieren. Bislang konnte Deutschland nur vier der 21 Partien gegen die Selecao gewinnen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.