Es geht in die heiße Phase der WM 2014! Ab Freitag treffen die besten acht Teams aufeinander. Dann erhoffen wir uns ein hohes Niveau auf dem Platz - sowohl von den Spielern als auch von den Referees. Das gilt aus deutscher Sicht insbesondere für den Argentinier Nestor Pitana, der die Partie Frankreich gegen Deutschland leiten wird. Wie haben sich Pitana und dessen Schiedsrichter-Kollegen bei dieser Weltmeisterschaft bislang geschlagen? Unser Schiri-Check vor dem Viertelfinale.
Die WM 2014 war etwas über eine Stunde alt, da hatte sie bereits den ersten großen Aufreger. Nach einem hauchzarten Zupfer von Kroatiens Dejan Lovren an der Schulter von Brasiliens Stürmer Fred entschied Schiedsrichter Yuichi Nishimura auf Strafstoß für die Selecao. Neymar sagte artig danke und verwandelte eiskalt zum vorentscheidenden 2:1 für die Gastgeber. Der "Kicker" sprach nach Nishimuras Pfiff von einer "skandalösen Elfmeterentscheidung".
Doch auch die Kollegen des japanischen Referees machten es zunächst nicht besser. Kolumbiens Unparteiischer Wilmar Alexander Roldan Perez verweigerte einen Tag nach dem Eröffnungsspiel gleich zwei Treffern von Mexikos Giovani dos Santos gegen Kamerun (1:0) die Anerkennung, da sein Assistent Humberto Clavijo fälschlicherweise Abseits anzeigte. Für Clavijo hatte das Folgen: Die Fifa schickte den Assistenten wenige Tage später heim.
Schwarzer Tag für Nicola Rizzoli
Wer glaubte, dass ein europäischer Top-Schiedsrichter seine Sache besser macht, sah sich schnell getäuscht. Der Italiener Nicola Rizzoli, der 2013 das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München (1:2) geleitet hatte, fiel bei der Partie zwischen Spanien und den Niederlanden (1:5) zunächst auf eine Schwalbe von Spaniens Diego Costa rein, um diesen Patzer mit einem weiteren Fehler "auszugleichen": Als der Niederländer Robin van Persie Torwart Iker Casillas unfair im Fünfmeterraum anging, blieb die Pfeife stumm - Stefan de Vrij verwandelte zum 3:1.
"Was ist nur mit den Schiris los?", fragte sich die Fußball-Welt. Und die immense Kritik zeigte offensichtlich Wirkung. Die Fehlerquote der Unparteiischen nahm merklich ab. Doch natürlich stellten sich die Patzer nicht gänzlich ein: Dem Iran (gegen Argentinien), Russland (gegen Belgien), Mexiko (gegen Kroatien) und Costa Rica (gegen Griechenland) wurden fälschlicherweise Strafstöße verwehrt. Des Weiteren hätten der Franzose Paul Pogba nach einem wüsten Gerangel mit dem Honduraner Wilson Palacios die Rote Karte sehen müssen - genauso wie Uruguays Luis Suarez für seinen Biss gegen Italiens Giorgio Chiellini. Im Gegenzug war der Platzverweis für Italiens Claudio Marchisio nach einem Einsteigen gegen den Uruguayer Arevalo Rios zu hart - eine Gelbe Karte hätte hier ausgereicht.
Markus Merk mit den Schiedsrichtern unzufrieden
Trotz der alles in allem deutlichen Leistungssteigerungen der Unparteiischen ist Deutschlands ehemaliger Fifa-Schiedsrichter Dr. Markus Merk mit der Performance seiner ehemaligen Kollegen unzufrieden. "Es ist schon erstaunlich, wie viel die Unparteiischen bei dieser WM durchgehen lassen", sagte der 52-Jährige bei "11freunde.de": "Außerdem vermisse ich eine klare Linie. Man weiß nie, wann es nun eine Gelbe Karte gibt und wann nicht."
Einer, auf den dieser Vorwurf nicht zutrifft, ist Nestor Pitana, der Schiedsrichter der Partie Frankreich gegen Deutschland. Der 39-Jährige wird den Klassiker im Viertelfinale leiten. Für Pitana ist es bereits das vierte Spiel als Referee - und das vollkommen verdient. Denn die bisherigen Leistungen Pitanas waren sehr stark. In der Partie zwischen Russland und Südkorea (1:1) blieb der 39-Jährige weitestgehend fehlerfrei, einzig die Gelbe Karte für Heung-Min Son war übertrieben. Tadellos waren Pitanas Auftritte bei den Spielen USA gegen Portugal (2:2) und Honduras gegen die Schweiz (0:3). In beiden Matches musste Pitana bei vermeintlichen Foulspielen im Strafraum über einen möglichen Elfmeter entscheiden. Beide Male ließ Pitana weiterspielen - und lag damit in beiden Fällen richtig.
Nestor Pitana leitet Deutschland zum ersten Mal
Ob die Ansetzung Pitanas ein gutes Omen für Frankreich oder Deutschland ist, ist ungewiss. Der 39-Jährige leitete in seiner bis dato vier Jahre andauernden Fifa-Karriere weder Spiele der "Equipe Tricolore" noch des DFB-Teams.
Die Nominierung des Argentiniers Pitana macht auch dem deutschen WM-Schiedsrichter Felix Brych Hoffnung auf einen weiteren WM-Einsatz. Im Gegensatz zu voreiligen Medienberichten hat der Bundesliga-Referee den Fifa-Regularien zufolge durchaus noch die Möglichkeit, ein WM-Spiel zu pfeifen, obwohl das DFB-Team noch im Wettbewerb ist.
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