Yes you can, Klinsi! Nach dem Achtelfinaleinzug plant Jürgen Klinsmann mit seinen US-Boys heute um 22:00 Uhr (live im ZDF und bei uns im Ticker) den nächsten Coup bei der WM 2014 in Brasilien. Gegner diesmal: Geheimfavorit Belgien mit dem früheren Schalker Marc Wilmots als Coach. Doch klarer Außenseiter sind die Amerikaner nicht. So könnten sie für die nächste Sensation sorgen.
Das Überstehen der Gruppenphase war für die USA bereits ein großer Erfolg. Der zweite Platz in einer harten Gruppe mit Portugal, Ghana und Deutschland löste im Heimatland der US-Boys eine bis dahin nicht gekannte Fußball-Euphorie aus. Selbst Präsident Barack Obama ließ sich vom "Soccer"-Fieber anstecken und verkündete ganz amerikanisch mit überbordendem Optimismus: "Wir haben die Chance, die WM zu gewinnen."
Auch wenn dieser Ausspruch eher Wunschdenken als realistische Einordnung ist: Das Team von Jürgen Klinsmann scheint bei der WM in Brasilien noch viel vorzuhaben. "Wir dürfen nicht zufrieden sein", betonte der ehrgeizige Schwabe vor dem Achtelfinalduell im "Kicker". In der K.o.-Runde trifft sein Team nun auf Belgien. Die Mannschaft, die vor der WM von vielen Experten als größter Geheimfavorit genannt wurde. Doch die USA sind in diesem Duell nicht chancenlos.
Belgiens Schwächen erkennen
Betrachtet man nur die Ergebnisse, ist Belgiens Ruf als WM-Favorit mehr als verdient. Belgien ist seit 13 Pflichtspielen ungeschlagen, in der Vorrunde gewann das Team von Trainer Marc Wilmots alle drei Spiele und zog souverän ins Achtelfinale ein.
Spielerisch blieben die hoch veranlagten Belgier bislang allerdings einiges schuldig. Alle Vorrundenspiele endeten knapp (2:1 gegen Algerien, 1:0 gegen Russland und 1:0 gegen Südkorea) und hätten durchaus auch gegen Belgien laufen können. Vor dem Achtelfinale stellt sich die Frage, ob Belgien sein Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft hat oder bereits am Limit spielt.
Bislang mussten sich die "Roten Teufel" vor allem auf das glückliche Händchen von Wilmots verlassen. Drei der vier WM-Tore wurden durch Einwechselspieler erzieht. Diese "Joker-Stärke" bedeutet aber gleichzeitig, dass die Mannschaft vor den Einwechslungen zu harmlos agiert. Und genau hier muss Klinsmann ansetzen.
Der Schlüssel könnte sein, in der Anfangsphase hohen Druck auszuüben, ein frühes Tor zu erzielen, sich dann auf die Defensive zu konzentrieren und über Konter für Gefahr zu sorgen - ähnlich wie im Gruppenspiel gegen Ghana, als die US-Boy durch das Tor von Clint Dempsey bereits nach einer halben Minute in Führung gegangen waren.
Für diese Überlegung spricht auch, dass Wilmots gegen die USA auf eine wenig eingespielte Abwehrkette setzen muss. Große Verletzungssorgen zwingen den Ex-Schalker zu diesem Schritt. Innenverteidiger Anthony Vanden Borre zog sich im Spiel gegen Südkorea einen Wadenbeinbruch zu. Linksverteidiger Thomas Vermaelen wird nach muskulären Problemen nicht mehr rechtzeitig fit. Und auch der Einsatz von Kapitän Vincent Kompany (Leistenprobleme) ist noch fraglich. Darüber hinaus ist Mittelfeldspieler Steven Defour wegen seiner zweiten Gelben Karte gesperrt.
Auf die eigenen Stärken vertrauen
Auch wenn Jürgen Klinsmann und sein Trainerstab genauestens über die Schwächen des Gegners Bescheid wissen - entscheidend werden für die USA die eigenen Stärken sein. Dazu zählt insbesondere das kompakte Mittelfeld mit der Doppelsechs Jermaine Jones und Kyle Beckerman. Sowohl der Schalker Jones als auch Beckerman sind mit ihrer robusten Spielweise eine unangenehme Hürde für jeden Gegner. Während Beckerman nach hinten absichert, kann sich Jones immer wieder ins Spiel nach vorne einschalten und selbst zum Abschluss kommen.
In der Offensive könnte in Jozy Altidore nach überstandener Oberschenkelverletzung der große Hoffnungsträger der Amerikaner zurückkehren. Dempsey, der trotz Nasenbeinbruchs alle Gruppenphasen-Partien auf der ungewohnten Position im Sturmzentrum absolviert hat, könnte dann wieder auf seine angestammte Mittelfeldposition zurückkehren.
Marc Wilmots hat die Stärken der Amerikaner bereits erkannt und warnt vor der Physis des US-Teams: "Körperlich ist es wirklich eine kräftige Mannschaft. Wir bereiten uns auf einen Krieg vor." Worte, die dem großen Motivator Klinsmann sicherlich in die Hände spielen.
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